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Handelsunion in Wien

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Der Verfasser, bekannt durch umfangreiche Studien über Friedrich List, löst aus dem Werk des genialen Schwaben jene Elemente heraus, die er als Ansätze zu einer politischen Soziologie klassifiziert. Dabei zeigen sich bemerkenswerte Bezüge zur Gegenwart, sowohl zur Theorie als vor allem zur wirtschaftspolitischen Praxis.

Der wesentliche Begriff im Denken von List, von dem aus er die Beziehung zur Wirtschaftspraxis herzustellen sucht, ist der Begriff der Produktionskraft. Aus ihm versucht List eine Art Praxeologie der nationalen Wirtschaft zu entwickeln, die bis dahin lediglich entweder eine besondere Form von Fürstendienst oder Bemühen, den höchstpersönlichen Gewinn zu optimieren, gewesen war. Nunmehr sollen Einzelkraft und Einzelwille zum Ganzen einer Ge-. samtkraft und eines Gesarotwillens gefügt und ihre Effekte allen dienstbar sein. Auch der Plan eines „Handelsreiches Deutscher Nation“ liegt auf der Linie Listscher Konzepte im Rahmen seiner makroökonomischen Produktivitätsvorsteliungen. Noch im Jahr seines Todes (1846) legt List den Plan einer zentraleuropäischen Handelsunion mit Wien als Mittelpunkt vor.

Neben seinen wirtschaftspolitischen Konzepten ist List als Liberaler in ständigem Konflikt mit der Obrigkeit in einem Land, das nur Restauration, aber nicht Revolution zu kennen scheint und den Gehorsam zum Rang einer Tugend höchster Ordnung erhebt.

Der Verfasser versteht es, wenn auch bisweilen in einer schwer lesbaren Darstellungsdichte, den Politiker List, für den die Wissenschaft Instrument zur Durchsetzung seiner Vorhaben ist, in den Grundzügen seines Denkens vorzustellen.

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