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Sensibilität & Zweifel

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Jede Ausstellung erhebt den Anspruch, bestimmte Themen und Fragestellungen zu bezeichnen und möglichst neue Antworten zu geben. Das gilt umso mehr bei komplexen Problemstellungen, wie es die Neue Sachlichkeit ist. Der Begriff wurde durch eine Ausstellung 1925 in Mannheim von Gustav Friedrich Hartlaub geprägt. Damit trat eine Kunstrichtung programmatisch in Erscheinung und wurde Gegenstand des kunsthistorischen Diskurses, der, wie diese Ausstellung zeigt, noch immer aktuell ist.

Klaus Albrecht Schröder grenzt das Thema vorerst einmal geographisch und zeitlich ein: „Neue Sachlichkeit in Österreich 1918 bis 1938”. Viele der ausgestellten Bilder überschneiden sich mit der 1984 in Wien gezeigten Ausstellung „Abbild und Emotion - Österreichischer Realismus 1914-1944”. Demgegenüber möchte die Ausstellung im Kunstforum die Neue Sachlichkeit aus dem österreichischen Realismus herausnehmen und als einen spezifischen und homogenen Stil darstellen.

Für die ausgestellten Bilder charakteristisch ist eine geradezu anti-naturalistische Haltung gegenüber der Wirklichkeit. Verzicht auf die Wiedergabe der stofflichen Erscheinung, uneinheitliche Raumkonstruktionen mit verschiedenen Fluchtpunkten, Isolierung der Objekte aus Zusammenhängen, irreale Raum-, Stadt- und Landschaftsansichten verfremden die Bild Wirklichkeit und lassen die gewohnte Dingwelt fragwürdig erscheinen.

Genau diese Zweifel am Alltäglichen und die Sensibilität der Darstellungsweise grenzen die Neue Sachlichkeit aber auch deutlich von faschistischer Blut- und Boden-Kunst 'ab - in deren Umfeld viele der Künstler fälschlicherweise gesehen wurden. Die Auseinandersetzung mit den vertrauten und weniger bekannten Gemälden und Graphiken lohnt sich - nicht nur, weil viele der ausgestellten Bilder aus Privatbesitz und sonst nicht zu besichtigen sind.

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