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Proteste machen sich bezahlt

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Die deutsche evangelische Theologin Ulrike Schelander, seit kurzem neue Geschäftsführerin von Greenpeace Osterreich, über ihr Pläne und Zielsetzungen.

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Die deutsche evangelische Theologin Ulrike Schelander, seit kurzem neue Geschäftsführerin von Greenpeace Osterreich, über ihr Pläne und Zielsetzungen.

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DIE FURCHE: Worin sehen Sie Ihre Hauptaufgabe als neue Chefin von Greenpeace Österreich? ulrike schelander: Mein Schwerpunkt wird darin liegen, daß ich mich in die inhaltliche Arbeit aktiv einmischen und einen organisatorischen Entwicklungsprozeß in Gang setzen werde. Ich möchte Greenpeace so effizient wie möglich machen. Nach außen hin sind wir das bereits, im Inneren bedarf es da noch einiger Entwicklungen. Vor allem geht es mir darum, Entschei-dungsprozesse transparent zu machen.

IMEFURCHE: Ist Ihr Umwelt-Engagement auch religiös motiviert? schelander: Das kann man sicher sagen. Niemand kann als Mensch gut leben, wenn die Welt nicht in Ordnung ist. Ich habe mich schon während meines Studiums besonders gern mit Ethik beschäftigt. Es ging um Fragen wie: wie gehen Menschen miteinander um? Wie gehen wir mit der Natur um? Ich nutze jetzt meine ganzen Energien und meine Arbeitskraft für den Schutz der Umwelt.

DIEFURCHE: Mit welchem Gefühl verfolgen Sie die Proteste von Greenpeace gegen diefranzösischen Atomversuche auf dem Mururoa-Atoll? Hat es sieh gelohnt, so viel Geld für ein Medienspektakel auszugeben?

SCHELANDER: Wir haben weltweite Unterstützung erreicht, und das ist sehr viel. Aber ich weiß nicht, ob es realistisch war zu meinen, wir könnten die Tests verhindern. Man muß die Relation sehen: Hier Greenpeace, dort die französische Regierung. Es wäre natürlich wahnsinnig schön gewesen, wenn wir die Atomtests hätten verhindern können. Vor allem, wenn man die Stärke der Explosionen bedenkt. Die machen mich wirklich sehr betroffen.

Aber Frankreichs Präsident Chirac ist jetzt massiv unter Druck geraten, und das ist einiges wert.

DIEFURCHE: Wird Greenpeace ohne spektakuläre Aktionen überhaupt etwas bewirken können in Zukunft? schelander; Ich glaube, daß solche Aktionen immer wieder nötig sind. Ich glaube auch, daß wir manches Mal radikal vorgehen müssen. Wenn ich mir den zweiten Atomtest Frankreichs anschaue, so offenbart sich hier eine Brutalität, bei der man mit Studien oder freundlichen Worten allein nichts mehr erreichen kann.

DIEFURCHE: Greenpeace mußte kürzlich eingestehen, beim Kampf gegen die Versenkung der Olplattform „Brent Spar” im Juni mit falschen Zahlen operiert zu haben. Die 5.500 Tonnen Öl, die die Nordsee bei einer Versenkung verseuchen würden, gab es auf der Platform gar nicht schelander: Man muß unterschieden: Was war das Ziel dieser Aktion und welche Nebeneffekte hat es gegeben? Wir wollen verhindern, daß durch die einfache Versenkung einer Öl-Plattform ein Präzedenzfall gesetzt wird. Das haben geschafft. Wir haben eine weltweite Unterstützung gegen solche Versenkungen erreicht, und das finde ich sehr wichtig. Den Meßfehler haben wir nach seiner Entdeckung sofort zugegeben.

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