Die Ausbeutung der Natur

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Nicht nur der Xingu-Fluss und seine Bewohner scheinen unter die Räder des brasilianischen Wirtschaftswunders zu kommen. Nun drohen auch massive Abholzungen des Regenwaldes.

Der Xingu und der Kampf um den Megastaudamm Belo Monte ist längst nicht mehr eine bloße Auseinandersetzung um die Rechte der Bewohner der Region. Der Fluss und der Damm sind Symbole des Umgangs des Menschen mit seinen natürlichen Ressourcen geworden.

Weltstars setzten sich für die unverbaute Erhaltung des Flusses ein: Sting, Bianca Jagger, der Regisseur James Cameron und der umweltbewegte Arnold Schwarzenegger. Doch selbst die Prominenz richtete nichts aus gegen die Wirtschaftsinteressen Brasiliens.

Wenn 2015 die erste Turbine des Belo-Monte-Staudamms in Betrieb geht, dann wird damit eines der umstrittensten Bauprojekte der Welt realisiert. Nicht nur, dass 13.000 Bewohner der Region, meist Angehörige der indigenen Bevölkerung gegen ihren Widerstand ihre Heimat verlieren, weil ihre Dörfer und Siedlungen innerhalb der Ausdehnungen des geplanten Stausees liegen.

Ökosystem in Gefahr

Das Ökosystem des Xingu-Flusses, das schon aktuell von den Einleitungen chemischen Giftmülls aus der Gold- und Bauxitgewinnung betroffen ist, wird einen großen Teil seiner Funktionsfähigkeit einbüßen, meinen Vertreter des deutschen Regenwaldinstitutes. Die brasilianische Regierung hat das Projekt zur Angelegenheit im nationalen Interesse erklärt. Nur so könne Brasilien seinen Aufholprozess gegenüber den Industriestaaten weiter fortsetzen. Tatsächlich würde in der Endausbaustufe 2020 eine Jahresleistung von elf Megawatt Strom aus dem Kraftwerk fließen.

Dieser Darstellung widersprechen namhafte Ingenieure, die meinen, Brasilien würde weitaus mehr Strom gewinnen, wenn es moderne Stromleitungen mit weniger Energieverlust bauen und auf Windkraft und Solarenergie setzen würde.

Solche Vorschläge und Appelle stoßen derzeit bei der brasilianischen Regierung auf taube Ohren. Vielmehr soll nicht nur das Flusskraftwerk gebaut werden. Nun wurde auch der Bewirtschaftungsplan des gesamten Regenwaldareals geändert - mit drastischen Folgen:

Das regierungsnahe Applied Economic Research Institute (Ipea) errechnete, dass bis zu 47 Millionen Hektar bislang geschützter Waldgebiete der landwirtschaftlichen Nutzung preisgegeben wären. Das entspricht der Größe Spaniens.

Das Gesetz sieht vor, dass die Umweltauflagen für Grundbesitzer gelockert werden und dass es eine Amnestie für zurückliegende illegale Rodungen geben soll. Schon in den vergangenen Jahren hatte die illegale Abholzung des Regenwaldes in Brasilien zugenommen. Die Auswirkungen für das Weltklima: Nach einer Studie des Instituts Climate Observatory würden durch die zu erwartenden Abholzungen 25 Milliarden Tonnen CO2 in die Atmosphäre gelangen.

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