Die trügerische Hoffnung Afrikas

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Politiker freuen sich über die Wachstumsraten der afrikanischen Volkswirtschaften. Doch der Fortschritt trügt. Vor allem die Vernachlässigung der Landwirtschaft rächt sich bitter.

Afrika südlich der Sahara boomt weiter. Die Experten des Internationalen Währungsfonds (IWF) sagen nach über fünf Prozent Wachstum 2011 auch für das kommende Jahr einen Anstieg des Bruttosozialprodukts von 5,8 Prozent voraus. In den vergangenen zehn Jahren blühte die Wirtschaft in keinem Erdteil so stark wie hier. "Afrika könnte am Beginn eines Wirtschaftsaufschwungs stehen, so wie China vor 30 Jahren und Indien vor 20 Jahren“, schrieb vor einigen Monaten der IWF euphorisch. Der britische Ex-Premierminister Gordon Brown glaubt sogar, dass das 21. Jahrhundert ein "afrikanisches Jahrhundert“ werden könnte. Doch Zweifel sind angebracht.

Afrikas Blüte speist sich nach wie vor in erster Linie vom Export von Rohstoffen wie Öl, Uran, Titan, Kupfer oder Gold. Sie stehen für etwa zwei Drittel aller Exporte. Nur äußerst langsam kommt sowas wie ein afrikanischer Binnenmarkt voran, gerade mal 14 Prozent des Außenhandels findet innerhalb des Kontinents statt.

Afrika produziert zu wenig Waren - zur Freude der Importeure aus China, Indien oder Südkorea. Zwar hängt Afrika nicht mehr wie früher nur von den Märkten in Europa und den USA ab.

Die neuen Wirtschaftsbande zu China, Indien oder Brasilien machen Afrikas Volkswirtschaften flexibler und unabhängiger. Aber die Exportstruktur hat sich qualitativ nicht groß verändert: Afrika liefert Rohstoffe, die Welt Waren.

Reichtum nur für wenige

Am meisten Sorge muss aber bereiten, dass Afrika angesichts anhaltender Bevölkerungsexplosion keineswegs die Probleme von Armut und Unterentwicklung gelöst hat. Das Elend von Hunderten Millionen Menschen hat viele Ursachen. Von dem enormen Ölreichtum der Länder wie Angola, Südsudan aber auch jenem von Äquatorial-Guinea profitieren derzeit nur wenige.

Nach wie vor lasten Bürgerkriege oder korrupte Eliten auf den Völkern - wie in Somalia, Kongo oder Simbabwe. Es fehlt in vielen Staaten an guten Bildungseinrichtungen, an Straßen, Häfen und Krankenhäusern sowie an ausreichend Energie.

Vor allem aber rächt sich weiter die Vernachlässigung der Landwirtschaft. Mehr als die Hälfte der über eine Milliarde Afrikaner südlich der Sahara lebt von Anbau und Viehzucht. Aber es fehlt noch immer vielerorts an allem: an moderner Technik, an Dünger und geeigneten Lagern, an Straßen und Transportmitteln. Selbst Staaten wie Mosambik, Sambia oder Nigeria mit enorm fruchtbaren Regionen sind von Lebensmittelimporten abhängig. Der Agrarwissenschaftler Andre Louw (Universität Pretoria) beklagt, dass "sich eigentlich in den letzten 50 Jahren nichts verändert hat. Afrika nutzt sein Agrar-Potenzial nicht aus.

Ein Hinweis auf die wirtschaftlich ungewisse Zukunft Afrikas gibt auch Südafrika, die mit Abstand größte Volkswirtschaft des Kontinents. Im besten Fall wird hier 2011 ein Wachstum von gut drei Prozent erreicht, 2012 wird es kaum besser werden.

Auch in dem für Afrika demokratisch vorbildlichen Land am Kap leidet die Wirtschaft unter einer grassierenden Korruption und Vetternwirtschaft, unter bürokratischen Hürden, manchen restriktiven Investitions- und Arbeitsgesetzen sowie dem Mangel an Fachkräften. Zudem verunsichert die Drohung starker politischer Kräfte nach eine Nationalisierung von Schlüsselindustrien wie Bergbau und Banken die Investoren.

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