Cordula Simon, freie Schriftstellerin, hat deutsche und russische Philologie sowie Geschlechterforschung in Graz und Odessa studiert. Zum Zeitpunkt des Flugzeugabsturzes war sie in Italien und nahm sofort über Facebook und Skype Kontakt mit ihren Freunden in Odessa auf.
DIE FURCHE: Wie waren die Reaktionen Ihrer ukrainischen Bekannten?
Simon: Es gab, egal von welcher Seite, große Betroffenheit über den Flugzeugabsturz, aber wie im gesamten Ukraine-Konflikt immer nur gegenseitige Schuldzuweisungen. Jegliche Verschwörungstheorie, die man sich vorstellen kann, wurde ausgepackt, ohne klare Beweislage. Einige meiner Bekannten haben auch versucht, mich von ihrer Wahrheit zu überzeugen.
DIE FURCHE: Sie haben auch Meldungen von der Fake-Control in Odessa bezogen. Was ist das genau?
Simon: Eine Gruppe von Freiberuflern wie Grafiker und Webdesigner hat ukrainisch-, russisch- und englischsprachige Zeitungen nach Meldungen und Berichten durchforstet. Diese hat sie dann auf Social-Media-Plattformen gepostet und versucht, den Menschen klar zu machen, dass sie von sämtlichen Medien permanent manipuliert, und mit Falschmeldungen versorgt werden. Viele Leute sprechen nur eine Sprache, ukrainisch oder russisch. Und sie vertrauen auf die Zeitung, die sie immer schon gelesen haben, ohne zu hinterfragen.
DIE FURCHE: Was ist aus der Fake-Control geworden?
Simon: Mittlerweile existiert sie nicht mehr. Sie wurde von Beginn an angefeindet, und zwar von ukrainischer und pro-russischer Linie gleichermaßen.
