Künstler und Mit-Künstler

Werbung
Werbung
Werbung

Mache wieder mal 'nen Holocaust, komme an mit den Molotowcocktails." Oder" Mein Körper -definierter als von Auschwitz-Insassen." Für solche ekelhaften Zeilen gibt es in Deutschland Preise. Wir hören: Antisemitismus wird zur Kunst, wenn sich Judenfeindlichkeit oft genug verkauft und den Verbreitern Millionen einbringt. In diesem Fall den Rappern Felix Blume alias Kollegah und Farid Hamed El Abdallaoui, bekannt als Farid Bang. In den sozialen Netzwerken haben die Rapper Millionen Follower. Dort präsentiert Kollegah auch ein Video, in dem das Böse, von dem er die Welt heldenhaft erlöst, einen Ring mit Davidstern trägt. Für ihre "Kunst" wurden die Rapper von der Musikindustrie mit dem Echo-Preis belohnt. Mittlerweile ist "Jude" zum beliebten Schimpfwort auf deutschen Schulhöfen geworden. Genauso wie "Schwule Sau" oder "Hurensohn". Die Rapper-Kunst widmet sich ja auch hingebungsvoll der Homophobie und Frauenverachtung, gerne mit Vergewaltigungsszenen.

Nun ist der Echo immer eine Auszeichnung für die besten Verkaufszahlen. Der Deutsche Rap ist nach US-Vorbild die Kunst der Unterschicht. Auch das muss Kunst dürfen: Grenzen überschreiten. Nie sollte man automatisch von der Kunst auf die Künstler schließen. Das gilt auch für Kollegah und Farid Bang. Sie betonen, dass sie für Toleranz stünden. Aber sie tragen bewusst oder unbewusst dazu bei, dass Judenfeindlichkeit in Kinderzimmern und Schulhöfen mit Coolness gleichgesetzt wird. Die Verbreitung von antisemitischen Klischees führt dazu, dass Holocaust-Überlebende bei Vorträgen von Schülern ernsthaft gefragt werden, ob es stimmt, dass Juden die Welt beherrschen und in Deutschland keine Steuern bezahlen. Daran muss man diese Art von Kunst messen. Und wer dafür Preise vergibt, wird zum Mit-Künstler.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung