"Nix verstehen" in Den Haag

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Am Montag wurde beim uno-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag die Anklageschrift gegen den kroatischen General Ante Gotovina verlesen - in Englisch und Serbisch. Um bei der Live-Übertragung diesem Originalton zu entgehen, sorgten einige kroatische tv-Sender für eine Simultanübersetzung ins Kroatische. Andere brachten bewusst den Originalton: "Wir wollten die Realität nicht verschönern."

Jetzt heißt es aber doch, der Unterschied zwischen Wienerisch und Tirolerisch sei oft größer als zwischen Serbisch und Kroatisch, der Unterschied bestehe nur in der Mundart: Während Serben die ekavische Sprachvariante verwenden ("hleb" für Brot ), kennen Kroaten die ijekavische Variante ("hljeb"). Doch ganz scheint diese Sprachverwandschaft nicht mehr zu stimmen - zumindest nicht in Den Haag: Schon der Chef der Serbischen Radikalen Partei, Vojislav Seselj, wollte sich nicht zur Anklage äußern, weil er sie "nicht verstanden" habe - seine Ausrede: Auch kroatische Wörter finden sich in der Anklageschrift. Für Gotovina waren die Vorwürfe des Tribunals ebenfalls unverständlich. "Nix verstehen", die altbekannte Heldenkrankheit scheint wieder einmal auszubrechen - bevorzugt Infizierte: Helden, die keine Helden mehr sind und in Gefahr kommen, nie welche gewesen zu sein. WM

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