Orange Ukraine, blutrotes Burma

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Es sind bestimmt Ukrainer mit Bildern im Kopf von der blutig niedergeschlagenen Safran-Revolution in Burma an diesem Sonntag zur Wahlurne gegangen - froh, dass ihre Revolution vor bald drei Jahren gelungen ist. Und das letztwöchige Zittern darüber, ob und wie brutal das burmesische Militär gegen die Demonstranten vorgeht, hat sicher bei vielen in der Ukraine Erinnerungen wach gerufen: an die kalten Revolutionstage und-nächte und die große Angst, dass der orange Aufstand blutrot umgefärbt wird.

Doch Orange hat gewonnen - damals, und auch bei diesen Wahlen konnte die Revolutions-Ikone Julia Timoschenko mit ihrer Partei wieder einen Sprung nach vorn machen; ein Comeback als Premierministerin scheint nicht ausgeschlossen. Aber auch das gegnerische blaue Lager hat nicht verloren - aus diesen Wahlen wird die Partei von Premier Viktor Janukowitsch wieder als stärkste Kraft hervorgehen. Also alles wie gehabt, die Fortsetzung der Pattsituation, zu deren Beendigung ja eigentlich die Wahlurnen aufgestellt wurden: die selben Akteure, ungefähr gleich stark, die gleichen Koalitionsvarianten, die alle schon ausprobiert wurden und gescheitert sind. Da wundert es nicht, wenn so mancher Ukrainer frustriert ist, so manche Ukrainerin denkt, dass das demokratische Erbe der orangen Revolution schon verspielt ist.

Aber ganz so stimmt das nicht: Das Orange ist zwar matter geworden, aber es ist nicht verblasst: Die OSZE-Wahlbeobachter haben sich zufriedenstellend über die Wahl geäußert - auch keine Selbstverständlichkeit. Und die strikte Unterteilung in nach Russland oder nach dem Westen orientierte Parteien stimmt so auch nicht mehr. Das lässt hoffen, dass die ungute Trennung des Landes überwunden werden kann. Und vielleicht haben die zurecht schon sehr viel über ihre Politiker und Parteien klagenden Ukrainer ja die Bilder aus Burma wieder daran erinnert, wie leicht auch ihre Revolution hätte scheitern können und wie schön selbst ein blasses Orange heute für Burma wäre.

wolfgang.machreich@furche.at

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