Heute muss man Menschen nicht mehr mit Gewalt verschleppen; mit wenigen Versprechungen lassen sie sich massenhaft aus ihrer Armut in die Sklaverei locken.Heute gibt es mehr Sklaven, als seinerzeit von Afrika nach Amerika verschifft wurden. In Schätzungen geht man von weltweit 27 Millionen aus. In den Jahrhunderten nach Columbus' folgenschwerer Entdeckung Amerikas blühte der Sklavenhandel, weil es nicht genügend Arbeitskräfte in der neuen Welt gab. Der Durchschnittspreis für einen Sklaven im Jahr 1850 betrug nach heutigem Geld knapp 40.000 Euro. Heute boomt die Sklaverei aus dem
Der Oberste Gerichtshof hat die vom Staat verordnete Obdachlosigkeit für Flüchtlinge untersagt. Doch der Staat bleibt bei seiner Asylpraxis.Ja, dürfen's denn das?" fragt sich der gelernte Österreicher immer wieder: Wenn die Regierung die Pensionsreformwut packt. Oder wenn die Gewerkschaft deswegen mit Streik und Verkehrskollaps droht. Oder wenn Polizisten - wie am 1. Mai vor vier Jahren - einem Schubhäftling den Mund verkleben, bis dieser daran zu Grunde geht. In solchen Momenten und anderen mehr drängt sich diese Frage auf, aber fast nie gibt es darauf auch eine Antwort. Letzte Woche
Jetzt tun sie so, als wäre die eu-Verfassung nur ein unnützer Zeitvertreib gewesen: Der Kurier kommentiert das eu-Außenministertreffen vom Wochenende in Klosterneuburg als auch für die "in Denksportarten geübten Chorherren ziemlich weltfremd". Die Presse sieht keinen "Aufbruch, eher einen langen, langen Boxenstopp"; die Kronenzeitung ist mit dem Papst in Polen unterwegs; allein der Standard gesteht dem Treffen zu, Europa in "Trippelschritten" ein wenig weitergebracht zu haben.Zunächst: In Tornähe sind immer Trippelschritte gefragt - aber zum Spielverlauf im Detail: Die eu-Verfassung ist
Im Frühjahr 2002 stand eine besorgte Mutter in der Tür des Bremer Rechtsanwalts bernhard docke und sagte: "Mein Sohn ist Häftling in Guantánamo Bay!" Seit dieser Zeit kämpft Docke für die Freilassung des mittlerweile 25-jährigen Murat Kurnaz, der einen Monat nach dem 11. September 2001 nach Pakistan reiste und als "feindlicher Kämpfer" im karibischen US-Gulag landete.Die Furche: Herr Docke, es hat schon öfters geheißen Murat Kurnaz werde aus Guantánamo entlassen und dann ist nichts daraus geworden - was macht Sie jetzt zuversichtlich, dass eine Freilassung kurz bevorsteht?Bernhard
Helmut Wohnout, Historiker und Geschäftsführer des Karl-von-Vogelsang-Instituts, über Kurt Schuschnigg nach 1938.Kurt Schuschnigg 1897-1977BundeskanzlerDie Furche: Was wurde aus Bundeskanzler Kurt Schuschnigg nach dem Anschluss Österreichs an Hitler-Deutschland 1938?Helmut Wohnout: Die ersten Wochen nach seinem Rücktritt am 11. März stand er unter Hausarrest, ab Ende Mai 1938 befand sich Schuschnigg in Gestapo-Haft. Die Nazis überlegten zunächst einen Schauprozess, sind davon aber wieder abgekommen. Ende 1941 wurde Schuschnigg ins kz Sachsenhausen verlegt, wo er die Kriegsjahre als
Sie tragen den gleichen Vornamen und beide wurden ins Präsidentenamt auf der Prager Burg gewählt. Dann ist es aber vorbei mit Gemeinsamkeiten zwischen Václav Havel und Václav Klaus.Der Name Václav ist eine Form von Wenzeslaus oder Wenzel, des tschechischen Namens schlechthin. Wenzeslaus war Herzog von Böhmen im ausgehenden ersten Jahrtausend. Er machte die Böhmen zu Christen und er formte sie zu Böhmen. Dafür erhob man ihn zum Nationalheiligen, er wurde mit Staatskult verehrt und zum "ewigen Herrscher" an der Moldau ernannt. Gemäß dieser Logik überträgt Wenzeslaus seine Macht an
Die Ukrainerin Olga Fedorowna und der ukrainische Frost. Zu Besuch in der Uliza Schischko Nr. 31.W orüber werden Sie schreiben? Über den Frost?" fragt die ukrainische Grenzpolizistin am Flughafen in Charkow. "Gute Idee, ich hab' noch nie über den Frost geschrieben", sage ich. "Aber alle schreiben jetzt über den Frost, Sie müssen noch über etwas anderes schreiben", sagt sie und stempelt mein Einreiseformular. "Gut, ich werde noch was anderes suchen", sage ich und nehme meinen Pass. Und am nächsten Tag, kurz vor Mittag, bei Sonnenschein und minus 30 Grad Celsius finde ich im Haus Nr. 31
Die Wiederwahl von Robert Mugabe zum Präsidenten von Simbabwe brachte das Land vor Wochen in die Schlagzeilen. Im folgenden ein Gespräch über die undemokratischen Praktiken bei der Wahl, die Situation des Landes und die österreichische Entwicklungshilfedie furche: Wir haben hier ein schlechtes Bild von Simbabwe und der Politik, die dort gemacht wird ...Johann Atzinger: Es ist sicher wahr, dass bei den letzten Wahlen einiges nicht so gelaufen ist, wie man es sich wünschen würde. Vor allem die kurz vor den Wahlen geänderte Gesetzgebung gab eindeutig der von der Regierung ernannten
Nicht alles was ein Mensch - auch wenn es sich dabei um eine kluge und interessante Persönlichkeit handelt - in einigen Stunden erzählt, ist geeignet, zwischen zwei Buchdeckeln zu erscheinen.Dasselbe ist mit dem Vortrag von Milan Machovec geschehen, den dieser bei einem Symposium des Forums St. Stephan gehalten hat. "Die Frage nach Gott als Frage nach dem Menschen" titelt die Mitschrift der Gedanken, die der bald 75jährige Machovec in freier Rede und nur mit Hilfe einiger Stichworte vorgetragen hat.Im ersten Teil des Buches schildert Machovec sein Leben, seine geistige Entwicklung zwischen
Beim Everest hatten die Briten vor 60 Jahren die Nase vorn. Den weiteren Verlauf der 8000er-Besteigungen haben jedoch österreichische Bergsteiger mehr als alle anderen geprägt.Versprochen, gehalten! Der erste Vorsitzende der Österreichischen Himalaya-Stiftung, Primarius Rudolf Jonas, Bruder des Bundespräsidenten Franz Jonas, hatte im Februar 1953 in der Österreichischen Touristenzeitung im Namen seines Vereins angekündigt, "alles daranzusetzen, um in dem wissenschaftlichen und sportlichen Wettstreit der Nationen zur Erforschung und Erschließung des Himalaya ehrenvoll zu bestehen“.
Ein hoher deutscher Polizeibeamter hat einem Entführer Gewalt angedroht, um das Leben einer Kindergeisel zu retten. Jetzt sitzt der Polizist für diese Folterdrohung vor Gericht, und das generelle Folterverbot wird zunehmend in Frage gestellt.Bind' ihn auf die Leiter, häng' ihn, peitsch' ihm mit dem Haarseil die Haut vom Leibe, schraub' ihn, gieß ihm Essig ins Nasloch, glühend Eisen - alles gleich..." Aristophanes, der größte griechische Komödiendichter, brauchte sich kein Blatt vor dem Mund zu nehmen, er konnte detailverliebt beschreiben, was Angeklagte zu spüren bekamen, wenn, ja
"St. Virgil ist nicht irgendein Haus", betont der Direktor der Bildungseinrichtung. Und das gilt nicht nur für die Architektur von St. Virgil, das dieser Tage sein 25-Jahr-Jubiläum begeht.St. Virgil - der Name ist uns Programm." Ein blitzgescheiter Mann soll dieser Virgil gewesen sein. Den "Geometer" habe man ihn genannt, weil er schon Jahrhunderte vor Galilei für die Kugelgestalt der Erde eingetreten ist. Den ersten Salzburger Dom ließ er errichten. Eine Domschule geht auf seine Initiative zurück, Schriftsteller war er, geistig ungemein rege ... Hans-Walter Vavrovsky und Peter Braun,
Die schwedische EU-Ratspräsidentschaft wird mit Jahreswechsel den EU-Vorsitz an Spanien weitergeben. Was bleibt, ist das „Stockholmer Programm“, das am EU-Gipfel in der nächsten Woche beschlossen werden soll und die Zusammenarbeit der 27 EU-Mitgliedstaaten in den Bereichen Justiz und Inneres für die kommenden fünf Jahre definiert. EU-Fünfjahrespläne bei der Justiz- und Innenkooperation sind kein Novum, die Programme von Tampere 1999 und Den Haag 2004 sind dem Stockholmer Programm vorausgegangen.Nach Vorstellung der schwedischen Ratspräsidentschaft soll das Programm einen „Fahrplan
Herakles erkannte den Feind nicht. Er hielt die Mähne des Löwen für
den eigenen Bart. Das Verhalten der Gesellschaft gegenüber der Mafia
ist oft ähnlich.
Einen Wahlkampf können sie in wenigen Stunden auf die Beine stellen, bei der Unterkunftssuche für Asylsuchende verlässt sie hingegen ihr Organisationstalent. Sowohl Regierung als auch Opposition konnten ihren Weitblick unter Beweis stellen: vorausschauen, vorausdenken, immer mit einem Fuß schon in der Zukunft - sonst wäre es nicht möglich gewesen, innerhalb kürzester Zeit die Wahlkampfmaschinerie in Gang zu setzen. Da staunt der Laie. Der kluge Politiker baut eben vor, damit er nicht von einem Tag auf den anderen auf der Straße steht.Wenn es jedoch darum geht, dass Asylsuchende nicht
Gefährliche Untiere, die aus Bosheit ins Tal herunterstürzen. So
stellten sich Bergbewohner früher Lawinen vor. Heute analysieren
Computermodelle die Naturgewalt - an Schrecken hat sie deswegen
nichts verloren.
Es ist das gute Recht der Regierung, das Gesundheitssystem auf ihre
Art sanieren zu wollen. Dabei jedoch die politische Kultur des
Landes zu zerstören, ist inakzeptabel.
am 4. Mai 1891 wollte arthur Conan Doyle den berühmtesten Detektiv
der Welt sterben lassen. Doch die Totenruhe währte nicht lange und
Sherlock lebt bis heute.
Unfreie Wahlen sichern, Lokalherrscher stärken und sich in einem regionalen Interessengeflecht verstricken - das werden die 93 österreichischen Soldaten in Afghanistan machen.Was werden die 93 österreichischen Soldaten, die diese Woche nach Afghanistan aufgebrochen sind, die kommenden drei Monate dort machen? Sie werden Parlamentswahlen sichern, die weder frei noch fair ablaufen und eine demokratische Legitimation vorgaukeln, die es nicht geben kann. Vielleicht wird man die Wahlen ohnehin absagen, weil die Geberländer - so wie in anderen Bereichen - auch bei der Wahlfinanzierung ihre
Etwas langatmig, aber irre steilKlettern als Trauma-Bewältigung, Stürzen als Lebensschule. "Durch die Wand" ist die auf eine Steilwand im Yosemite Valley projizierte Biografie von US-Kletterikone Tommy Caldwell. Im Film wie im Leben geht es nur steil hinauf oder hinunter. Tommy ist ein schwächliches Kind, sein Vater treibt ihn in die Berge. Tommy ist ein schüchterner Jugendlicher, bis er Beth trifft. Liebe auf der ersten Seillänge. Die beiden werden ein Paar, zu ebener Erde und in den schwierigsten Kletterrouten der Welt. Bei einer Expedition nach Kirgistan werden sie entführt; den
Was ist der Krieg in Tschetschenien? Ein Propagandafeldzug, um Rußlands Premier Wladimir Putin die beste Ausgangsposition bei den anstehenden Präsidentenwahlen zu verschaffen; eine großangelegte Rückholaktion, um die im letzten Tschetschenienkrieg verlustig gegangene Kaukasusrepublik zurückzuerobern, bevor deren völkerrechtlicher Status definitiv feststeht; eine Antiterror-Maßnahme, die die Drahtzieher der Bombenexplosionen in Wohnhäusern verschiedener russischer Städte dingfest macht; eine Kopfgeldjagd, um eine Million Dollar für die Auslieferung des tschetschenischen
Nach einem furche-Artikel wird gegen den Leiter der Erstaufnahmestelle Ost in Traiskirchen wegen Verdachts des Amtsmissbrauchs und der Verleumdung ermittelt.Eine Kopie des FurcheArtikels "Ungesetzliches Abschieben" (Nr. 39, 23. September 2004) liegt bei der Zeugeneinvernahme im Büro für interne Angelegenheiten des Innenministeriums auf dem Tisch. In dem Beitrag wird dem Leiter der Erstaufnahmestelle Ost in Traiskirchen, Herwig E., vorgeworfen, er habe den Asylantrag eines tschetschenischen Flüchtlings trotz ärztlich bestätigter Folterspuren und Traumatisierung abgelehnt. Abschiebungen
Fairness für Flüchtlinge - aus aktuellem Anlass ist diese Forderung auf Fair Play des Innenministeriums gegenüber engagierten Flüchtlingsbetreuern auszuweiten.Das kenne ich nur aus Kolumbien", sagte ein Journalist mit Südamerika-Erfahrung beim Verlassen der letztwöchigen Pressekonferenz, in der amnesty international (ai)-Generalsekretär Heinz Patzelt gegen das Vorgehen des Innenministeriums protestierte. "Mit dem Unfug und Irrsinn soll umgehend Schluss gemacht werden", forderte Patzelt. "Alle Alarmglocken läuten", hört ai wenn Menschenrechtsanwälte vom Staat unter Druck gesetzt
Österreichs Werben für ein Osteuropa-Bankenpaket ist in der EU nicht gut angekommen. In Tschechien weiß man warum: Wer gern viel verdient hat, soll auch gern viel helfen.Was heißt Schadenfreude auf Tschechisch oder wenigstens auf Englisch? Keine Ahnung. Doch der tschechische Vizepremier Alexander Vondra versteht die FURCHE-Frage, ob es in Tschechien Schadenfreude über die Verluste österreichischer Banken in Osteuropa gibt, auch ohne Übersetzung in seine Mutter- bzw. in die Globalsprache. Vondra antwortet, Österreich hätte "wirklich eine sehr gute Nase bewiesen", als seine Banken in
Studierende aus sieben EU-Ländern bieten mit Kurzfilmen über Legenden und Mythen einen Einblick in die kulturelle Identität ihrer Heimat.Können Mythen ein Schlüssel zur Mentalität eines Volkes sein? Diese Frage war der Ausgangspunkt für ein von GLOBArt initiiertes Filmprojekt, dessen Ergebnisse beim "Kompass"-Symposium präsentiert wurden. Studierende aus europäischen Ländern wurden eingeladen, Kurzfilme über einen Mythos oder eine Legende ihres Landes zu gestalten. Ziel dieser Filme ist es, so die ORF-Kulturjournalistin und künstlerische Leiterin des Projekts, Koschka
Die Nabucco-Pipeline soll Europa aus der Energie-Zange Russlands befreien. Doch Moskau hält mit einem eigenen Projekt dagegen.Ob auf der Opernbühne oder im Erdgasgeschäft - bei Nabucco geht es um Freiheit: "Flieg, Gedanke, getragen von Sehnsucht, lass dich nieder in jenen Gefilden, wo in Freiheit einst glücklich wir lebten", singt der Gefangenenchor in Giuseppe Verdis Oper Nabucco, in der es gleichermaßen um Bekehrung wie Befreiung von Babylons König Nebukadnezar geht.Befreiung von seiner Energieabhängigkeit gegenüber Russland erhofft sich die EU von der Nabucco-Pipeline. Ausgehend von
Die deutsche Regierung ärgert Europa, weil sie eine beliebte Goldgrube nützen will: die Straßenmaut! Aktueller Blick auf eine der ältesten Einnahmequellen der Welt.München hat die Maut quasi in den Genen. Deshalb ist es auch kein Zufall, dass die Rufe nach einer deutschen Autobahnmaut für Ausländer gerade aus der bayerischen Hauptstadt am lautesten tönen. Diese Stadt verdankt ihre Gründung ganz und gar der Idee, dass zahlen muss, wer vorbei will: Herzog Heinrich der Löwe, einer der erfolgreicheren Welfen, war knapp bei Kassa. Er hatte zwar vom Stauferkaiser Friedrich I. Bayern
Beide Diplomaten profitieren vom positiven Vorurteil gegenüber Österreichern in Bosnien-Herzegowina. Einer von ihnen, Wolfgang Petritsch, verlässt das Land, der andere, Gerhard Jandl, bleibt und arbeitet weiter an Österreichs Ziel: Heranführung Bosniens an die EU.die furche: Herr Botschafter, in dieser Woche übernimmt der Brite Paddy Ashdown als Nachfolger von Wolfgang Petritsch das Amt des Hohen Repräsentanten (HR) in Bosnien-Herzegowina. In welcher Verfassung findet er den jungen Staat vor?botschafter gerhard jandl: Sie kennen ja die Geschichte vom Glas, das zur Hälfte gefüllt ist.
Auf die Rahmenbedingungen komme es an, ob in der Bevölkerung ein Bewusstsein für energiesparendes Bauen entsteht. Dessen ist sich Franz Mair, Energieberater bei der Salzburger Landesregierung, sicher. Genauso überzeugt ist er davon, dass nur ein gutes Gesamtkonzept das Energiespar-Haus auch finanziell attraktiv macht.Die Furche: Die Gretchenfrage bei Energiespar-Häusern ist doch: Wann, wenn überhaupt, rechnet sich die Investition, die ich für eine solche Bauweise ausgeben muss?Franz Mair: Wenn Sie heute ein ökologisch orientiertes Haus bauen, macht das null Mehrkosten, es kann sogar
Als "Volksfeinde" enteignet, verbannt, ausgehungert.Die Furche: Was war das Ziel des stalinistischen Hunger-Terrors?Dmytro Zlepko: Stalin wollte den Stand der Kulaken liquidieren. Das waren Kleinbauern, die in die kommunistisch-sozialistische Gesellschaft nicht mehr hineinpassten. Einerseits waren die Kulaken keine Proletarier, andererseits passten sie auch nicht in das Programm der Kollektivwirtschaften. Sie wurden als Störfaktor empfunden und als Volksfeinde mit Verbannung, Enteignung, Hungertod bestraft.Die Furche: Welche Regionen in der Sowjetunion waren betroffen?Zlepko: Stalin wollte
„Ich habe zu meinen zahlreichen unglücklichen Lieben noch eine neue hinzubekommen“, schreibt Peter Altenberg. Die Berge haben es ihm und anderen Juden seiner Zeit angetan – wie unglücklich diese Liebe endet, zeigt die Ausstellung „Hast du meine Alpen gesehen?“Die Ausstellung fragt im Titel: „Hast du meine Alpen gesehen?“ Um mit dem Sehen anfangen zu können, muss der Besucher aber erst in den Keller des Jüdischen Museums in Hohenems gehen; und dann sucht man nach den Alpen – und steht vor einem Fahrrad! „Opel Victoria Blitz“ heißt die Halbrennmaschine, gehört hat sie
Frag doch den Inder, heißt in Österreich die Werbung für einen Handynetzbetreiber. Will man wissen, was im Iran gerade läuft, ist man ebenfalls gut beraten, auf die Erklärungen von dieser Seite zu hören. Und Irancell, eine der großen Mobiltelefon-Gesellschaften des Landes, hat ihren Kunden angekündigt, dass es in diesen Tagen zu „technischen Problemen“ kommen könnte. Das sagt viel aus über die Ängste des Regimes, das rund um die Amtseinführung des neuen alten Präsidenten schon einmal vorsorglich das Kommunikationsnetz der Opposition lahm legt. Arme Handynetz-Firma jedenfalls:
Die Sonderaustellung "Hohe Tauern“ im Salzburg Museum zeigt alte und neue Blicke auf Österreichs höchste Berge und beweist, dass Bergmalerei damals wie heute entgegen manchem Vorurteil nichts mit Heroismus und Heimatkitsch zu tun haben muss.Wetterfest mussten sie sein, ausdauernde Geher, anspruchslose Reisende, sportlich und mutig um Gletscherspalten zu überwinden oder Felsaufschwünge zu erklettern. "Die Bergmalerei verlangt mehr als jede andere Thematik nach Spezialistentum. Der Dreitausender muss erstiegen werden, das ist etwas anderes als eine Staffelei in einer Parklandschaft
Ernst Walter Stummer muss es wissen: 30 von 65 Jahren sitzt Wiens "Einbrecherkönig" schon im Gefängnis.Die Furche: Wie viele Jahre haben Sie in Gefängnissen verbracht?Ernst Walter Stummer: Ich bin 65 Jahre alt, rund 30 Jahre meines Lebens bin ich gesessen.Die Furche: Weswegen wurden Sie das erste Mal zu Haft verurteilt?Stummer: Als junger Mensch war ich ein schneller Läufer, und ich dachte mir: Es wird mich keiner erwischen, wenn ich die Seitenauslage eines Elektrogeschäftes einschlage und mit den Transistorradios davonlaufe. Das war 1960. Es funktionierte, aber mein Schulfreund fladerte
Jamaika findet Umwelt- und Landwirtschaftsminister Josef Pröll nicht nur als Land schön - auch in politischer Hinsicht sieht er die schwarz-grün-gelben Koalitionsdiskussionen in Deutschland als "spannende Entwicklung". Wohin sich der Ölpreis entwickelt, ist für Pröll hingegen keine Frage mehr: steil nach oben - mit alternativen Energien will er gegensteuern.Die Furche: Herr Bundesminister, VP-Klubobmann Molterer hat nach der Steiermark-Wahl vor allem das gute Abschneiden der Kommunistischen Partei "nachdenklich" gestimmt - teilen Sie diese Sorge?Josef pröll: gsghDie Furche: Tut es Ihnen
Kein guter Anfang für Hilmar Kabas, den neuen Obmann der alten fpö: Sein Appell an die freiheitlichen Abgeordneten im Parlament, "der Partei die Treue zu halten", blieb ungehört. Aus der großen Mehrheit der Alt-fpö-ler sind Neu-bzö-ler geworden. Doch Kabas hätte es wissen müssen: Treue ist kein Wert und noch weniger eine Ehre, wenn es ums eigene politische Überleben geht. Und jetzt, wo der Kapitän als erster das sinkende Schiff verlassen hat, kann es niemand den Unter- und Unter-Unter-Kapitänen groß Übel nehmen, wenn auch sie die blauen Segel streichen.Auf zu neuen Ufern, lautet
dieFurche: Wie kann zukünftige Gemeindepastoral aussehen?Rolf Zerfass: Zum Unterschied gegenüber vor 20 Jahren gibt es heute nicht mehr so naiv dieses Sendungsbewußtsein: wir schaffen das, und wir schonen uns nicht, und je mehr wir drauflegen um so besser, bis man nachher zusammenbricht. Gemeinde als Ort der Hoffnung ist auch der Ort wo man Schwächen und Grenzen zeigen kann. Wie es ein Spruch des körperlich behinderten evangelischen Pastors Ulrich Bach so schön ausdrückt: "Was wir können, und was wir nicht können, beides ist uns gemeinsam, und für uns miteinander wird es auch
Fünf Jahre nach Beginn des Afghanistan-Kriegs sind nicht nur die Taliban zurückgekehrt, auch die Burka, das Symbol für die Unterdrückung der Frauen, ist geblieben. Traurige Beweise dafür, dass das Internationale Konfliktmanagement in Afghanistan sowohl im militärischen als auch im politisch, gesellschaftlichen Bereich zu scheitern droht. Und das nicht nur in Afghanistan: Darfur, Ost-Timor, Kongo, Haiti, Elfenbeinküste, Kosovo ...? Die Hälfte aller UN-Friedensmissionen scheitert - ein Dossier zum Warum? Der "leichte internationale Fußabdruck" war für Afghanistan zu leicht.Wie ein
Bis Ende September sind Hunde aus Pekings Speisekarten verbannt - für Chinesen kein Verzicht, die mögen ihre Spezialität sowieso lieber im Winter, da sie dem Hundefleisch einen wärmenden Charakter zuschreiben. Für Chinas Führung ist die Einschränkung jedoch ein Teil in ihrem Riesenpuzzle, das sie der Welt während der Olympischen Spiele präsentieren wollen: Eine harmonische Gesellschaft, jeder Teil passt zum anderen, nirgends spießt es sich, ein Riesenstaat als große Verwirklichung des olympischen Gedankens: Dabeisein ist alles!Der Umkehrschluss gilt aber genauso: Wer nicht dabei
Zensur, bürokratische Hürden, Analphabetismus und geringe Kaufkraft machen dem arabischen Buchmarkt zu schaffen - allein religiöse Werke boomen.Nimm eine Rose und nenne sie Lieder / und sing sie für die ganze Welt", schreibt der syrische Dichter Adonis und drückt so die Liebe der Araber zur Poesie aus. Daneben bietet die Flucht in Lyrik und belletristische Prosa die einzige Möglichkeit für arabische Schriftsteller soziale und politische Kritik zu äußern, erotischen Phantasien nachzugehen, ohne der Zensur zum Opfer zu fallen. "Dichter und Romanschriftsteller können immer behaupten,
Jahrestage kann man sich nicht aussuchen. Die kommen, auch wenn sie dem einen oder anderen momentan überhaupt nicht ins Konzept passen. So ärgert sich so mancher PDS-Funktionär wohl gerade fürchterlich, dass sich justament in diesen Tagen, in denen die Nachfolgepartei der ostdeutschen SED mit Politstar Gregor Gysi an der Spitze den Bürgermeistersessel der Hauptstadt anvisiert, der Berliner Mauerbau zum vierzigsten Male jährt. Erklärungen werden nun von der PDS gefordert, Entschuldigungen und Bedauern für den in damaliger offizieller DDR-Diktion "antifaschistischen Schutzwall"
Elkhan Nuriyev zur Aserbaidschan-Politik des Westens sowie seines Präsidenten und der Opposition.Die Furche: Herr Nuriyev, drücken die USA und die EU bei menschenrechtlichen Verstößen in Aserbaidschan ein Auge zu, um ihre guten Kontakte und Geschäfte mit dem aserbaidschanischen Öl- und Gassektor nicht zu gefährden?Elkhan Nuriyev: Sowohl die USA als auch die EU und auch Russland sind vor allem an stabilen Verhältnissen in Aserbaidschan und damit an einer Beibehaltung des Status quo interessiert.Die Furche: Das heißt, gefälschte Wahlergebnisse oder eingesperrte aserbaidschanische
Die Schweiz gilt als Musterland bei Wolfsmanagement und Herdenschutz.
Die Kluft zwischen Wolfsgegnern und -befürwortern ist dennoch groß.
Wie sieht ein Schäfer die Debatte? Spurensuche auf der Alp.
Es gibt keine Garantie - weder für ein Vorankommen der europäischen Integration, noch für eine gedeihliche demokratische Entwicklung, warnt alois mock, Ehrenobmann der ÖVP, der diesen Donnerstag seinen 70. Geburtstag feiert. Aber wir hätten große Chancen, die es zu nutzen gelte. Und: Für Franz Fischlers Kritik am österreichischen EU-Wahlkampf hat Mock Verständnis.Die Furche: EU-Kommissar Franz Fischler hat den österreichischen EU-Wahlkampf scharf kritisiert und gemeint, Europa habe sich einen solchen Wahlkampf nicht verdient. Wie kommentieren Sie diesen Wahlkampf?Alois Mock: Ich bin
Europas Rechtspopulisten sind Stehaufmännchen. Kaum totgesagt, erleben sie ihr nächstes Comeback. In 15 spannenden politischen Porträts spürt ein diese Woche erscheinendes Buch dem Auf und Ab der europäischen Rechten nach.Wende am Ende - nicht nur in Österreich sind die regierenden Rechtspopulisten in die Krise geraten: In den Niederlanden laufen der in Diadochenkämpfe verstrickten Pim-Fortuyn-Liste die Wähler davon. Und in Portugal ist der zum Verteidigungsminister aufgestiegene Populist Paulo Portas in einen handfesten Finanzskandal verwickelt. Als Abgesang oder gar als Nachruf
Schweden hat in der Nazi-Zeit Asyl gewährt. Eine "große Lehre" nannten viele dieses Erlebnis, im Unterschied zur großen Leere für Asylwerber derzeit in Österreich.Bert Brecht:Über die Bezeichnung EmigrantenImmer fand ich den Namen falsch, den man uns gab: Emigranten.Das heißt doch Auswanderer. Aber wirWanderten doch nicht aus, nach freiem EntschlussWählend ein anderes Land. Wanderten wir doch auch nichtEin in ein Land, dort zu bleiben, womöglich für immer.Sondern wir flohen. Vertriebene sind wir, Verbannte.Und kein Heim, ein Exil soll das Land sein, das uns da aufnahm.Der Streit, den
Österreichs Entwicklungshilfe-Budget wird wieder kleiner werden. Da man keine Erhöhung zusammenbringt, soll man sich ein anderes Ziel suchen.Wenn immer wieder neue Gründe angeführt werden, warum dieses oder jenes nicht geht, dann sagt der Volksmund dazu: „Ausred’, verlass’ mich nicht!“ Der Spruch passt einmalig zum Umgang des offiziellen Österreichs mit seiner Entwicklungszusammenarbeit. Seit den 1970er Jahren verfolgt Österreich das damals im Einklang mit anderen Industrienationen abgegebene Versprechen, 0,7 Prozent des Bruttonationaleinkommens (BNE) für Entwicklungshilfe
… rettende Solidarität.… tödliche Dummheit.Ein Buch ist Wasser auf die Mühlen all jener, die Entwicklungshilfe schon immer für nutzlos gehalten haben – man sollte aber auch ein zweites Buch lesen, dann liegt man richtig.Dass die FPÖ einen entwicklungspolitischen Sprecher hat, war bis vor Kurzem auch den an der österreichischen EZA-Szene sehr interessierten Menschen nicht bewusst. Bis sich der FPÖ-Abgeordnete Johannes Hübner in dieser Funktion zu Wort meldete und im Vorfeld der Budgetverhandlungen eine Reduktion der Entwicklungshilfe zugunsten der Katastrophenhilfe forderte.
Von John Forbes Kerry wissen die meisten Amerikaner nur, dass er die gleichen Initialen wie ein früherer Präsident hat - und dass er "wählbar" ist. Das hat gereicht um Kerry zum Herausforderer von Präsident Bush zu machen; um Bushs Nachfolger zu werden, reicht es nicht. Denn mit der Wählbarkeit ist es wie mit dem Wetter: Jeder redet darüber, aber niemand kann es über Monate voraussagen.Und es sind lange acht Monate bis zur Wahl am 2. November: Das Kalkül der Demokraten ist aufgegangen. Sie hatten den Vorwahlkalender so gestaltet, dass ihr Kandidat früher als sonst feststeht; mit der
Massenvergewaltigungen sind keine bedauerlichen Nebenerscheinungen von Konflikten, sondern eine systematisch eingesetzte und von der Politik genutzte Kriegstaktik.Ein Bus kommt nach Sarajewo. "Für Alija Izetbegovi´c - von seinen Serben" ist mit großen Lettern auf die Längsseite des Busses geschrieben. Im Fahrzeug sitzen Dutzende junge Frauen, alle schwanger, alle traumatisiert - alle vergewaltigt. Im Jänner 1993 ist dieser Bus voller Schrecken in der bosnischen Hauptstadt angekommen. Mitten im Bosnienkrieg. Eine Machtdemonstration der bosnischen Serben unter dem Kommando des nach wie vor
Sie und ich, wir alle wissen, wie es um Ariel Scharon steht. Wir haben von seinem Schlaganfall erfahren, von seinem Todeskampf gehört, sein Koma miterlebt und werden gerade über sein langsames Aufwachen informiert - warum eigentlich? Warum wissen wir das alles?Israel ist ein Land im Krieg, in Israel gilt immer noch die Militärzensur für alles, was die Sicherheit des Landes betrifft. Dass Israel zum Beispiel Atomwaffen besitzt - das entscheidende Faktum im Auf und Ab gegenwärtiger Nahostpolitik - wissen wir offiziell gar nicht. Und es ist anzunehmen, dass wir auch sonst sehr viel Wichtiges
Junge Asylwerber wollen zeigen, was sie können. Per Gesetz dürfen sie arbeiten, aber ein ministerieller Erlass verunmöglicht die Stellensuche.Wessen Leben auf wackeligem Grund steht, hat keine Angst vor hohen Leitern. Wer schon als junger Mensch mit Abgründen konfrontiert wurde, fürchtet sich nicht mehr vorm Balancieren auf einem Gerüst. Amin und Nexhat sind unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Amin ist 18 Jahre alt und kommt aus Afghanistan, Nexhat ist 17 und stammt aus dem Kosovo. Beide warten seit einem halben Jahr und länger auf ihren Asylbescheid - und beide lernen jetzt den
Wenn sie der Ilisu-Staudamm vertreibt, wollen die Betroffenen in Österreich um Asyl ansuchen - das ist zwar zwecklos, aber ein weiterer Nadelstich gegen die übermächtigen Staudamm-Betreiber.Zehntausende Dorfbewohner sind, laut Kronen Zeitung, letzte Woche in "einem Verzweiflungs-Marsch auf Ankara" unterwegs gewesen, "um, gegen den drohenden Verlust ihrer Heimat durch einen Mega-Staudamm bei Ilisu zu demonstrieren". Die entscheidende Drohung des Aufmarschs von Ilisu-Gegnern vor den Botschaften Österreichs, der Schweiz und Deutschlands verschweigt die Krone - dafür verhundertfacht sie die
Erwarten Sie nicht, dass wir unbedingt in eine solche EU wollen!" Der frühere tschechische Arbeits- und Sozialminister Milan Horalek macht keinen Hehl aus der grassierenden und zunehmenden EU-Skepsis in seinem Land. Würde morgen in Tschechien das Referendum zum EU-Beitritt des Landes stattfinden, wären nur mehr rund 44 Prozent der Bevölkerung für diesen Schritt, ist sich Horalek gewiss. Die Zeiten, in denen Tschechien ohne Wenn und Aber in die EU wollte, seien vorbei. Nur eine "riesige Überzeugungskampagne" könne eine Trendumkehr einleiten, meint er.Die Schuld an dieser Situation gibt
Sich in die Luft zu sprengen, ist eine Urfantasie, die schon bei Rumpelstilzchen beschrieben ist, sagt der Münchner Psychoanalytiker wolfgang schmidbauer. Doch erst der moderne Sprengstoff macht den Narzissten zu einer menschlichen Bombe.Die Furche: Können Selbstmordattentäter aufgehalten werden?Wolfgang Schmidbauer: Ja, wer so etwas plant, ist bis zum absoluten Vollzug aufhaltbar. Die Entwicklung von Terroristen ist ein Prozess, der gruppendynamischen und kulturellen Einflüssen unterliegt, daneben spielen Freundschafts- und Liebesbeziehungen eine große Rolle. Und dieser Prozess ist auf
Mein Berliner Marathon-Wunder.Neun Uhr, 1. Oktober 1988, der Himmel ist wolkenverhangen, bald fängt es zu regnen an; ich stehe am Start des Berlin-Marathons; meine Chance, das Ziel zu erreichen, ist so groß wie die Wahrscheinlichkeit, dass in gut einem Jahr die Berliner Mauer fällt. 3 Stunden 57 Minuten und 17 Sekunden später passiert das erste Wunder von Berlin, ich schleppe mich über die Ziellinie; bis zum zweiten Wunder dauert es noch 404 Tage - dieses wird aber, das muss ich neidlos zugeben, von den Berlinern mehr herbeigesehnt und bejubelt als mein verrücktes Selbstexperiment, einen
Vor 25 Jahren wurde seine Gletscherleiche entdeckt: Der "Mann aus dem
Eis" starb in der Jungsteinzeit -und ist heute der am besten
untersuchte Patient der Welt. In seiner Vergangenheit findet sich
überraschend viel Gegenwart: unterwegs am alpinen "Ötzi-Trek".
Gäbe es Kriege, wenn alle Menschen Clowns wären? Die Frage kam mir auf der Fahrt von Kiew Richtung Ost ukraine in den Sinn. Viele Schlaglöcher, viel Horizont und wenig Platz neben den mit Hauptstadt-Einkäufen bepackten Provinz-Ukrainern. Wäre ich im Marschrutka-Sammeltaxi sitzen geblieben, weiter nach Osten gefahren, wäre ich im Krieg gelandet. Ich stieg auf halbem Weg in Pryluky aus, so bin ich in den Nachkrieg gekommen. Am Platz vor dem Stadttheater empfing mich die auf einer Parkbank sitzende Bronzestatue von Mykola Jakowtschenko, eine Art ukrainischer Charlie Chaplin,
Sozialhistoriker Michael Mitterauer zum "europäischen Sonderweg" und darüber, dass es falsch ist, von "Europaverdrossenheit" zu reden, wenn Kritik an der Brüsseler Bürokratie gemeint ist.Die Furche: Herr Professor Mitterauer, in Ihrem zum Bestseller avancierten Buch "Warum Europa?" beschreiben Sie die mittelalterlichen Grundlagen des europäischen Sonderwegs - wie ist es gerechtfertigt vom Sonderweg Europa zu sprechen?Michael Mitterauer: Im Mittelalter war der europäische Kulturraum eine relativ klar abgrenzbare Einheit. Das ist er jetzt nicht mehr - die ganzen Siedlungskolonien
100 Tage nachdem er weggeputscht wurde, muss Präsident Zelaya noch immer ohne Pyjama schlafen – aber er kann von seiner baldigen Rückkehr träumen.Jede Nacht gegen zwei Uhr steht Manuel Zelaya auf und macht einen kurzen Rundgang durch die brasilianische Botschaft in Tegucigalpa. Erst wenn sich der gestürzte Präsident von Honduras versichert hat, dass alles ruhig ist, kehrt er in das kleine Büro zurück, das ihm als Arbeitsraum und Schlafzimmer dient, und legt sich wieder auf die am Boden ausgebreitete Matratze. Zelaya schläft unter den Augen von Brasiliens Präsident Luiz Inacio Lula
Staatsgrenzen sind nur mehr Hindernisse für die Polizei, das organisierte Verbrechen kennt keine Grenzen.Der Europäischen Union geht es mit der Organisierten Kriminalität so wie weiland Herakles mit dem "Löwen von Nemea": Beide streicheln eine wilde Bestie. Der Genfer Soziologe Jean Ziegler hat auf diese Analogie hingewiesen: Herakles hatte die Aufgabe übernommen, besagten fürchterlichen Löwen, aufzuspüren, zu überwältigen und zu töten. Beinahe hätte sein Abenteuer ein schlimmes Ende genommen. Herakles konnte zwar den Feind finden, erkannte diesen aber nicht. Er hielt die Mähne
Bush und Putin haben viel gemeinsam: den Glauben an ihre Größe, das Wissen um einen Feind, gegen den nur Härte hilft - und die Sturheit, nicht zu sehen, dass sie falsch liegen.Es sei eine Eigenschaft großer Männer, hat der spanische Jesuit Balthasar Gracian im 17. Jahrhundert geschrieben, sich großen Männern nahe zu fühlen: "Hierin liegt ein Wunder der Natur, sowohl wegen des Geheimnisvollen darin als auch wegen des Nützlichen."Dieses nützliche Wunder war zwischen George W. Bush und Wladimir Putin immer wieder und so auch jetzt während des Geiseldramas von Beslan zu bestaunen. Beide
Die EU soll von der Schweiz lernen: Wie man ein schwieriges Referendum durchführt, und wie man damit trotz populistischer Gegenoffensive durchkommt.Also, ihr Österreicher habt schon einen Haider-Schaden", hat mir vor ein paar Jahren der Leiter des Züricher Instituts für Direkte Demokratie, Andreas Gross, auf meine Bedenken geantwortet, Volksabstimmungen würden doch nur den Populisten in die Hände spielen. Gross argumentierte damals: Der Demagoge habe in einer direkten Demokratie viel weniger Chancen als in einer, in der nur alle vier Jahre gewählt wird, denn Demagogen behaupten, zu
Jadranka Kosor ist ein wenig die Chris Lohner Kroatiens – eine Stimme, die jeder und jede kennt. Ganz passt der Vergleich nicht, weil Kosors Stimme an der Adria nie so omnipräsent war, wie es die Lohner Stimme, angefangen bei allen österreichischen Bahnhöfen, immer noch ist. Und im Unterschied zu Lohner hat Kosor immer im politischen Kontext gesprochen:Als Kroatien Anfang der 1990er Jahre für seine Unabhängigkeit kämpfte, moderierte die Journalistin Kosor eine Rundfunksendung für Flüchtlinge und wurde damit im ganzen Land populär. Nationalistische Propaganda lag ihr fern, sagen
Der größte Sohn Afrikas kehrt heim – aber nur für einen Tag. Eine Enttäuschung für den Kontinent, der sich mehr als andere über Obamas Präsidentschaft freut, mehr als andere davon erwartet.Der Reisekalender von Barack Obama lässt sich auch als Messlatte für die internationale Bedeutung und amerikanische Wertschätzung dieser und jener Weltregion bzw. Organisation lesen. Und da bleibt nach Moskau und G8-Gipfel eben nur eine eintägige Zwischenlandung in Afrika übrig. Enttäuschend. Der größte Sohn Afrikas kehrt heim – und muss gleich wieder weg. Auch im Weißen Haus ist man
die furche: Die Auflösung des Jugendgerichtshofes (JGH) am angestammten Platz sorgt für heftige Kontroversen: Für den Justizminister ein die Effizienz steigender Schritt, für seine Kritiker ein Angriff auf die Jugendgerichtsbarkeit. Ihre Meinung?harald ofner: Es kann kein Kriterium für das Funktionieren der Jugendgerichtsbarkeit sein, an welcher Adresse der zuständige Gerichtshof untergebracht ist. Der derzeitige JGH ist alt und abgebraucht. Es gibt dort Zellen, die eine internationale Folterkommission schon als menschenunwürdig bezeichnet hat. Der Transport der Jugendlichen nimmt 15
Der deutsche Friedenspädagoge Helmut Jaskolski zum schal gewordenen Heldenbegriff und dem Mut, anders zu sein.Helden sind ein Thema beim Nachbarn Deutschland: Bundespräsident Horst Köhler ruft die deutsche Jugend auf, unter der Vorgabe "Helden: verehrt, verkannt, vergessen" nach den historischen Spuren bekannter und unentdeckter Helden zu suchen. 250.000 Euro Geld- und Sachpreise sollen diese Suche beflügeln.Die Furche: Herr Jaskolski, Ihr Bundespräsident lässt nach Heldinnen und Helden suchen - wer, glauben Sie, wird gefunden werden?Helmut Jaskolski: Ich denke, wer sich heute auf die
Zwei Jahre Krieg gegen den Terror haben die Welt nicht sicherer gemacht. Afghanistan, Irak, Israel ...: Die Attentäter vom 11. September hätten ihre Freude an der Fortsetzung ihres Werkes .Macht keine Dummheiten, während ich tot bin", schrieb Theodor Herzl, 1904, kurz vor seinem Tod, in einem Brief an seinen Nachfolger. Und auch wenn der Begründer des modernen Zionismus diese Mahnung nicht ganz ernst gemeint hat, dass sie einmal so wenig ernst genommen wird wie heute, damit hat Herzl wohl in seinen schlimmsten Befürchtungen nicht gerechnet. Über die größte Dummheit, die Israel begehen
Nachruf auf Nelson Mandela, der südafrikanischen Ikone des Freiheitskampfes und der Versöhnung zugleich, der im 95. Lebensjahr verstorben ist.Die größte Lebensleistung von Nelson Mandela liegt eines Nachts in einem Haus am Stadtrand von Johannesburg vor mir auf dem Küchentisch. Es ist Jänner 1988. Mandela sitzt seit 25 Jahren im Gefängnis. Die Regierung Reagan wird ihn in diesem Jahr als "Terroristen“ auf die US-Watch List setzen, das Europaparlament anlässlich von Mandelas anstehendem 70. Geburtstag seine Freilassung fordern und Bayerns Ministerpräsident Franz Josef Strauß besucht
Freda Meissner-Blau fand die Konfrontationen in den U-Ausschüssen wunderbar, aber deren Ende "kläglich".Die Furche: Frau Meissner-Blau, welches Resümee ziehen Sie nach dem Ende der beiden U-Ausschüsse?Freda Meissner-Blau: Es geht mir jetzt so wie vielen: Ich wollte von diesen Ausschüssen nichts mehr hören und sehen. Und obwohl ich mit Peter Pilz im Ausdruck nicht immer einer Meinung bin, verstehe ich seinen großen Ärger, dass der Beschluss zu den Eurofightern ohne Abwarten des Abschlussberichtes gefällt wurde. So etwas tut man nicht, damit macht man den ganzen Parlamentarismus
Er hat seinen Mund beim Check-in am Flughafen München nicht halten können. Darum musste er aus der Reihe der Passagiere für den Flug nach Tel Aviv austreten und wurde einer „Spezialüberprüfung“ unterzogen. Dabei hat Rabbi Jeremy Milgrom gegenüber den israelischen Grenzbeamten nur das wiederholt, wofür er auf seiner kürzlich abgehaltenen Vortragsreise durch Österreich auch geworben hat: ein striktes „BDS“ gegen Israel!BDS steht für Boycott, Divestment, Sanctions und ist der Aufruf einer palästinensischen Initiative – in Anlehnung an den Kampf gegen das südafrikanische
Wenn von einem Konflikt im Sudan die Rede ist, dann von den Unruhen in Darfur. Der 2005 beendete 22-jährige Bürgerkrieg zwischen Nord- und Südsudan scheint vergessen. Leider, denn der Friede ist brüchig. 2011 stimmt der Süden über seine Unabhängigkeit ab. Damit steigt die Kriegsgefahr, denn die Region ist zwar arm, besitzt aber riesige Erdölvorräte.Kriegstrommeln sind bekannt, aber gibt es auch Friedenstrommeln? Ja, zumindest seit vergangenem Wochenende wird für den Frieden im Sudan getrommelt – weltweit. Der 9. Jänner war Aktionstag für Friedenstrommler in London, Tokio, Sydney,
Der Attentäter ist zu klein, als dass er diese Katastrophe hätte allein auslösen können. Und J. F. Kennedy ist zu groß, um je tot zu sein. Da hilft nur der Glaube an eine Verschwörung.Heute geht's ins Land der Verrückten", meint John F. Kennedy, nachdem er an Bord der Airforce-One einen Blick in die Dallas Morning News vom 22. November 1963 geworfen hat: In einer ganzseitigen "Willkommens-Anzeige" mit schwarzem Trauerflor, finanziert von erzkonservativen Wirtschaftsleuten, wird ihm vorgeworfen, er überlasse den Kommunisten das Feld. In Dallas hängen Flugblätter, die Kennedy in
Samyan Manteghi, acht Monate alt - und schon gefangenim Asylrechtsdschungel.Der erste Eindruck kann auch täuschen: freundliche Begrüßung, nette Wohnung, klein zwar, bescheiden zwar, aber sauber, ordentlich, mit Liebe eingerichtet; und ein kleiner Bub mittendrin: Samyan Manteghi, acht Monate alt, neugierig, aufgeweckt, so einer sofort zum Knuddeln. Doch die Idylle wird in dem Augenblick jäh zerstört, in dem die Mutter Natalia Manteghi zum Erzählen anfängt: Sie wisse weder ein noch aus, wenn das so weiter geht, "dann sperr ich mich hier ein - dann sollen sie uns doch verhungern
Tortillas haben ihm bei seiner Geburt das Leben gerettet; gelernt hat er in der "Universität des Lebens" und den politischen Aufstieg verdankt er Koka-Blättern: Evo Morales bleibt auch nach dem Referendum am Sonntag Boliviens "oberster Häuptling" und Präsident.Evo Morales hat bei der Stimmabgabe seine Lieblingsschuhe an, ausgetretene blaue Sportschuhe mit weißen Streifen - gemäß der Devise seines Vaters: "Liebe deine Sachen und sie werden dir Glück bringen!" Denn obwohl ihm alle Umfragen vor dem Referendum über seine politische Zukunft am vergangenen Sonntag den Verbleib im
Keine Handelsware ist Wasser, sondern ererbtes Gut. Es soll nicht dem Wettbewerb unterworfen werden, sagen einige EU-Dokumente - leider nicht alle.Zwischen Kalifornien und Kanada tobt schon seit Jahren ein Streit ums Wasser. Der amerikanischen Bundessstaat im Süden leidet an Wassermangel und richtet seine begehrlichen Blicke auf die Wasservorräte des Nachbarlandes im Norden. Bislang mit wenig Erfolg, doch früher oder später wird Kanada "sein Wasser mit den Nachbarn teilen müssen". Dessen sicher ist sich jedenfalls ein Vertreter der kalifornischen Gesellschaft "Sun Belt", die die Regierung
Markus, Matthäus, Lukas und Johannes lautete die bislang
unumstrittene Reihenfolge der Evangelien. Zu Unrecht, behaupten
jetzt Exegeten, wurde Johannes auf den letzten Platz verwiesen. Er
gehört zeitlich gesehen ganz nach vorne, was nicht ohne Auswirkungen
für das gängige Jesusbild bleibt.
Ein EU-Kommissar, der nicht weiß, was die Union alles tut; zwei Journalisten, die nicht nur für die Schulbank schreiben und zwei und mehr EU-Kritiker.Im sechsten Jahr meiner Mitgliedschaft in der Europäischen Kommission bin ich sicher, dass ich bei weitem nicht weiß, was sie alles tut, und dass ich von den meisten Entscheidungen niemals etwas erfahre", schreibt der deutsche eu-Kommissar Günter Verheugen - trotzdem hat sein Wissen über die europäischen Institutionen zu gut 230 Seiten für "eine Neubegründung der europäischen Idee" unter dem Titel "Europa in der Krise" gereicht.Im
40 Jahre nach seinem Weltraumspaziergang marschiert Rusty Schweickart heute durch alle internationalen Weltrauminstanzen, um Vorkehrungen zu veranlassen, damit Asteroiden nicht zur Gefahr für die Erde werden.Rusty Schweickart gehört zu den ganz wenigen Menschen, die die Erde vom Weltall aus gesehen haben. Deswegen hat er wohl auch eine größere Perspektive als andere, und der ehemalige Apollo-Astronaut schaut vor allem weiter voraus: Bis ins Jahr 2029 zum Beispiel: Am 13. April, einem Freitag noch dazu, wird in jenem Jahr der Asteroid „Apophis“ an der Erde in einem Abstand von rund
Ensaf Haidar, die Frau des saudischen Bloggers Raif Badawi, über den Leidensweg ihres Mannes, die Bedeutung internationaler Solidaritätsbekundungen und die Signale für ein politisches Tauwetter in Saudi-Arabien.DIE FURCHE: Frau Haidar, Ihr Mann Raif Badawi ist seit über fünf Jahren eingesperrt, Sie leben mit Ihren drei Kindern im Exil in Kanada -wie schaffen Sie es noch, die Hoffnung auf ein gutes Ende und ein Wiedersehen wach zu halten?Ensaf Haidar: Ich habe keine andere Wahl, die Situation lässt mir keine andere Möglichkeit als zu kämpfen. Aber natürlich haben die fünf Jahre der
Sonja Ottenbacher, als Bürgermeisterin (ÖVP) von Stuhlfelden (Sbg.) eine Ausnahme in dieser Männerdomäne, zu Berufsstress und-freuden.Die Furche: Frau Bürgermeisterin, mehr als die Hälfte der Bürgermeister fühlt sich von ihrem Amt stark bis sehr stark belastet - woran liegt das?Sonja Ottenbacher: Nach meiner Erfahrung, und da bestätigen mich viele Kollegen, liegen diese Belastungen vor allem im psychischen und emotionalen Bereich. Man lebt als Bürgermeisterin schon in einer ständigen Unsicherheit, weil man sich bei unzähligen Entscheidungen fragen muss: Welches Risiko gehe ich ein?
Japan ist in der Krise, wirtschaftlich und gesellschaftlich. Dennoch
zeichnet sich kein fundamentaler Wandel ab, meint die christliche
Theologin Okano.
Der Iran testet seine Raketen, Israels Luftwaffe trainiert für den Ernstfall und die USA warnen Teheran, es werde seine Bündnispartner im Nahen Osten verteidigen - Alarmstufe Rot für einen Krieg, den angeblich keiner will, dessen Androhung aber vielen nützt.Für den nächsten Friedensnobelpreis gibt es einen ungewöhnlichen Kandidaten: Pistazien! Israel hat den weltweit höchsten Pro-Kopf-Verbrauch an Pistazienkernen und "der Löwenanteil, wenn nicht alles stammt aus dem Iran", behauptet der US-Botschafter in Tel Aviv, Richard H. Jones. Deswegen hat der Amerikaner vor kurzem einen
Die Diplomatische Akademie in Wien begeht Ende Juni ihr 250-Jahr-Jubiläum. Anlass für ein Gespräch mit Direktor ernst sucharipa über Diplomatie heute: Wozu braucht es Botschaften in EU-Partnerländern? Wären prominente Quereinsteiger nicht bessere Diplomaten? Und warum ist der "Bussi-Bussi-Kontakt" (Sucharipa) zwischen Außenministern nicht genug?Die Furche: Diplomatie hat es gegeben, Diplomatie wird es geben - warum ist das so?Ernst Sucharipa: Sie stellen da etwas apodiktisch fest, was in der Zunft der Diplomaten durchaus hinterfragt wird. Nicht dass wir unmittelbar Zukunftsängste
Paradox: Genau in der Weltregion, in der es weltweit die wenigsten Banken, Kreditinstitute und keine einzige wirklich wichtige Börse gibt, werden die Folgen der aktuellen Finanzmarktkrise zwar keine Wertpapier-Leichen so wie in den reichen Industrieländern hinterlassen, dafür aber die meisten menschlichen Opfer fordern.Maximaler Tiefdruck am Börsenbarometer, extremes Schlechtwetter in der internationalen Finanzwelt. Sein Schärflein ins Trockene bringen, lautet in dieser Situation die Devise der Industriestaaten. Was das für die wenig börsenotierte Welt bedeutet, fasst der Sprecher der
Wie wird man Terrorist? Ein Terrorfahnder, ein ehemaliger Terrorist und der Bruder eines 11.-September-Attentäters geben Antworten auf diese Frage.Verhindern kann man einen Terroranschlag im Letzten nie und nimmer", erklärt ein österreichischer Terrorfahnder im Gespräch mit der Furche am vergangenen Donnerstagnachmittag. Wie zur Bestätigung des Gesagten hatte sich wenige Stunden vorher ein palästinensischer Selbstmordattentäter in Tel Aviv in die Luft gesprengt. Am Tag darauf explodierte eine Bombe im zweitgrößten Shopping-Center Finnlands und in der Nacht zum Sonntag wurde Bali von
Zehn Kandidatenländer stehen ante portas. Alle Hürden für die EU-Erweiterung scheinen aus dem Weg geräumt. Nicht ganz, denn die Iren stimmen am Samstag über den Vertrag von Nizza ab.Ganz klar, die Iren sind EU-Egoisten. Kaum ein Land hat von der Mitgliedschaft in der Union so profitiert, wie die Grüne Insel. Jetzt aber, wo es darum geht, dass auch andere den Vorteil einer EU-Mitgliedschaft erhalten sollen, spreizen sich die Iren dagegen. Pünktlich bis 2004 soll "die erste Welle der Erweiterung" vollendet werden, hat die EU-Kommission letzte Woche voller Optimismus bekannt gegeben.
Innenministerin Maria Fekter macht Österreichs scharfe Asylgesetze noch schärfer. Irritierend ist ihre Verbindung von Flüchtlingen mit Kriminalität.Zum Weltflüchtlingstag am 20. Juni tut es gut, sich der tatsächlichen Verhältnisse zu vergewissern. Dass 80 Prozent der 42 Millionen Flüchtlinge weltweit in Entwicklungsländern aufgenommen werden, ist Thema des gegenüberliegenden Artikels.Welchen Beitrag Österreich dazu leistet, lässt sich aber in wenigen Zahlen hier konkretisieren: Mit 37.600 anerkannten Flüchtlingen rangiert Österreich an 36. Stelle der Weltflüchtlingsstatistik.
Das Gespräch zwischen den Religionen zu fördern, ist die Lebensaufgabe von Francis D'Sa. Die Pogrome von Hindus an Muslimen in seiner Heimat treffen ihn daher zutiefst. Im furche-Gespräch analysiert D'Sa die Hintergründe der Gewalt und zeigt Friedenswege auf.die furche: Blutige Auseinandersetzungen zwischen fanatischen Hindus und Muslimen beherrschen die Nachrichten aus Indien. Ist der einst so starke Geist Mahatma Gandhis in ihrem Land überhaupt noch zu spüren?francis d'sa: Leider nein! Wie wir Christen Jesus vergessen haben, hat Indien Gandhi vergessen. Leider, leider, leider, die
Europas Uhren gehen für viele zu langsam. Aber sie gehen, und sie gehen in die richtige Richtung. Das hat das Zusammentreffen der EU-Außen- und Verteidigungsminister Anfang dieser Woche in Brüssel wieder gezeigt.Beraten wurden die künftigen Konturen einer gemeinsamen eur-opäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik. Die britische und die französische Regierung legten einen Plan zum Aufbau einer europäischen Krisen-Eingreiftruppe vor, die rund 50.000 Soldaten umfassen, bis zum Jahr 2003 realisiert sein und für Militäreinsätze unter EU-Flagge bereitstehen soll.Dieser Vorschlag fand
Wolfgang Petritsch, Österreichs Botschafter bei der Uno in Genf, ist der Vorsitzende des Ende November stattfindenden "Nairobi-Gipfels für eine minenfreie Welt".Die Furche: Was konnte die Ottawa-Konvention, die Einsatz und Produktion von Anti-Personen-Minen verbietet, seit Inkrafttreten erreichen?Wolfgang Petritsch: Das Ottawa-Abkommen ist eine der wenigen Erfolgsgeschichten, die wir heute im Bereich der Abrüstung erleben. Es hat hier in nur fünf Jahren eine unglaublich positive Entwicklung eingesetzt: Wir stehen bei einer Mitgliederzahl von 143 Staaten. Das zeigt, wie erfolgreich dieser
Der Erfolg bei der Suche nach Saddam hat den Misserfolg bei der Beschlussfassung einer EU-Verfassung in den medialen Schatten gestellt. Das hat die vom Gipfel in Brüssel heimkehrenden Politiker gefreut, dass kein Platz und keine Zeit war, ihr Scheitern noch ausführlicher an den Pranger zu stellen. Das zeigt aber auch, was es der Welt ist, wenn Europa nicht ist: Powidl.Die Welt macht auch Schlagzeilen ohne Europa, ja, der Welt ist es ganz Recht, wenn sie den einzelnen europäischen Ländern ihre Schlagzeilen diktieren kann. Um nicht länger unter der Überschrift anderer zu laufen, wurde die
Den Grund allen Übels in der Wirtschaft sieht der international renommierte Managementberater fredmund malik in der Amerikanisierung des Managements. Das fange bei der Ausbildung von Führungskräften an, kritisiert Malik im furche-Gespräch, und gehe bis zur Geldgetriebenheit, die vor zentralen Bestandteilen der Daseinsvorsorge nicht Halt mache.Die Furche: Herr Professor Malik, Sie fordern eine 180-Grad-Wende des von den Irrlehren der globalen Finanzmärkte fehlgeleiteten Managements der Gegenwart hin zu einem "richtigen Management". Was ist so falsch am gegenwärtigen Management?Fredmund
Zwischen Johannes Voggenhuber und den Grünen ist ein scharfer Konflikt um Österreichs Neutralität und die Haltung zu den US-Militärschlägen entbrannt. Dazu, zur Bedeutung der UNO und zur Frage, ob der Pazifismus ausgedient hat, bezieht der EU-Politiker im furche-Gespräch Stellung.die furche: Im Kampf gegen den Terror ist Solidarität gefragt. Welche Rolle bleibt da einem neutralem Staat? Wird Österreichs Neutralität durch diesen Konflikt ihre Berechtigung entzogen?johannes voggenhuber: Da muss man unterscheiden - und das macht ja meinen Konflikt mit meiner Partei aus. Hätte