So weit der EURO REICHT

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Die neuen Zehn-Euro-Scheine glänzen mit besseren Sicherheitsmerkmalen. Der Klecks und die Punkte auf der Rückseite links unten sowie die nach Osten erweiterte Europakarte sind aber mindestens genauso interessant.

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Die neuen Zehn-Euro-Scheine glänzen mit besseren Sicherheitsmerkmalen. Der Klecks und die Punkte auf der Rückseite links unten sowie die nach Osten erweiterte Europakarte sind aber mindestens genauso interessant.

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Bei der Euro-Bargeldeinführung am 1. Jänner 2002 warb der damalige Präsident der Europäischen Kommission, Romano Prodi, mit hehren Worten für die neue Währung: "Der Euro ist Ihr Geld, er ist unser Geld. Er ist unsere Zukunft. Er ist ein Stück Europa in unseren Händen." Nach gut einem Jahrzehnt ist dieses Stück Europa abgegriffen und auch sonst nicht mehr auf der pekuniären Höhe der Zeit und wird sukzessive ersetzt: Der 5er-Relaunch ist im Vorjahr über die Bankenbühne gegangen und seit letzter Woche werden die neuen 10er-Scheine der "Europaserie" ausgegeben. Der Name der Banknotenserie verdankt sich dem Porträt der mythischen Europa, die sowohl als Hologramm auf der Euro-Vorderseite als auch als Wasserzeichen die Geldscheine fälschungssicher machen soll. So wie bei wissenschaftlichen Werken oft in Fußnoten Spannendes zu finden ist, oder der Blick in die Küche den Ruf eines Gasthauses bestätigt oder ruiniert, zahlt es sich aber aus, die neuen 10er umzudrehen und die Rückseite genauer unter die Lupe zu nehmen.

Brücken der Völkerfreundschaft

In Ergänzung zu den Fenstern und Toren auf den Vorderseiten, die für den europäischen Geist der Offenheit stehen, sollen die Brücken auf den Rückseiten der Euro-Banknoten die enge Zusammenarbeit zwischen den Völkern Europas und der übrigen Welt zum Ausdruck bringen. So weit nichts Neues gegenüber der ersten Euro-Serie. Ein Novum der zweiten Serie ist aber, dass die Bezeichnung Euro zusätzlich zu arabischen und griechischen Buchstaben auch in kyrillischer Schrift (EBPO) angegeben ist. Aufgrund des EU-Beitritts Bulgariens sei diese Ergänzung notwendig geworden, heißt es offiziell. Gemäß Maastricht-Vertrag müssen nämlich alle EU-Staaten den Euro einführen, sobald sie die Kriterien erfüllen - Ausnahmen gelten für Dänemark, Großbritannien und den Sonderfall Schweden. Dass Bulgarien demnächst den Euro übernimmt, ist aber trotz kyrillischer Aufschrift nicht zu erwarten, obwohl der bulgarische Lew an den Euro gebunden ist. Doch der Euro-Klub baut vor, an den neuen Banknoten wird diese oder eine andere Euro-Osterweiterung in den kyrillischen Sprachraum nicht scheitern.

Weiter nach Osten greift auch die Europakarte der neuen Euro-Scheine aus. Geschuldet dem Umstand, dem Euroland Zypern seinen Platz einzuräumen, franst das neue Euro-Europa jetzt nicht wie bisher mitten im Schwarzen Meer und die Ukraine teilend aus, sondern nähert sich dem Fußball-Europa nach UEFA-Definition: Die östliche Küste des Mittelmeers zeichnet sich ab und sogar das Ostufer des Schwarzen Meers schimmert durch. Man wird den Gelddesignern schwerlich eine Parteistellung im aktuellen Konflikt mit Russland unterstellen wollen. Die Botschaft ist trotzdem eindeutig: Die ganze Ukraine samt Krim liegen innerhalb des neuen Euro-Horizonts.

"Der Euro ist der Triumph des Symbols über die Substanz", hat der US-Wirtschafts-Nobelpreisträger Paul Krugman bei der Euro-Einführung gemeint. Doch so wie einst beim VW-Käfer und später beim Batterie-Hasen gilt trotz (überstandener?) Krise und schlechtem Ruf auch für den Euro: "Er läuft und läuft und läuft " Seit Jahresbeginn ist Lettland das 18. Mitglied der Eurozone. Insgesamt benützen aber bereits über 40 Länder den Euro oder haben deren Währung an den Euro gekoppelt. Allein in der EU zahlen bereits mehr als 330 Millionen Menschen mit dem Euro. "Damit teilen sie etwas Alltägliches. Das stiftet Identität", kommentierte die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel bei einem EZB-Jubiläum diese Entwicklung und sprach dabei der europäischen Währung mehr Bedeutung zu, als nur Zahlungsmittel zu sein: "So ist der Euro auch Symbol und Motor des Zusammenwachsens und Zusammenlebens in Europa." Während sich die Euro-Rückseite in Richtung Osten also neu ausgerichtet hat, gibt es im Westen nichts Neues: Die Kanaren und Madeira sind als Euro-Inseln abgebildet so wie im Norden die Azoren. Die linke untere Ecke der Banknote zeigt wie gehabt Französisch-Guyana, einen nördlichen Nachbarn von Brasilien, die Karibik-Inseln Martinique und Guadeloupe sowie Réunion im Indischen Ozean westlich von Madagaskar. Nicht auf dem Schein ist die Euro-Insel St.-Pierre-et-Miquelon an der Westküste Kanadas. Aus produktionstechnischen Gründen werden nur Inseln mit einer Größe von mindestens 400 Quadratkilometern eingezeichnet.

Ein Währungsraum bis Simbabwe

Möglich und der Währungsrealität entsprechend wäre es aber gewesen, ein größeres Stück Afrika auf der Euro-Karte abzubilden: In der CFA-Franc-Zone sind 14 westund zentralafrikanische Länder von A wie Äquatorialguinea bis Z wie Zentralafrikanische Republik an den Euro gekoppelt, so wie Kap Verde im Atlantik und im Indischen Ozean die Komoren. Deren Nachbarinsel Mayotte hat den Euro als offizielle Währung, ebenso die spanischen Enklaven Ceuta und Melilla. Die Währung in Marokko ist ebenfalls zu einem bestimmten Teil an den Euro gebunden. Und sogar in Simbabwe gilt der Euro neben dem US-Dollar und dem Südafrikanischen Rand als gesetzliches Zahlungsmittel. In Europa haben zudem die Nicht-EU-Staaten Andorra, Kosovo und Montenegro den Euro als Zahlungsmittel eingeführt. Eigene Euro-Münzen prägen dürfen außerhalb der Währungsunion jedoch nur Monaco, San Marino und der Vatikan - ein gutes Geschäft für diese illustre Runde. Wie gut das Euro-Geschäft generell weitergehen und wie viele Neuauflagen von 10er-Scheinen es noch geben wird, weiß keiner. Der noch vor der Einführung des Euro verstorbene Börsenguru André Kostolany hat jedenfalls gemeint: "Der Euro ist wie ein ungeborenes Kind: Niemand weiß, ob es ein Genie oder ein Dummkopf wird." Mittlerweile ist der Euro zum Teenager herangewachsen und soviel lässt sich bereits sagen: "Er kommt weit herum, der Euro."

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