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"Warum Glaube nützt" titelt die jüngste Ausgabe der Zeitschrift Bild der Wissenschaft (2/2007) und fasst ohne Rücksicht auf den amerikanischen Kreationismusstreit neue Forschungsergebnisse aus der Evolutionsbiologie mit dem Satz zusammen: Die Religion hat den Menschen evolutionsbiologische Vorteile gebracht. Durch den Glauben würden zum Beispiel Weltbilder zur Orientierung in einer unübersichtlichen und als feindselig empfundenen Wirklichkeit geschaffen und Sozialkompetenz erzeugt.

Die Vorteile scheinen bis heute anzuhalten: Harold Koenig vom Duke University Medical Center hat mit einer Studie gezeigt, dass der Mangel an Religiosität und Glauben sich auf Gesundheit und Sterblichkeit genau so auswirke, "wie wenn man vierzig Jahre lang täglich eine Schachtel Zigaretten raucht".

Diese Religiosität sei, so die Wissenschafter übereinstimmend, zu mindestens 50 Prozent genetisch bedingt, und Molekulargenetiker haben längst damit begonnen, nach den dafür verantwortlichen Genen - den "Gottes-Genen" - zu suchen.

Eine der Hypothesen, welche dieser Suche zugrunde liegen, wurde vom Soziobiologen Eckart Voland und dem Theologen Caspar Söling von der Universität Gießen entwickelt: Religiosität, und damit der Glaube, sei aus der Interaktion von vier universellen genetisch angelegten kognitiven Domänen entstanden: Mystik, Ethik, Rituale und Mythen. Anders ausgedrückt: kein Hirn kommt ohne diese Domänen aus. Wenn man wissenschaftliche Erklärungsmuster (wie z.B. eben dieses) kritisch prüft, kommt man tatsächlich schnell drauf, was man alles glauben muss, um sie annehmen zu können. Jedenfalls mehr als in der Religion.

Der Autor ist Wissenschaftlicher Direktor der Joanneum Research Forschungsgesellschaft in Graz.

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