Security für Profiteure

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Sicherheitsforschung - security research - ist das Gebot der Stunde. Gerade werden wieder Technologieförderprogramme in Steuermillionenhöhe dafür definiert. Durch kein Loch im Sicherheitsnetz soll ein Terrorist, echt oder potenziell, schlüpfen können, und die heimische Kriminalität (zugewandert wie endogen) kann man auch gleich mitsanieren: mit Überwachungskameras, Iriserkennung und Auswertung aller sms auf Verschwörungspotenziale hin. Die umfassenden Maßnahmen erwecken bisweilen schon den Eindruck, als ob der eigentliche Feind der Regierungen die eigenen Bevölkerungen seien.

Vergessen ist, dass schon vor Jahrzehnten das Friedensforschungsinstitut sipri in Stockholm in einer Studie belegt hat, dass systematische Sicherheitsmaßnahmen Aggressionen eher begünstigen als vermindern und ein Zusammenhang zwischen Bedrohung und dem Verhalten der Bedrohten besteht. Vergessen ist auch Ulrich Beck und seine Charakterisierung der Industriegesellschaft als Risikogesellschaft. Beck führt die großen Bedrohungspotenziale darauf zurück, dass die Güterproduktion inzwischen mehr Risken bringt als Vorteile und zum Konflikt um die Verteilung des dadurch erarbeiteten Profits inzwischen auch noch der Konflikt um die Verteilung von dessen negativen Folgen kommt, hier wie weltweit.

Aktuelle security research konzentriert sich auf die Symptome, nicht auf die Übel, die immer noch sind: Ausbeutung und Unterdrückung, Wohlstandsmaximierung, rücksichtslose Genusslust. Der so erzeugte Leidensdruck muss gehindert werden, sich in den vielfältigen Varianten von 9/11 zu entladen. Und das nährt den Verdacht, dass es nur um die security der Profiteure des Systems geht und dass sonst alles bleiben soll, wie's ist.

Der Autor ist Wissenschaftlicher Direktor der Joanneum Research Forschungsgesellschaft in Graz.

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