Was kostet "Ewige Seligkeit"?

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Die zivilisierte Welt liegt im Rausch: im vorweihnachtlichen Geschenk-Einkaufsrausch, speziell an den Einkaufssamstagen im Advent (so als ob alle anderen Samstage im Jahr keine Einkaufssamstage wären) und am Einkaufsfeiertag, dem 8. Dezember, dem Fest "Mariä Unbefleckte Empfängnis".

Kein Grund, sich darüber aufzuregen. In einer Gesellschaft, in welcher jeder Wert in Geld dargestellt wird, wäre es absurd, Weihnachtsfreude anders zum Ausdruck zu bringen als in Geldwert - gleich wie zum Beispiel die Ausgaben für Wellness, Arztkonsultationen und Medikamente den Wert der Gesundheit monetarisieren. Der Geldwert der Geschenke ist das Maß der Zuneigung unter den Menschen. Auch Menschlichkeit wird in Österreich längst in Geldwert angegeben, mit dem Spezialmaß der jährlichen "Licht ins Dunkel"-Rekordspendenergebnisse, hochoffiziell legitimiert von Kardinal und Bundespräsident. Des Menschen Herz sitzt in seiner Brieftasche.

Daher kann es als besondere Hochschätzung der Botschaft des Feiertags "Unbefleckte Empfängnis" gesehen werden, dass er zum Geldausgabe-Feiertag erhoben wurde. "Unbefleckte Empfängnis" heißt, dass Maria als zukünftige Mutter des Erlösers von Anfang an nicht der wesenhaften Unvollkommenheit der Welt unterworfen war, also frei war von der "Erbsünde", heißt: vom Hang zum Bösen, der uns alle anderen Menschen immer wieder schuldig werden lässt. Maria war auf ewige Seligkeit von Geburt an gebongt - wahrhaftig ein Wert, den man nicht in allem Geld der Welt angeben kann, nicht einmal im symbolischen Geldwert jahrzehntelanger Marienfeiertagsumsätze. Trotzdem: Die Weihnachtseinkaufsräusche sind Ausdruck der Hoffnung auf die ewige Seligkeit - in Geldwert ausgedrückt.

Der Autor ist Wissenschaftlicher Direktor der Joanneum Research Forschungsgesellschaft in Graz.

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