Wenn Frauen schweigen müssen

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Bei der "Women Leaders"-Konferenz des Außenministeriums vorige Woche in Wien beschäftigte sich ein Workshop (den ich leiten durfte) mit der Situation von Medien im Nahen Osten, wobei die Rolle von Frauen - als Berichterstatterinnen und Objekte der Berichterstattung - einen wichtigen Aspekt darstellte. Es war interessant, von einer israelischen Kollegin, die an einem Medien-Monitoring-Projekt namens "Words Can Kill Too" (auch Worte können töten) mitarbeitet, zu hören, dass in Israel in den ersten beiden Wochen des Libanon-Kriegs 2006 die Frauen beinahe vollständig aus der TV-Berichterstattung verschwanden; danach kamen sie wieder vor, hauptsächlich als Opfer oder als Mütter und Frauen von Soldaten …

Niemand insinuiert, dass Frauen die besseren Menschen sind und alle Konflikte friedlich gelöst würden, säßen nur Frauen in Schlüsselpositionen. Aber wenn weibliche Stimmen in einer medialen Situation, in der alle auf Unterstützung eines Waffengangs eingeschworen werden sollen, plötzlich fehlen, wird man stutzig. Die Kollegin berichtete nämlich auch, dass der israelische Medienapparat voll auf Kriegslinie ging. Andere Lösungen als der physische Kampf kamen, wenn überhaupt, nur gut versteckt vor. Der Verdacht liegt nahe, dass Frauen diese alternativen Botschaften eher transportieren - und deshalb in Kriegszeiten den Mund halten müssen.

Es soll hier nicht um den Streit "guter oder schlechter Krieg" im konkreten Fall gehen. Unsere - der Workshopteilnehmerinnen - Forderungen sind einfach: Die Medien sollen die gesamte Realität reflektieren, und das ist nicht der Fall, wenn quasi die Hälfte der Menschheit schweigt. Lassen wir sie zu Wort kommen, und dann sehen wir einmal, ob die Realität nicht etwas anders aussieht.

Die Autorin ist Außenpolitik-Ressortleiterin des "Standard".

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