Slawi Trifonow - © Wikipedia/ Stelko12

Bulgarien: Wahlsieger Slawi Trifonow

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Balkan-Pop ist die Eierspeise der Musikbranche. Da braucht es für den Hit und das Video nicht viel: ein paar Folklore-Elemente, eine Reichtum und Opulenz verströmende Szenerie in der dann eine leicht bekleidete Frau zum Frühstücks-Kaffee schlaftrunken ganz alltäglich den Spagat macht oder sich in Spitze räkelt. Und dann braucht es freilich eines: Männlichkeit. Gerne unterstrichen durch Glatze, Lederjacke und Sonnenbrille.

Boiko Borissow, Bulgariens Bisher-Premier, hat es mit eben dieser Masche, aber ganz ohne Pop, in die Wahl-Charts geschafft. Seit 2009 war er mit Unterbrechungen Premier. Slawi Trifonows Gesangslaufbahn in eingangs geschildertem Genre dürfte dagegen durchaus hilfreich gewesen sein. Seine Partei „Es gibt ein solches Volk“ hat bei den Wahlen in Bulgarien jetzt knapp den ersten Platz geholt. Bisher kannte man Slawi Trifonow eher als Sänger und weniger als Politiker. Breitenwirksam – und doch ein wenig belächelt auch. Vor allem aber: erfolgreich. 21 Alben, 300 Songs hat er alleine mit der Band Ku-Ku aufgenommen. Und die Chancen stünden an sich nicht schlecht, dass er der nächste Premierminister werden könnte. Der GERB Borissows fehlen die Partner. Und Slawi Trifonow - der hat populistischen Rückenwind.

Nur wirklich Appetit aufs Politiker-Sein hat er anscheinend nicht. Bereits am Tag nach der Wahl hat Slawi Trifonow einer Koalition eine Absage erteilt und sein aus „neuen Gesichtern“ gecastetes Kabinett vorgestellt. Slawi Trifonow war auch als TV-Produzent tätig. Das nur nebenbei bemerkt.

Vielleicht ist der Grund für seine Zurückhaltung aber, dass er weiß, wie rasch sich der Wind drehen kann. Im Zuge der Proteste gegen Borissow 2020 war er eine treibende Kraft. Eine aber, die von den inhaltlichen Treibern der Revolte, die Borissows zunehmend autoritäre Handhabe kritisierten, als Trittbrettfahrer betrachtet wurde: Trifonow wetterte gegen Covid-Maßnahmen, spielte die Pandemie herunter, spendete dann aber für ein Covid-Spital. Sprich: Programmatisch war da sehr bald ein sehr großes, sehr schwarzes Loch. Politik ist eben doch nicht wie Folklore-Pop.

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