Abschied vom ersten Hirten Vorarlbergs

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Manche meinten, daß er zu viel gewähren ließ und zu selten einschritt": Kassian Lauterer, Abt von Mehrerau, charakterisierte in den "Vorarlberger Nachrichten" seinen Landsmann und Mitbruder Bruno Wechner, den ersten Vorarlberger Diözesanbischof, der kurz vor Jahreswende 91jährig verstarb, auch mit diesem Satz. Die leise Kritik, aber ebenso die leise Anerkennung, die in obigen Worten des Abtes mitschwingt, gehört zum Bild, das von Bruno Wechner in Erinnerung geblieben ist: ein stiller Hirte, der seine Diözese in die Selbständigkeit und in die nachkonziliare Erneuerung führte.

Der 1908 in Götzis Geborene wurde 1933 in Rom gemeinsam mit dem späteren Innsbrucker Bischof Paul Rusch zum Priester geweiht. Rusch, zu dessen Jurisdiktionbereich auch das Ländle gehörte, ernannte Wechner 1955 zum Generalvikar für Vorarlberg; im gleichen Jahr wurde dieser zum Weihbischof geweiht. In den sechziger Jahren nahm Wechner am II. Vatikanum teil, zu seinen zentralen Anliegen gehörte daher die Umsetzung des Konzils in der Heimat. 1968 wurde Vorarlberg als "Diözese Feldkirch" kirchenrechtlich selbständig und Weihbischof Bruno Wechner zum ersten Diözsanbischof bestellt.

21 Jahre stand Wechner der neuen Diözese vor, in der Österreichischen Bischofskonferenz war er für Familienangelegenheiten zuständig. Obwohl er - wie vorgeschrieben - 1983 mit Erreichen des 75. Lebensjahres seinen Rücktritt einreichte, verblieb Wechner bis 1989 auf dem Bischofsstuhl von Feldkirch. Die Ernennung seines Nachfolgers, des Opus-Dei-Regionalvikars Klaus Küng, schmerzte Wechner: Er hatte von der Nachfolge aus den Medien erfahren. Küngs Amtseinführung stand aber dann doch im Zeichen der Versöhnung.

"Wie schon in den letzten Jahren redete er kaum noch", schreibt Abt Kassian in seinem Nachruf über die letzten Tage des Bischofs. Der Hirte aus dem Westen hat sich - ganz seine Art - nun leise verabschiedet. ofri

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