Achtung-fertig-los müssen

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Iowa, das "Kuwait des Bioethanols". Die einfach gestrickte Euphorie des Farmers im Bericht über die neue Zukunftsperspektive des US-Bundesstaates bringt ungeschminkt zur Sprache, was verhaltenere Wortmeldungen zum Thema Biosprit schon seit längerem ahnen lassen. Es geht um die Fortsetzung des alten Mobilitätswahn(sinn)s mit weniger schlechtem, wenn auch genau so kurzsichtigem Gewissen wie bisher. Die "Kollateralschäden" dieser neuen Treibstoffstrategie für die Weltmarktpreise der Nahrungsrohstoffe und die Böden vor Ort bleiben ausgeblendet wie eh und je. Hauptsache, aus unseren Auspuffrohren kommen die Abgase und Rückstände von "Biosprit".

Die Frage, was der eigentliche "Treibstoff" hinter dieser selbstmörderischen Mobilitätssucht ist, darf nicht gestellt werden. Im Gegenteil. Alles hat der Mobilität zu dienen, und die Mobilität dient wiederum allerhand anderen Zielen. Nicht zuletzt Unternehmens- und damit Wirtschafts- und damit Arbeitsplatzsicherungszielen. Und dann: Schluss der Debatte. Letzteres vielleicht auch deswegen, weil den wenigen plausiblen Gründen für den Besitz und die Inbetriebnahme eines Kraftfahrzeugs doch sehr viel mehr irrationale gegenüberstehen, über die nachzudenken zu unerwünschten Fragen führen würde.

Zum Beispiel, ob die exzessive Mobilität nicht doch auch eine Flucht-Mobilität ist. Irgendwohin, aber jedenfalls weg. Von dort, wo es zu langweilig zu werden droht. Oder auch zu verbindlich. Zum Glück wird auch der Event-Kalender immer dichter. Man "muss los", wie jetzt in Nachahmung der bundesdeutschen Spielfilmsprache immer öfter zu hören ist. Los von der befürchteten Einengung. Los auf "Achtung-fertig-los". Dorthin, wo hoffentlich etwas "los ist". Die neuen "Kuwaits des Bioethanols" werden dabei helfen.

Der Autor ist Pfarrer in Probstdorf und Universitätsseelsorger.

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