Allahs TroubadoureTitel

Der Islamismus in Algerien, islamistische Terroristen in Südostasien, dazu die jüngsten politischen Ereignisse im Nahen Osten, das alles ist nicht dazu angetan, in Europa Interesse für die schönen und liebenswerten Seiten islamischen Lebens zu wecken. Doch gerade darum sollte man zu dem wunderschönen Bildband "Troubadoure Allahs" greifen. Er handelt von der Sufi-Musik im Industal, den mystischen Traditionen eines Landes, das reich ist an Wallfahrtsorten und Gräbern heiliger Männer. Zwei Deutsche, der Sinologe, Indologe und Vergleichende Religionswissenschaftler Peter Pannke und der Fotograf Horst A. Friedrichs wurden von dem, was sie dort erlebten, gefangen genommen und vermitteln es in einer beeindruckenden Verbindung von Bild, Text und Ton: Dem Band liegt eine CD mit Sufi-Musik aus dem Industale bei.

Sie schufen kein konventionelles Sachbuch, sondern ein poetisches, das Thema langsam einkreisendes, mit den Fakten stets auch Atmosphärisches, Stimmungen, Eindrücke von menschlichen Begegnungen wiedergebendes Werk. Wir lernen eine lebensfrohe, positive, dabei vergeistigter Strömung des Islam kennen und hören von Sufis, die bei den Klängen der Derwische im Zustand der Ekstase starben, von den die Traditkonen pflegenden und weitergebenden Bruderschaften, von den Krankheiten heilenden Zeremonien der Sufis, aber auch von Instrumenten, die nur noch wenige Meister ihres Faches herzustellen und zu spielen wissen, wie etwa der so gut wie völlig aus der Musikszene verschwundenen sarangi mit ihren drei Spiel- und an die 40 Resonanzseiten, die für jeden Raga neu gestimmt werden müssen. Das in der Tradition des Verlages überaus sorgfältig gedruckte Buch mit seinen kühlen und warmen Farben lädt zum Versinken ein: Schönheit pur. H.B.

Troubadoure Allahs. Sufi-Musik im Industal.

Von Peter Pannke und Horst A. Friedrichs, Frederking & Thaler, München 1999, 192 Seiten, 96 Farbfotos, CD, geb., öS 715,-/e 51,96