Balltiger am "Mir san mir"-Ball

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Balltiger dürften es wohl bedauern, dass "man nicht auf allen Kirtagen und Bällen tanzen kann", wie eine verbreitete Volksweisheit besagt. Auch wenn manche Promi's hart am Gegenbeweis arbeiten - zumindest laut Ballberichterstattung.

Aber die Volksweisheit bezieht sich ja gar nicht auf den Stress zwischen Neujahr und Faschingdienstag, sondern auf das reale Leben außerhalb der Ballsäle und tagsüber. Und auch mir ist sie nicht beim Anblick der Ballreportageseiten eingefallen, sondern beim Lesen im "Sozialwort des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich" und beim Gespräch mit Christinnen und Christen meiner Pfarrgemeinde darüber.

Spätestens bei den Abschnitten "Aufgaben der Kirchen" am Ende der einzelnen Kapitel wird einem bewusst, auf wie vielen "Bällen" und "Kirtagen" wir Christen mittanzen. Da ist der "Konsum jederzeit!"-Ball. Oder der "Wachstum um jeden Preis"-Ball, zu dem Wirtschaft und ihre Politik traditionell gemeinsam einladen. Oder der "Immer mobil"-Ball auf den wachsenden Tanzflächen aus Asphalt und auf den Flugbahnstockwerken über den Wolken.

Den "Gute Gene"-Ball für die durch niemanden und nichts Behinderten nicht zu vergessen mit der beliebten "Für immer gesund"-Kombo. Auch der "Mir san mir !"-Ball mit ausschließlichem Eintritt für Inländer erfreut sich nicht geringer Beliebtheit. Besonders, seitdem er mit dem "Vergesst die Welt!"-Ball zusammen gelegt worden ist.

Und da gäbe es noch viel mehr solcher "Bälle". Gegen den Kater danach helfen energische Grundsatzerklärungen der Kirchenleitung, hinter denen man aus voller Überzeugung, "ganz grundsätzlich" steht. Aber auch religiöses Brauchtum, ein wirklich zu Herzen gehender Bußgottesdienst u.ä.m. machen wieder fit: für den nächsten "Ball".

Der Autor ist Pfarrer in Probstdorf und Universitätsseelsorger in Wien.

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