Biblisches Innehalten

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Das Bibelzentrum im Wiener Museumsquartier beeindruckt mit moderner Architektur und der Ausstellung "Es begab sich aber zu der Zeit ..." von

Grau und unscheinbar ist das Bibelzentrum in den Lageplan des Wiener Museumsquartiers eingezeichnet, eine Wahrnehmung, die sich in der Realität nicht im Geringsten widerspiegelt. An trüben Dezembertagen laden bunte Bibelzitate, die plötzlich auf einer großen Projektionswand hinter der verglasten Front erscheinen, vorbeieilende Menschen zum Innehalten ein. Setzen diese dann einen Fuß hinein, werden sie mit durchdachter Architektur überrascht. Durchdacht deswegen, weil nahezu alles eine biblische Bedeutung in sich trägt: Der Raum hat keine Wände, auch Büro und Kaffeeküche sind nur durch Glasscheiben vom Rest getrennt. Die Farben schwarz und weiß dominieren und alle Ausstellungselemente wurden durch unten befestigte Rollen flexibel und jederzeit wegschiebbar gemacht. "In der Bibel gibt es nichts Verstecktes, sie hat eine klare Botschaft und wer mit ihr in Berührung kommt, ist ständig in Bewegung", erklärt Jutta Henner, evangelische Theologin und seit 1996 Leiterin der Österreichischen Bibelgesellschaft.

Bibel im 21. Jahrhundert

Die Österreichische Bibelgesellschaft wurde im Jahr 1970 gegründet und setzt sich aktiv für das Wort Gottes ein. Sie wird von 13 Kirchen getragen. Im Frühjahr 2005 eröffnete sie das Bibelzentrum um die Bibel, die Christen der verschiedenen Konfessionen verbindet, den Menschen zugänglicher zu machen. Mit der modernen Architektur soll die Bibel in das 21. Jahrhundert getragen werden.

Vom 21. Jahrhundert zeugt auch das vielfältige Angebot, mit dem das Bibelzentrum Besucher anlocken will: Angefangen von Schulklassenführungen über eine historische Bibliothek mit Bibeln in knapp 500 Sprachen und Audio-Stationen in sechs verschiedenen Sprachen möchte das Zentrum alle Altersgruppen ansprechen. Auch eine ständige Vitrine mit Gegenständen und Erklärungen zum Judentum gibt es, denn in Bezug auf das Alte Testament sei große Überzeugungsarbeit zu leisten.

Hinter einem schwarzen Vorhang liegt der ganze Stolz des Bibelzentrums: die interaktive Medieninstallation "das wort in deiner zeit". Zwei Kameras erfassen die Bewegungen von Passanten: Geht also jemand vorbei, dann wird ein Bibelzitat auf der Projektionsfläche im großen Fenster des Bibelzentrums eingeblendet. Diese Einrichtung soll einerseits Menschen zum Besuch motivieren und andererseits zeigen, dass die Bibel auf jeden individuell eingeht.

Damit Schulklassen und andere Besucher immer wieder kommen, werden zusätzlich zu diesen ständigen Elementen regelmäßig Sonderausstellungen organisiert. "Unsere Motivation diesmal war, dass die Menschen zwar Santa Claus kennen, der über den Balkon in die Häuser hineinklettert, aber über Weihnachten ist ihr Wissen dürftig", legt Jutta Henner mit einem leichten Unterton für den rotbemützten Einwanderer aus dem anglo-amerikanischen Sprachraum dar. Die Ausstellung "Es begab sich aber zu der Zeit ..." präsentiert sieben Faksimiles vom 9. Jahrhundert bis ins Mittelalter, sowie zwölf große Tafeln mit Erklärungen und Illustrationen zu Weihnachten, wie es in der Bibel dargestellt wird. Dabei finden auch durchaus unorthodoxe Darstellungen ihren Platz: Ein Bild beispielsweise zeigt Maria in sehr passiver, vom Neugeborenen abgewandter Haltung, während sich Josef um das Kind kümmert. Andere stellen wiederum Szenen dar, die in der Bibel nicht vorkommen, "das zeigt, dass in der Kunst Biblisches und Nicht-Biblisches zusammenfließt", erklärt Jutta Henner.

Einkaufen statt Bibel ...

Seit der Eröffnung 2005 haben 9000 Menschen das Bibelzentrum besucht, weit mehr, als sich die Leiterin erhofft hatte. Der Großteil der Interessierten sind Touristen oder Schulklassen. Jutta Henner bedauert, dass sie die Menschen, die in den Pfarrgemeinden aktiv sind, mit dieser Ausstellung noch nicht erreicht hat, "die sind momentan zu sehr im Einkauf-und Backstress." Für diejenigen, die ihre Vanillekipferl aber schon sicher in der Keksdose verstaut haben, wird sich ein Besuch als Einstimmung auf Weihnachten lohnen.

Ausstellung:

ES BEGAB SICH ABER ZU DER ZEIT ...

Bibelzentrum

Breite Gasse 4-8, 1070 Wien

Mo-Fr 9.30-16, Do 9.30-20, Adventsamstage: 10-17

Bis 10. Jänner 2007

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