Christen ohne religiöses Bekenntnis

Werbung
Werbung
Werbung

Ein merkwürdiges Land, in dem es einerseits Christen gibt, auf deren persönlichen Dokumenten die Zugehörigkeit zu ihrer Kirche vermerkt ist, und es andererseits Christen gibt, die amtlich als ohne religiöses Bekenntnis gelten.

Nun ist auch die religiöse Landschaft Österreichs sehr bunt, und nicht viele haben den Überblick über alle möglichen christlichen Denominationen.

Bei manchen Gruppierungen ist die Frage nach ihrer Zukunftsfähigkeit allein aufgrund ihres geringen Alters noch mehr als offen. Das Entstehen neuer christlicher Gemeinschaften muss aber nicht als Zerfallserscheinung, sondern kann auch als Ausdruck der Vitalität des Christentums gesehen werden.

Doch was machen Angehörige einer der ältesten Kirchengemeinschaften in diesem Land, wenn sie als gläubige Christen das staatliche Etikett "ohne religiöses Bekenntnis" erhalten?

Wie geht es diesen Menschen, die das Gefühl haben, mit einem staatlichen Stempel "ungläubig" versehen zu sein? Und woher nimmt der Staat dieses Landes das Recht für diese Disqualifizierung, ist im Vergleich zu den staatlichen Strukturen von den Babenberger über die Habsburger bis zur Republik ihre Kirche schließlich doppelt so alt?

Dabei führt die Koptisch-Orthodoxe Kirche, von der hier die Rede ist und die zur Familie der orientalischen Kirchen zählt, ihre Entstehung im ersten Jahrhundert auf das Wirken des Apostels Markus zurück und betrachtet sich als die erste Kirche in Afrika.

Seit einem Vierteljahrhundert gibt es für die 3.000 koptisch-orthodoxen Christen in Österreich einen Priester, und ihre Kirche in der Quadenstraße im 22. Wiener Gemeindebezirk ist bereits fertiggestellt. Doch offiziell eingeweiht wird sie erst, wenn die staatliche Anerkennung der koptisch-orthodoxen Kirche erfolgt ist.

Dafür verlangt das Gesetz 16.000 Mitglieder.

2000 Jahre zählen nicht.

Martin Jäggle ist Professor an der Religions-pädagogischen Akademie Wien und Autor von Religionsbüchern. Zusätzlich engagiert er sich in der entwicklungspolitischen Bildungsarbeit.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung