Damaskus, Ende Juli 2006

Werbung
Werbung
Werbung

Dumpfe Stimmung in Damaskus. In den Basaren, die sonst mit orientalischer Musik locken, drängen sich die Menschen von der Straße in die winzigen Geschäfte, um die letzten Nachrichten aus dem Libanon zu hören.

Zu den Hunderttausenden Irakern, die nach Syrien geflüchtet sind, strömen nun die Menschen aus dem Libanon. Der Rote Halbmond kann die Verwundeten nicht mehr transportieren, Taxis sind im Einsatz. Verschwinden die Schicksale der Opfer oft hinter nüchterner Statistik, ist diese Distanz hier aufgehoben. Traurige Geschichten machen die Runde, denn jeder kennt jemanden, der jemanden kennt, der ...

So gerne sonst untereinander politisiert wird - Meinungsbildung ist bei der Medienvielfalt durch das Satelliten-TV und neuerdings auch Internet erleichtert - in diesen Tagen fehlen die Analysen. Bitter fühlen die Menschen, dass sie als Schurkenstaatler auf der Achse des Bösen ohnehin nichts zu melden haben. Die israelischen Flugzeuge, die in Demonstration ihrer militärischen Überlegenheit kürzlich über den Präsidentenpalast flogen, sprechen eine deutliche Sprache.

Die Hoffnung auf Friedensverhandlungen ist fern. Trotzig hat der Gemischtwarenhändler an der Ecke die Hisbollah-Fahne aufgehängt. In der endlosen Spirale der Gewalt ist die Frage nach dem, der "angefangen" hat, für die Leute hier uninteressant. "Wie können Zivilisten zu Hunderten umgebracht werden, weil zwei Besatzungssoldaten von einer außerstaatlichen Organisation als Geiseln genommen wurden? Ein Staat betrachtet es unter dem Titel ,Schutz' als sein Recht, ein Land vierzig Jahre zurückzubomben."

Die internationalen Reaktionen verstärken die Resignation. Wenn von der Stationierung einer NATO-Beobachtung die Rede ist, weckt dies höchstens Erinnerungen an die Kolonialzeit.

Die Autorin ist Medienreferentin der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung