Das Business der Religion(en)

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Sitzung eines Seminars "Ethik in einer globalisierten Wirtschaft" an der Wirtschaftsuniversität vor Pfingsten. Thema des Tages: die ethischen Traditionen der Weltreligionen angesichts der globalisierten Wirtschaft. Die Diskussion nach den Referaten spiegelt zuerst den Respekt vor dem, was die religiösen Traditionen über Jahrtausende hinweg an nach wie vor und mehr denn je Gültigem und Wegweisendem transportieren.

Aber dann wendet sich die Diskussion auch der Performance der sich auf diese Traditionen berufenden Religionen in der Geschichte und deren Einfluss auf die globale Entwicklung zu. Und da wächst die Skepsis der jungen Leute spürbar. Werden religiöse Traditionen nicht zu häufig dazu benutzt, Unterschiede hervorzustreichen und sich gegenüber anderen oder sogar gegen andere zu profilieren? Etablieren sich nicht immer wieder Religionssysteme, in denen Autoritäten geistige und nicht selten auch materielle Macht über Menschen ausüben? Verleiten Religionen nicht häufig auch dazu, sich über bestehende unmenschliche Verhältnisse hinwegzutrösten anstatt deren Veränderung zu suchen?

Die Referent/inn/en berichten auch über Initiativen wie das "Weltethos"-Projekt und die "Interfaith Declaration of International Business Ethics". Absichtserklärungen und Papier seien das eine, die erlebbare Realität zu oft etwas ganz anderes, ist das abgeklärte Echo einer Generation, die von einem hohen Berg wunderschöner Abkommen und Deklarationen ihrer Vorgängergenerationen aus in eine ungewisse Zukunft schaut.

Die Seminarsitzung fließt in meine Überlegungen zur Pfingstsonntagspredigt ein: die christlichen Kirchen führen sich auf den Pfingstgeist zurück. Wie können sie sich von ihm ihre immer wieder zufallenden Türen aufdrücken und zum Dienst an der Einheit aller Menschen führen lassen?

Der Autor ist Pfarrer in Probstdorf und Universitätsseelsorger.

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