Der Steilpass von Istanbul

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Fußballerisch - wenn auch für den Anlass vielleicht etwas zu salopp - könnte man von einem "Steilpass" sprechen, den der Papst seiner Kirche da bei seinem Türkei-Besuch hingelegt hat: mit seinen Ansprachen und noch mehr mit seinen Gesten. Denn jetzt heißt es aufschließen und mithalten. Die Richtungsvorgabe ist eindeutig: zugunsten der Einheit der Menschheit in Frieden und Gerechtigkeit ist das Gemeinsame deutlich vor das Trennende zu stellen. Und diese Richtungsvorgabe wird für gehörigen Gegenwind sorgen, wenn erst einmal Erleichterung und Freude über die positive Aufnahme des Papstbesuches auf türkischer und muslimischer Seite ein wenig abgeklungen sein werden.

Denn eben noch wurde da von mancher Seite innerhalb der christlichen Kirchen die Option einer Profilierung durch Abgrenzung vom Islam und als Abwehrkraft gegen eine "Islamisierung" Europas auf den Tisch gelegt. In der Hoffnung, die von populistischen Politikern kultivierten "Daham statt Islam"-Reflexe auch auf Kirchenebene in größeren Zulauf ummünzen zu können. Die "wehrhaften" Christen werden sich jetzt erst einmal gegen den "zu weichen" Papst zu wehren haben. Und Politik-Konzepte, die auf eine Koalition des Nationalismus mit einer Art "Religionismus" spekulieren, werden kaum auf das sonst so geschätzte päpstliche Wohlwollen zählen können. Dagegen war den Brückenbauern zwischen den Religionen in diesen Tagen ein wenig Atempause gegönnt. Aber - es wird mehr Arbeit geben.

Denn der Pass war steil. Und auch ein Signal an alle Religionen, das Gut der großen Gemeinsamkeiten in den grundlegenden Werten in das Projekt "Zukunft der Menschheit und der Erde" zu investieren und die "Daham statt ..."-Optionen vom Tisch zu nehmen.

Der Autor ist Pfarrer in Probstdorf und Hochschulseelsorger .

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