Die Sache mit dem Sonntag

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Warum sagen Sie eigentlich nie öffentlich etwas gegen die Sonntagsarbeit? Diesen Vorwurf mußte ich mir neulich wieder einmal anhören. Zugegeben, ich habe mich in dieser Angelegenheit bisher eher zurückgehalten. Denn es reicht mir nicht, zu sagen: kaufen Sie am Sonntag nicht ein. Ich bin auch skeptisch, wo es um Allianzen der Kirche mit anderen Gruppen zum Thema arbeitsfreier Sonntag geht. In den Aktionen, die dazu gestartet werden, heißt es dann: Der Sonntag muß Freizeit bleiben. Oder: Wir brauchen den Sonntag, um Lebensqualität zu erhalten. Und manche Gruppen, die sich so äußern, haben dann die Freizeitparks im Auge, die besucht werden sollen, die Golfplätze und Erlebnisbäder und Bergbahnen und Playcastles und Sommerrodelbahnen, von den Skipisten ganz zu schweigen. Doch darum kann es Kirche in meinen Augen nicht gehen.

Als Kirche haben wir nicht den Auftrag, den Sonntag wegen seines Freizeitcharakters zu erhalten, sondern deswegen, weil er der Tag Gottes ist. Die Sonntage, die ich erhalten möchte, sind Sonntage ohne Freizeitstreß, Sonntage, die Zeit lassen zur Rast, Sonntage, die Platz lassen für Gebet und Lied und Predigt und Abendmahl. Sonntage, die herausholen aus der Vereinzelung des Menschen zur Gemeinschaft der Glaubenden im Gottesdienst. Es sind Sonntage, die den Menschen noch in einer anderen Funktion wahrnehmen als in der des Konsumenten. Nämlich: Als einen der - will er, daß sein Leben gelingt - angewiesen ist auf Begegnung jenseits der Frage: was bringt's und was kostet's. Als einen der Gott die Ehre gibt.

Was ich uns wünsche: Sonntage, die Raum lassen für Nichtstun anstelle von konzentriertem Arbeiten, für Langsamkeit anstelle von Zeit, der wir hinterherrennen, für Langeweile anstelle von Umtriebigkeit. Tage, an denen wir nicht nach dem Grundsatz leben: Zeit ist Geld, sondern erkennen: Zeit ist ein Geschenk Gottes.

Solche Sonntage sollten wir unserer Umgebung schmackhaft machen. Solche Sonntage schaffen wirklich Lebensqualität. Solche Sonntage sind ein Dienst der Kirche in unserer Welt. Für solche Sonntage will ich mich gerne einsetzen, auch lautstark und öffentlich.

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