Dresden, Gedenk-Vorbild

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Auf dem Plakat stehen untereinander die Namen von 12 Städten, die in Kriegen zerstört wurden. Es beginnt mit Bagdad und endet mit Warschau. Nummer zwei ist Coventry, gleich gefolgt von Dresden, das im Bombenangriff vom 13. Februar 1945 unterging, Zehntausende kamen ums Leben.

Das Plakat ist der sichtbare Ausdruck, in welchen Rahmen die sächsische Landeshauptstadt das Erinnern stellen will. Dabei werden Eckpunkte festgehalten, etwa die Vorgeschichte der Ereignisse, die in der ns-Gewaltherrschaft und dem von Deutschland ausgegangenen Krieg gelegen ist, oder die Tatsache, dass auch Menschen und Einrichtungen in Dresden an den ns-Verbrechen beteiligt waren, insbesondere gegenüber den jüdischen Bürgerinnen und Bürgern (Viktor Klemperer beschreibt in seinen Tagebüchern die Schrecken der Bombennächte, die zugleich sein Überleben bedeuteten). Zum Rahmen des Erinnerns gehören auch die deutlichen Zeichen der Versöhnung, die in den 60 Jahren seither gesetzt wurden, besonders mit Coventry.

Diesen "Rahmen des Erinnerns" haben die Kirchen der Stadt, die jüdische Gemeinde, Friedensinitiativen und andere zivilgesellschaftliche Gruppen gemeinsam mit den offiziellen politischen Stellen der Stadt entworfen. Sie treten auch gemeinsam gegen die revanchistische Hetzpropaganda der npd auf, durch die sie sich ihre jahrzehntelange Friedensarbeit nicht zerstören lassen. Viele Jahre hindurch war die Ruine der Frauenkirche der Ort des jährlichen Gedenkens. Noch heuer - ein Jahr früher als geplant - wird sie wieder eröffnet, das Kreuz auf ihrer Kuppel ist ein Geschenk aus England.

Schade, dass sich niemand die Zeit genommen hat, auch das österreichische Gedenkjahr so ernsthaft vorzubereiten. Ich denke, es wäre uns manche Peinlichkeit erspart geblieben.

Der Autor ist Oberkirchenrat der Evangelischen Kirche A.B.

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