"Lebendig und kräftig und schärfer" ist Gottes Wort nach dem Hebräerbrief (4,12). Dieses Motto stand über dem 31. Evangelischen Kirchentag in Köln. Das Programmheft für die viertägige Veranstaltung umfasste mehr als 600 Seiten! Die weitgehende Autonomie der vorbereitenden und beteiligten Gruppen bringt diese große, bunte Vielfalt mit sich. Nicht jeder sieht es positiv: Kardinal Meisner sprach in seinem Grußwort an den Kirchentag - wenig höflich - von einem "Leipziger Allerlei".Wie steht es mit der Vielfalt in der evangelischen Kirche? Ist sie eine Stärke oder eine Schwäche? Kein
500 Jahre Reformation. Was Martin Luther anstieß, ist auch heute eine
bleibende Herausforderung: mit viel Licht - und Schattenseiten, die
nicht zu verschweigen sind.
Am kommenden Sonntag wird die Dresdner Frauenkirche wiedereingeweiht. Der barocke Bau mit der riesigen Kuppel wurde 1734 zum ersten Mal geweiht. Zwei Tage nach dem Bombenangriff auf Dresden, am 15. Februar 1945, stürzte die Kirche ein. Die Ruine blieb als Mahnmal stehen. Seit 1982 war sie ein wichtiger Ort für die Friedensbewegung in der DDR. [...]Es ging auch um die grundsätzliche Frage, ob repräsentative Bauten, die im Krieg zerstört worden waren, wiedererrichtet werden dürfen. Oder ob sie zur bleibenden Mahnung als Ruinen stehenbleiben müssen, wie etwa die
Die Kirchen verstehen sich heute oft als Anwälte für die Opfer von Gewalt. War das auch schon während des Ersten und Zweiten Weltkriegs so? Eine Analyse von Theologe Michael Bünker.
Die Ergebnisse der 15. UN-Aidskonferenz in Bangkok sind so enttäuschend, dass zu Recht von einer Schande der wohlhabenden Länder gesprochen werden muss. Die Versprechungen auf finanzielle Hilfe sind nicht eingehalten worden, die Aussicht, dass es mehr Geld geben wird, ist nicht gestiegen. Das ist über die Maßen kurzsichtig und unverantwortlich. [ ]Was können Kirchen angesichts dieser Situation tun? Sie können -wie die religiöse Rechte in den USA und die rigide katholische Sexualmoral -weiterhin eine wirksame Vorbeugung durch den Gebrauch von Kondomen verhindern und ausschließlich auf
Am 11. Juni verstarb in Wien der reformierte evangelische Theologe Kurt Lüthi im 86. Lebensjahr. Sein theologisches Spektrum reichte vom christlich-jüdischen Dialog zur Sexualethik, vom Gespräch mit dem Marxismus bis zum kritischen Jorunalismus bis zur Frauenemanzipation.Kurt Lüthis theologisches Spektrum reichte vom christlich-jüdischen Dialog zur Sexualethik und vom Gespräch mit dem Marxismus zum ökumenischen Dialog, vom kritischen Journalismus zur Emanzipation der Frauen, von der Hochschulpolitik bis zur Friedensbewegung. Einen besonderen Schwerpunktsetzte er beim Dialog der
Für evangelische Christen kommt dem Karfreitag ein besonderer Rang zu: Denn das Kreuz ist der Ort, an dem Gottes Liebe unverstellt erfahrbar ist. Für Antijudaismus darf an diesem Tag kein Platz sein.In der Frömmigkeit evangelischer Christen und Christinnen kommt dem Karfreitag ein besonderer Rang zu. Vielfach gilt er sogar als der höchste Feiertag des Kirchenjahres und vor allem als einer der wichtigsten Abendmahlstage. Der Kirchenraum ist ohne Schmuck, selbst der Altar in der lutherischen Kirche kann an diesem Tag ohne Kerzen und Blumen bleiben. Eine eigene Gottesdienstordnung mit einer
Dies wird meine letzte Kolumne für die Furche. Der Jahreswechsel bringt neue Aufgaben mit sich. Ich möchte meinen Dank an die Leserinnen und Leser mit einem Loblied auf diese große Wochenzeitung verbinden. Aber zuerst bin ich zu guter Letzt doch noch ein wenig verwirrt. Was habe ich, so muss ich mich fragen, mit Franz Josef Wagner und Andreas Mölzer gemeinsam? Die Antwort ist: Wir gehören alle drei - wenn ich dem Weblexikon glauben darf - zur Sorte der Kolumnisten.Kolumne, von columna, die Säule. Der Name spielt zuerst wohl auf die Druckgestalt des so bezeichneten Textes an. Inhaltlich
Bereits zum achten Mal wurde unlängst der Predigtpreis des Verlages für die Deutsche Wirtschaft vergeben. Ausgezeichnet wurden bislang u.a. Hanns Dieter Hüsch, Bischof Joachim Wanke, Walter Jens, Schwester Isa Vermehren, der Dichter-Pfarrer Kurt Marti, Eberhard Jüngel, Bischöfin Margot Käßmann und andere. Dieses Jahr ging der Preis der ökumenisch besetzten Jury an den Theologen Fernando Enns.Fernando Enns stammt aus Brasilien. Er lebt und arbeitet heute in Hamburg und gilt als einer der Initiatoren der "Dekade zur Überwindung von Gewalt" des Ökumenischen Rates der Kirchen. Er war
31. Oktober - entgegen anders lautenden Meinungen für Evangelische weder Weltspartag noch Halloween, sondern der Gedenktag der Reformation. Am Vorabend von Allerheiligen im Jahr 1517 soll Martin Luther seine 95 Thesen "Über die Kraft der Ablässe" an die Türe der Schlosskirche von Wittenberg angeschlagen haben. Die Thesen wurden gleich berühmt, der Thesenanschlag selbst blieb vorerst ohne Beachtung. Wichtiger waren andere Termine, wie der Auftritt Luthers auf dem Reichstag von Worms oder der Tag der Übergabe des Augsburger Bekenntnisses.Erst im 17. Jahrhundert wurde der 31. Oktober zum
In dieser Woche wurden die neuen Pädagogischen Hochschulen eröffnet. Darunter auch die Kirchliche Pädagogische Hochschule in Wien, ein einmaliges Kooperationsprojekt zweier Diözesen der römisch-katholischen Kirche (Wien und St. Pölten) und der altkatholischen, orthodoxen, orientalisch-orthodoxen und evangelischen Kirchen. Die Kirchen gestalten die Aus-, Fort- und Weiterbildung ihrer Religionslehrenden unter Berücksichtigung des jeweiligen konfessionellen Profils gemeinsam.Dieses innovative Projekt verdankt sich dem guten ökumenischen Klima und vertrauensvollen Miteinander der Kirchen
Nun hat sie also begonnen, die 3. Europäische Ökumenische Versammlung in Hermannstadt/ Sibiu. Die Erwartungen im Vor-aus hielten sich in Grenzen. Wird es ähnliche Auf- und Durchbrüche geben wie in Basel und Graz? Viele sind skeptisch, ich schlage vor, warten wir das Ergebnis ab, wer weiß, was der Heilige Geist mit den Kirchen vorhat?Die evangelischen Kirchen werden als jeweils selbstständige Kirchen und über die "Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE)" dabei sein. Sie werden sich bestimmt deutlich für eine Weiterentwicklung der Ökumene einsetzen. Zwei Anliegen sind es,
Die Kirchen Europas sind auf dem Weg nach Sibiu. Dort findet im September die 3. Europäische Ökumenische Versammlung statt. Hermannstadt/Sibiu ist von großer ethnischer, kultureller und konfessioneller Vielfalt geprägt. Seit einigen Jahren läuft unter den Kirchen in Siebenbürgen ein Projekt "Healing of Memories". Es geht um die Bearbeitung der konfliktbeladenen Geschichte, die sich bis in die Gegenwart auswirkt, und um Schritte hin zu einer versöhnten Verschiedenheit. Eine Konferenz Ende Juni zog Zwischenbilanz.Die Aufgaben sind immer dieselben: Zuerst geht es um die Wahrheit.
"Ein kluger Schachzug", so bewertet das Konfessionskundliche Institut des Evangelischen Bundes in Bensheim das Motu proprio von Benedikt XVI. zur Liturgie. Kurz gesagt, sei die Zulassung des Missale von 1962 zwar wohl ein Entgegenkommen den Traditionalisten gegenüber, würde ihnen aber keinesfalls in ihrer Gesamtablehnung des II. Vatikanums Recht geben. Die Form der Messe, die unter Paul VI. 1970 beschlossen wurde, bleibt die "ordentliche Form" der Eucharistiefeier.Der Schritt des Vatikans ist vor dem Hintergrund einer innerkatholischen Auseinandersetzung zu sehen. Was bedeutet das für die
"Lebendig und kräftig und schärfer" ist Gottes Wort nach dem Hebräerbrief (4,12). Dieses Motto stand über dem 31. Evangelischen Kirchentag in Köln. Das Programmheft für die viertägige Veranstaltung umfasste mehr als 600 Seiten! Die weitgehende Autonomie der vorbereitenden und beteiligten Gruppen bringt diese große, bunte Vielfalt mit sich. Nicht jeder sieht es positiv: Kardinal Meisner sprach in seinem Grußwort an den Kirchentag - wenig höflich - von einem "Leipziger Allerlei".Wie steht es mit der Vielfalt in der evangelischen Kirche? Ist sie eine Stärke oder eine Schwäche? Kein
"Alles begann mit der Konfirmation." Das sagt Kerstin Griese. Die 40-Jährige ist Abgeordnete zum deutschen Bundestag und leitet den Bundestagsausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Als sie mit 14 Jahren konfirmiert wurde, wurde sie zu einem gleichberechtigten Mitglied der Kirche. Sie erhielt das Recht, Taufpatin zu sein, sie erhielt das aktive Wahlrecht und konnte mitentscheiden.Die Konfirmation entstand im 16. Jahrhundert. Mit dieser "Bestärkung" oder "Bekräftigung" sollen alle, die als Säuglinge getauft wurden, später nach entsprechender Vorbereitung mit dem eigenen Ja
Die Reise war mit einiger Spannung erwartet worden. Der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland unter dem Vorsitz von Bischof Wolfgang Huber besuchte vergangene Woche Israel und die palästinensischen Autonomiegebiete. Dabei sind deutliche Worte der Kritik gefallen, besonders hinsichtlich der Auswirkungen der israelischen Sicherheitsmaßnahmen, die tief ins palästinensische Gebiet einschneiden. Eine besondere Sorge gilt der kleinen christlichen Minorität unter den Palästinensern, darunter auch einige evangelische Gemeinden, denen es die Situation zunehmend schwer macht, im Heiligen Land
Nach evangelischem Verständnis ist Arbeit ein Ausdruck für den "Gottesdienst im Alltag der Welt", von dem der Apostel Paulus spricht. Arbeit ist kein Fluch, der dem Menschen als Strafe nach dem Sündenfall auferlegt worden wäre. Arbeit gehört vielmehr zur Bestimmung des Menschen, von Mann und Frau. Durch Arbeit werden Mann und Frau zu Mitarbeitenden an Gottes Schöpfung. Wenn es also darum geht, Frauen den Zugang zum Arbeitsmarkt zu erleichtern, dann geschieht dies nicht nur aus wirtschaftlicher Notwendigkeit, es geschieht, um die Erfüllung dieser Grundbestimmung des Menschen für Frauen
Die Kirchen wollen sich aktiver in die soziale und kulturelle Gestaltung Europas einbringen. Das war eines der Ergebnisse der internationalen Ökumene-Konferenz, die am vergangenen Wochenende in Wittenberg stattgefunden hat. Die Konferenz war die dritte Etappe auf einem Pilgerweg, der im kommenden September in Sibiu/Hermannstadt mit seiner vierten Etappe zugleich ans Ziel kommen wird. Nach Basel (1989) und Graz (1997) wird in Sibiu die 3. Europäische Ökumenische Versammlung stattfinden, die von der katholischen CCEE und der KEK (Konferenz Europäischer Kirchen) veranstaltet wird.Die Kirchen
"Kirche der Freiheit", unter diese Überschrift stellt der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) die von ihm entwickelten Perspektiven für die evangelische Kirche im 21. Jahrhundert. Insbesondere die demografische Entwicklung hat tief greifende Konsequenzen für die Zahl und das Alter der Mitglieder der Kirche und damit auch für ihre Finanzen. Das Fazit der nüchternen Analyse lautet: Bis zum Jahr 2030 wird die Evangelische Kirche in Deutschland um etwa ein Drittel weniger Mitglieder und um etwa die Hälfte weniger finanzielle Mittel haben als heute.Was tun? Den bisherigen Weg
Rechtzeitig zum Übergang der EU-Ratspräsidentschaft von Finnland auf Deutschland haben sich Vertreter und Vertreterinnen anglikanischer, orthodoxer und protestantischer Kirchen der "Konferenz europäischer Kirchen (KEK)" am 12. und 13. Dezember dieses Jahres in Brüssel getroffen, um ihre Sorgen und Hoffnungen über die Zukunft Europas auszutauschen und in einem offenen Brief an die Politikerinnen und Politiker Europas zu richten.Konsens herrschte unter den Teilnehmenden, dass Europa nicht als reine Wirtschaftsgemeinschaft verstanden werden darf, sondern sich nur als Wertegemeinschaft
"Sag' Noah, es wär' demnächst wieder so weit!" - mehr als diese Sprechblase in einer Karikatur zum Thema "Die Sintflut naht" war auch der Süddeutschen Zeitung die Klimakonferenz in Nairobi nicht wert. Die Ergebnisse scheinen das dürftige mediale Echo zu rechtfertigen. Außer ermüdenden Diskussionen um Zeitpläne und Verfahrensfragen ist ja wirklich nicht viel herausgekommen.In einem deutlichen Kontrast dazu steht das Echo auf Nairobi in der Ökumene. Die Kirchen stellen sich weltweit schon seit Jahren auf die Seite der Opfer des Klimawandels und erheben ihre Stimmen für sie. Im konkreten
Sollten die Evangelischen heuer zum Reformationsfest neben der Bibel in Luthers Übersetzung und seinem Lied "Ein feste Burg" auch zum Entwurf der EU-Verfassung als Lektüre gegriffen haben? Zumindest die Initiatoren der Ausstellung "Kirche ordnen - Welt gestalten", die letzte Woche in Brüssel eröffnet wurde, scheinen das zu beabsichtigen. Sie behaupten nämlich, dass es einen klaren Traditionsstrom von den evangelischen Kirchenordnungen des 16. Jahrhunderts quer durch die europäische Verfassungsgeschichte bis hin zur EU-Verfassung gibt.Aus heutiger Sicht können die Kirchenordnungen des
Die erste Aufregung um die Rede Benedikt XVI. in Regensburg klingt ab. Der Papst thematisierte das Verhältnis von Glaube und Vernunft. Thema und Gesamtduktus lassen das umstrittene Zitat von Manuel II. Palaeologos zumindest als unnotwendig erscheinen. In seinen kritischen Ausführungen geht der Papst viel stärker auf den Protestantismus ein als auf den Islam. Seine These ist, dass der biblische Glaube und die griechische Philosophie von innen her aufeinander zuwuchsen und dass infolgedessen Glaube und Vernunft notwendig zusammen gehören. Eine Vernunft, die sich nicht der religiösen
Am 12. September ist es soweit: In Budapest beginnt die 6. Vollversammlung der "Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa" (GEKE). Diese Kirchengemeinschaft, der mittlerweile 105 Kirchen angehören, ist das funktionierende Ökumene-Modell auf der Grundlage der Leuenberger Konkordie von 1973. In Budapest wird die Verbindlichkeit der Kirchengemeinschaft vertieft und das gemeinsame Auftreten der evangelischen Kirchen auf europäischer Ebene verstärkt werden. Es ist ein wichtiges Anliegen, die gemeinsame Stimme der evangelischen Kirchen zu sozialethischen Fragen in Europa zu erheben. Das
Kurz vor dem G8-Gipfel Anfang Juli in St. Petersburg hat der russische Präsident Wladimir Putin Vertreter von Christentum, Islam, Judentum, Buddhismus, Hinduismus und von Shinto-Religionen zu einem Treffen der "Religious Leaders" eingeladen. Jedem sind fünf Minuten Redezeit zugestanden worden. Alle betonten die positive Rolle, die Religion für den Frieden haben kann. Die Gefahren eines Missbrauches von Religion für die Rechtfertigung von Gewalt, Terrorismus und Krieg wurden nicht verschwiegen.Damit kann dieses Treffen als weiterer Schritt auf dem Weg zu einer Definition dessen, was eine
In der evangelischen Hamburger Hauptkirche St. Petri hängt dieser Tage ein "Fussballhimmel". Es sind 50 verschiedene Bälle, die von ebensovielen Künstlerinnen und Künstlern gestaltet wurden. Die meisten Bälle hängen von der Decke des Gotteshauses und stellen so etwas wie einen Himmel über den Häuptern der Gläubigen dar."Religion in ihrere rundesten Form", so der Titel dieser Installation, die bis zum Tag des Endspiels am kommenden Sonntag in der Kirche erlebbar sein wird. Dies ist nur ein Beispiel von vielen, die anlässlich der derzeit laufenden WM den Zusammenhang von Fussball und
Die Rede Benedikts XVI. in Auschwitz ist mit großer Spannung erwartet worden. Wie würde der Papst aus Deutschland die Herausforderung theologisch aufnehmen? Der Eindruck hinterher war zwiespältig, die Reaktionen waren es auch. Es gab ein Zuviel und ein Zuwenig.Zuviel war der Passus, in dem der Papst davon sprach, dass das deutsche Volk von einer "Schar von Verbrechern" als mehr oder weniger willenloses Instrument "gebraucht und missbraucht werden konnte". Wären die Deutschen und Österreicher bloß solche gebrauchten und missbrauchten Instrumente einer verbrecherischen Politik gewesen,
Die Diskussionen um den Film "Da Vinci Code - Sakrileg" sind ein Beispiel für die Faszination des Themas "Religion und Verbrechen".Gibt es überhaupt etwas, das eine Auseinandersetzung mit Dan Browns "Da Vinci Code - Sakrileg" für Kirche und Religion lohnend machen würde? Die Ansammlung von theologischen, kirchengeschichtlichen und kunstgeschichtlichen Halbwahrheiten kann es wohl nicht sein. Dennoch ist es bestimmt kein Zufall, dass in zweien seiner Romane, die bekanntlich alle nach demselben Muster gestrickt sind (verschlüsselte Botschaften, Geheimgesellschaften, Verschwörungstheorien
Ab morgen tagen die Synoden der Evangelischen Kirche A.B. und der Evangelischen Kirche H.B. in Österreich. Am Samstag findet dann die gemeinsame Sitzung der sogenannten "Generalsynode" statt. So konstituieren sich die höchsten Vertretungskörper der evangelischen Kirchen. In erster Linie stehen die Wahlen der Präsidien, der Synodalausschüsse und der Fachausschüsse auf dem Programm, die für die kommenden sechs Jahre die Geschicke der Kirchen lenken werden.Auch wenn die Spielregeln der Wahlen und Entscheidfindungen in den Synoden analog zum Parlamentarismus moderner Demokratien gestaltet
Während die Wogen rund um die so genannten Mohammed-Karikaturen hochgingen, hatte ich Bibelarbeiten zum Buch des Propheten Jona vorzubereiten. Es ist unübersehbar, dass dieses kleine Buch aus dem 4. vorchristlichen Jahrhundert eine ganze Reihe von humorvollen Zügen aufweist. In der Geschichte vom Propheten, der vor Gottes Auftrag flieht und letztlich gegen seinen Willen doch alles erfüllen muss, dem er ausweichen möchte, steht die Ironie neben der Satire, die Groteske neben dem derben Witz. Manche Ausleger warnen sogar davor, dieses Buch zu lesen, wenn jemandem das Geheimnis des Lachens
Gestern wurde in Porto Alegre die 9. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) eröffnet. 347 Kirchen aller Traditionen aus aller Welt sind vertreten. Die Versammlung steht unter dem Thema: "In deiner Gnade, Gott, verwandle die Welt". Das zielt in erster Linie auf die Ökonomie. Im Grundlagenpapier sprechen die Kirchen von einer "Champagnerglas-Ökonomie". Denn wie ein solches Champagnerglas sieht die Grafik aus, wenn die ungerechte Verteilung der Reichtümer der Welt sichtbar gemacht wird. 20 Prozent der Weltbevölkerung verfügen über 83 Prozent dieses Reichtums, die
Zwei Themen der letzten Wochen sind für mich Beispiele einer beunruhigenden Entwicklung:Erstens die kommende pisa-Studie 2006 mit dem Schwerpunkt "Naturwissenschaft". Allgemein wird die Erwartung ausgesprochen, dass die österreichischen Schülerinnen und Schüler diesmal besser abschneiden mögen als bei der letzten Erhebung, bei der sie mit Rang 20 weit unter dem oecd-Schnitt zu liegen kamen. Wer war schuld? Nicht etwa Mängel im Schulsystem, sondern der hohe Migranten-Anteil. Hätten die Finnen genau so viele Migranten wie wir, wären sie nicht auf Platz eins - so der
In der wichtigsten Einkaufsstraße Zürichs, der Bahnhofstraße, gibt es heuer eine neue Weihnachtsbeleuchtung. Der alte Lämpchenhimmel der 70er Jahre wurde abgehängt, jetzt strahlen 275 Glasfaserrohre, die ein Lichtband aus 240.000 Leuchtkörpern bilden. Über eine zentrale Computersteuerung können damit verschiedene Effekte erzielt werden, unter anderem kann mit der Beleuchtung angezeigt werden, wie frequentiert die Geschäfte der Bahnhofstraße gerade sind. Je mehr Umsatz, desto heller. Sie ist also zugleich eine Art Shoppingthermometer, das das Konsumfieber misst.Die Reaktionen auf
Mit dem 1. Advent am kommenden Sonntag wird in der Evangelischen Kirche A.B. die Einführung des kinderoffenen Abendmahls abgeschlossen sein. Die Entscheidung fiel relativ spät, andere Kirche, etwa die Kirche H.B. sind da schon lange vorausgegangen. Der Schritt entsprang letztlich der theologischen Einsicht, dass es zum Abendmahl keine anderen Zulassungsbedingung gibt als allein die Taufe. Damit wurde ein weiteres Beispiel gesetzt für die kirchenleitende Funktion von Theologie, deren kritische Aufgabe es ist, gegebenenfalls Vertrautes und Lieb Gewordenes im Leben der Kirche zu ändern.
Als die Vertreter der evangelischen Kirchen Europas Ende Oktober dieses Jahres in Dragoer bei Kopenhagen zusammenkamen, faszinierte sie die romantische Atmosphäre des kleinen Fischerortes direkt am oeresund. Die Gastgeber erzählten uns, dass es dieser Ort war, von dem aus im Herbst 1943 Tausende dänischer Jüdinnen und Juden in einer von der Bevölkerung getragenen Rettungsaktion in Fischerbooten hinüber ins sichere Schweden gebracht wurden. Dass dies rechtzeitig geschehen konnte, hatte der deutsche Marineattaché Georg Ferdinand Duckwitz durch den Verrat des herannahenden
Am kommenden Sonntag wird die Dresdner Frauenkirche wiedereingeweiht. Der barocke Bau mit der riesigen Kuppel wurde 1734 zum ersten Mal geweiht. Zwei Tage nach dem Bombenangriff auf Dresden, am 15. Februar 1945, stürzte die Kirche ein. Die Ruine blieb als Mahnmal stehen. Seit 1982 war sie ein wichtiger Ort für die Friedensbewegung in der ddr.Kurz nach der Wende formierte sich eine Initiative engagierter Bürgerinnen und Bürger für den Wiederaufbau der Kirche. Die Reaktionen waren anfangs geteilt, die evangelisch-lutherische Landeskirche schloss sich erst ein Jahr später der Initiative an,
In der Theologie gab es vor einigen Jahren einen grimmigen Streit rund um das Programm der "Entmythologisierung". Der Theologe Rudolf Bultmann hatte mit diesem Schlagwort die Aufgabe eingemahnt, dass die an ein mythisches Weltbild gebundenen Aussagen der Bibel nicht wortwörtlich übernommen werden können, sondern erst ent-mythologisiert werden müssten, um für die kritisch denkenden Menschen der Moderne verständlich zu sein.Manchmal denke ich, ein Ent-mythologisierungsprogramm wäre auch für die Politik ganz nützlich. Etwa für die Mythen, die sich in den letzten Tagen rund um das von
"Wenn jemand etwas verändern kann, dann sind es die Frauen", sagt Selina Korir aus Kenia. Sie leitet ein Netzwerk von Frauengruppen aus Kirchen und nichtstaatlichen Organisationen im Norden Kenias. In der Region gab es immer schon Konflikte zwischen den unterschiedlichen Hirtenvölkern um Vieh, Weideland und Wasser. Der Umgang mit Konflikten war bisher durch traditionelle Rituale geregelt. Wenn Kämpfe beendet werden sollten, genügte es, an der Grenze zwischen den verfeindeten Nomadenvölkern einen Speer zu vergraben. Seit durch die jahrelangen Bürgerkriege im benachbarten Uganda oder Sudan
Bis heute hat Ghana wie andere afrikanische Länder auch unter dem Einfluss Europas zu leiden. Für die Delegation der Evangelischen Kirche in Österreich, die im August ihre Partnerkirche, die Presbyterian Church of Ghana, besuchte, war das auf Schritt und Tritt unübersehbar. Neben den Folgen des Kolonialismus ist die schlimmste Last der Vergangenheit die des jahrhundertelangen Sklavenhandels.Die Küste Ghanas ist gesäumt von den Sklavenburgen, die von den Europäern gebaut wurden. Die Führungen durch diejenigen Burgen, die als Museen zu besichtigen sind, offenbaren das schreckliche
Der bevorstehende Schulbeginn ist für Religionslehrer/innen keine leichte Zeit. Die Abmeldemöglichkeit vom Religionsunterricht in den ersten 10 Tagen ist in gewisser Weise der alljährliche Test für das Verhältnis von Jugend und Kirche. Ob Massenevents wie das Kölner Weltjugendtreffen auf lange Sicht eine positive Wirkung auf die Einstellung der Heranwachsenden zu Religion und Kirche im Alltag haben, kann mit einigem Recht bezweifelt werden. Für das Verhältnis von Kirche und Jugend werden zunehmend sehr ernüchternde Prognosen gegeben. Das Auseinanderdriften scheint unaufhaltsam.Das
"Wir sind auf gefährlichem Boden, wenn wir meinen, ein Individuum, eine Nation oder eine Ideologie hätten ein Monopol auf Wahrheit, Freiheit, Menschenwürde."Erstaunliche Worte eines Politikers, formuliert noch dazu in einer Zeit des großen Gegensatzes zwischen West und Ost unter dem Eindruck krisenhafter Entwicklungen in weiten Teilen der Welt. Islamistischer Terror und fragwürdige Auswirkungen des Kampfes gegen den Terrorismus zeigen: diese Worte sind aktuell bis heute. Ausgesprochen hat sie Dag Hammarskjöld, schwedischer Diplomat, der als un-Generalsekretär 1961 beim Absturz seines
Der Papst zwischen Calvin und Luther bei Tisch. Sichtlich angewidert lehnt er ab, was ihm Calvin serviert. Luther, an der Laute, ist vergeblich um Harmonie bemüht. Rechts kniet am offenen Feuer ein Diener, wahrscheinlich ist die Täuferbewegung gemeint, die am Tisch der drei anderen keinen Platz bekommen hat. Von links tritt eine Frau herein und hält der Tafelrunde den Ölzweig hin. Der Friede mahnt die Kirchen zur Toleranz - so heißt dieses holländische Gemälde, das kurz nach der Unterzeichnung des Augsburger Religionsfriedens entstanden sein dürfte. Derzeit ist das Bild im Rahmen der
Europa wird auseinanderbrechen, daran besteht kein Zweifel. Geologen haben errechnet, dass sich ausgerechnet an der Grenze zwischen Deutschland und Frankreich der Kontinent entlang des Rheingrabens teilen wird. Schuld daran ist äußerer Druck, verursacht dadurch, dass Afrika nach Norden driftet.Ein passendes Bild für den derzeitigen Zustand der eu? Nach dem gescheiterten Gipfel von Brüssel steht fest: Der Verfassungsvertrag befindet sich im "Wachkoma", die Union braucht eine Denkpause bis Mitte 2007. Wird bloß das Begräbnis hinausgeschoben?Die Kirchen unterstützen das Projekt Europa von
Langsam wird das Thema Homosexualität zum Thema Nummer eins in den Kirchen und Gesellschaften. In den USA hat George W. Bush nicht zuletzt durch seine Ablehnung der Homo-Ehe die Unterstützung der ultrakonservativen protestantischen Kreise erhalten, die ihm zum Wahlsieg verholfen hat.Homosexualität - eine ethische Streitfrage zwischen dem naturrechtlichen Ansatz und einer am Evangelium orientierten Verantwortungsethik. Die ethische Auseinandersetzung muss geführt werden und ist möglich, solange keine Seite die Sachfrage zur Glaubensfrage erklärt.Dietrich Bonhoeffer hat in seiner Ethik
Im Zentrum Berlins wurde am Dienstag dieser Woche das Denkmal für die ermordeten Juden Europas eröffnet. Zwischen Brandenburger Tor und Potsdamer Platz ragen 2700 riesige Betonstelen in den Himmel. Das Denkmal soll nicht einfach und bequem umgangen werden können, es erschließt sich erst beim verwirrenden Durchgang - so die Überlegungen von Peter Eisenman, dem Architekten.Dieses Denkmal war lange und heftig umstritten. Seit beinahe zwanzig Jahren geht der Streit hin und her, bis zuletzt gab es Auseinandersetzungen wegen der Beteiligung der Firma Degussa, die auch am Holocaust profitiert
Das Interesse der Menschen an der Wahl und Amtseinführung von Papst Benedikt XVI. war weit über den Bereich der römisch-katholischen Kirche hinaus enorm. Auch das Interesse der Medien. Die Schlagzeilen der englischen Boulevardzeitungen sind dabei ihrem schlechten Ruf treu geblieben. Die deutsche Bild-Zeitung hingegen hatte etwas Besonderes zu bieten. Sie brachte den Aufmacher: "Wir sind Papst!". Damit sollte wohl in boulevardgerechter Weise der Stolz darüber ausgedrückt werden, dass der Papst aus Deutschland stammt. Analog zur Schlagzeile: "Wir sind Weltmeister!", von der die Leser und
"Ich habe das Gefühl, dass sich unser Horizont erweitert' hat und wir offener, klarer denken lernten - vielleicht toleranter?"Mit diesen Worten blickt eine 17-jährige Schülerin auf ihren evangelischen Religionsunterricht zurück.Für die Evangelische ist der Religionsunterricht von herausragender Bedeutung.Wenn - wie die Reformatoren wollten - die christliche Gemeinde das Recht hat, die Lehre zu beurteilen und ihre Pfarrerinnen und Pfarrer zu wählen, wenn die Kirche nach dem Prinzip des Priestertums aller Getauften geordnet ist (weil nach Luther "alles, was aus der Taufe kriecht, Bischof,
Die ökumenische Bilanz des Pontifikates von Johannes Paul II. fällt nicht eindeutig aus. Die zentralen Themen sind von ihm selbst ins Gespräch gebracht worden. Aber hat es in den Grundfragen Aufbruch und Verständigung gegeben?Die evangelischen Kirchen reagieren mit Betroffenheit auf den Tod von Johannes Paul II. Sie teilen die Trauer der römisch-katholischen Christinnen und Christen um einen Papst, der sich mit ganzer Kraft für eine innere Stärkung der Kirche und für ihren glaubwürdigen Dienst in der Welt eingesetzt hat. Wie kaum einer seiner Vorgänger hat er sein Amt pastoral
Das war knapp! Fast schien es so, als würde es unserer Politik gelingen, nach der Verfassungsreform auch aus der Bildungsfrage ein parteipolitisches Hickhack zu machen. Schon vor dem "Reformgipfel" waren die Positionen der Parteien fixiert, Mut zu Neuerungen war kaum zu bemerken. Und sie bewegt sich doch! Der weit gehende Verzicht auf die Zweidrittelmehrheit in Schulfragen eröffnet den Weg zu wirklichen Reformen.Seit Martin Luther die Ratsherren deutscher Städte zu Schulgründungen aufrief und die Eltern ermahnte, dass sie ihre Kinder in die Schule schicken sollten, ist der Protestantismus
Auf dem Plakat stehen untereinander die Namen von 12 Städten, die in Kriegen zerstört wurden. Es beginnt mit Bagdad und endet mit Warschau. Nummer zwei ist Coventry, gleich gefolgt von Dresden, das im Bombenangriff vom 13. Februar 1945 unterging, Zehntausende kamen ums Leben.Das Plakat ist der sichtbare Ausdruck, in welchen Rahmen die sächsische Landeshauptstadt das Erinnern stellen will. Dabei werden Eckpunkte festgehalten, etwa die Vorgeschichte der Ereignisse, die in der ns-Gewaltherrschaft und dem von Deutschland ausgegangenen Krieg gelegen ist, oder die Tatsache, dass auch Menschen und
In der heurigen Gebetswoche für die Einheit der Christen ist es gut, einmal 40 Jahre zurückzudenken. Damals stand die Ökumene unter dem Eindruck des Konzilsdekrets "Unitatis Redintegratio" (ur), mit dem sich die römisch-katholische Kirche der ökumenischen Bewegung angeschlossen hat. Auch wenn das Ökumenismus-Dekret keinen konkreten Weg zur Einheit gewiesen hat, ist doch klar, dass der bis dahin herrschenden Rückkehr-Ökumene bis heute verbindlich eine klare Absage erteilt wurde.Für die protestantischen Kirchen ist das Ökumenemodell das der Kirchengemeinschaft, das eine Einheit in
Die Flutkatastrophe rund um den Indischen Ozean stellt zentrale Fragen an den christlichen Glauben: Dort, wo die Erfahrung des sinnlosen, unverschuldeten Leidens mit dem Glauben an einen liebenden, allwissenden und allmächtigen Schöpfergott zusammentrifft, entsteht angesichts von Katastrophen mit Notwendigkeit die Frage: Wie kann Gott das zulassen? Eine theoretische Antwort darauf gibt es nicht. Der Optimismus der Aufklärungszeit, wir lebten in der besten aller möglichen Welten und das Übel sei nichts anderes als eine Defizitausgabe der Vollkommenheit, ist am 1. November 1755 im Erdbeben
Nun ist es vorbei. Nicht wenige werden denken: Gott sei Dank. Am 14. Dezember lief die letzte Folge der Serie "Sex and the City". Anfangs kaum beachtet ist diese Produktion der anfangs unbekannten Fernsehanstalt HBO bald das geworden, was heute Erfolg verspricht, nämlich Kult. Das lag nicht nur an der Designermode und den schicken Locations. Die provokanten und freizügigen Geschichten rund um vier Singlefrauen in New York nahmen erstmals in Bezug auf Liebe und Sex die Perspektive von Frauen ein. Damit ist jetzt Schluss. Miranda hat gelernt, mit ihrem Zynismus zu leben, Samantha hat den Krebs
"Auf den Flügeln einer Taube": Das ist der Titel der weltweiten Kampagne, die derzeit vom Ökumenischen Rat der Kirchen durchgeführt wird. Es geht um den Beitrag der Kirchen, Gewalt gegen Frauen und Kinder zu überwinden. Das Motto aus dem 55. Psalm ist eine verzweifelte Bitte, aus unerträglichen Zuständen fliehen zu können. Es ist durchaus passend, denn die Gewalt gegen Frauen und Kinder nimmt massiv zu.In Österreich veranstaltet das bewährte Bündnis zwischen den Kirchen des Ökumenischen Rates und dem zivilgesellschaftlichen Netzwerk für Frieden und Gewaltfreiheit am kommenden
Der Mord an Theo van Gogh und seine Folgen geben nicht nur in den Niederlanden Anlass zu weit reichenden Überlegungen. Manche davon sind für ein Zusammenleben im zukünftigen Europa eher beunruhigend. Der Schriftsteller Leon de Winter etwa meinte, durch diese Ereignisse würde der "Abgrund" offenbar, der zwischen der jüdisch-christlichen und der islamischen Tradition liege.Hierzulande hat sich die Presse am vergangenen Samstag besonders hervorgetan: Als Ursachen für den Mord und die Brandanschläge auf Moscheen, Kirchen und Schulen werden die niederländische Toleranz genannt, die "aus den
Bricht Europa entzwei? Geologisch muss man wohl damit rechnen. Ausgerechnet durch das Andrängen Afrikas wird sich zwischen Frankreich und Deutschland ein Riss auftun, der zur Spaltung Europas führen wird. Politisch verlaufen die Spaltungslinien derzeit allerdings anders. Der Scherbenhaufen rund um die Einrichtung der neuen EU-Kommission ausgerechnet zum Zeitpunkt der Unterzeichnung der Europäischen Verfassung durch die Regierungschefs in Rom am vergangenen Wochenende zeigt es deutlich genug. Da konnte auch die für Silvio Berlusconi typische pompöse Inszenierung unter Einsatz von Franco
Rechtzeitig zum fünften Jahrestag der "Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre" hat der Lutherische Weltbund eine Publikation vorgelegt, in der die Auswirkungen dieses Ereignisses auf das Leben der Kirchen ausgewertet werden. Was hat sich in den letzten fünf Jahren geändert? Was sind die neuen Herausforderungen für die Zukunft? Darauf soll Antwort gegeben werden.Immerhin hat kein geringerer als Papst Johannes Paul II die Erklärung, die am 31. Oktober 1999 in Augsburg unterschrieben wurde, als "Meilenstein" bezeichnet.Zwei Dinge fallen an der Publikation auf: Zuerst einmal gibt es
Die kosmische Hintergrundstrahlung konnte erst 1965 entdeckt werden, als die Messgeräte genau genug waren, um den minimalen Unterschied zum absoluten Nullpunkt auszumachen. Und doch gilt sie heute als der stärkste Beweis für den Urknall, das Ereignis, mit dem alles vor unvorstellbar langer Zeit begonnen hat.Gibt es so etwas wie eine Hintergrundstrahlung auch in Bezug auf geschichtliche Ereignisse? Friedrich Heer war dieser Meinung, und der Heidelberger Ägyptologe Jan Assmann scheint dasselbe im Blick zu haben, wenn er von der Langlebigkeit des "kulturellen Gedächtnisses" schreibt. Ich
Zwei Drittel der Österreicherinnen und Österreicher betrachten Zuwandernde als Belastung. Vor drei Jahren waren es noch 50 Prozent.Gleichzeitig ist die Zahl derer, die der Zuwanderung positiv gegenüberstehen, auf unter zehn Prozent gesunken. Wenn sich da ein Trend abzeichnet, verspricht er für die Zukunft nichts Gutes. Was kann politisch geschehen? Manche meinen, die Verantwortlichen mögen dieses Stimmungsbild der Bevölkerung ernst nehmen und noch restriktiver auf die "Grenzen der Aufnahmefähigkeit" hinweisen. Im Blick auf kommende Wahlen ist das leider sehr wahrscheinlich.Die Kirchen
Hunderte Kinder sind in Beslan zu Opfern des Terrors geworden. Wie kann Gott das zulassen? Die alte Frage der Theodizee stellt sich brennend neu. In Dostojewskis Roman kommt Iwan Karamasow angesichts des Leidens der Kinder zu dem Entschluss, dass er "in aller Ehrerbietung" Gott das Eintrittsbillett für diese Welt zurückgeben will.Was aber, wenn die Täter und Täterinnen darüber hinaus ihre Verbrechen religiös motivieren und ihre Untaten auf Gott zurückführen? Das dürfte bei den tschetschenischen Attentätern und Söldnern von Beslan der Fall sein, auch wenn der Konflikt im Nordkaukasus
Das war erstaunlich, dass die Evangelische Kirche in Deutschland eine Handreichung zum Thema "Manieren" erscheinen ließ. Sind das sommerliche Allotria oder sind die guten Sitten wirklich ein ernstzunehmendes Anliegen der Kirche? Herausgefordert durch den Bestseller von Asfa-Wossen Asserate, für den der Autor den Adalbert-von-Chamisso Preis 2004 erhielt, bedachten protestantische Theologen die biblischen Wurzeln des guten Benehmens und würdigten es als unerlässliches Fundament für eine "Kultur des Alltags".In der reformatorischen Rechtfertigungslehre steht ein im wahrsten Sinne
Die Evangelischen begehen im laufenden Jahr das Gedenken an hervorragende Persönlichkeiten der Reformation wie Landgraf Philipp von Hessen oder Heinrich Bullinger. Wie allzu oft besteht die Gefahr, dass über den wichtigen Männern die Frauen und ihre aktive Beteiligung an der Geschichte in den Hintergrund gedrängt werden. Deswegen möchte ich an eine Frau des 16. Jahrhunderts erinnern, deren Geburtstag sich dieser Tage zum 500. Mal jährt, an Wibrandis Rosenblatt aus Basel. 1524 heiratete sie den Humanisten Ludwig Cellarius, der allerdings schon zwei Jahre später starb. 1528 ging Wibrandis
Die Ergebnisse der 15. UN-Aidskonferenz in Bangkok sind so enttäuschend, dass zu Recht von einer Schande der wohlhabenden Länder gesprochen werden muss. Die Versprechungen auf finanzielle Hilfe sind nicht eingehalten worden, die Aussicht, dass es mehr Geld geben wird, ist nicht gestiegen. Das ist über die Maßen kurzsichtig und unverantwortlich. Unverantwortlich, weil es mittlerweile ausreichend medizinische Mittel gibt, um die Krankheit zu behandeln und ihre Verbreitung einzudämmen. Der Zugang zu diesen Mitteln ist aber für die Armen beinahe unmöglich. Kurzsichtig, weil alle Prognosen
"Wir Christen machen keine Revolution." So Bischof Galen von Münster, der mutig und öffentlich gegen die Euthanasie des Naziregimes protestierte. Aber die Obrigkeit in Frage stellen und mit anderen Umsturzpläne schmieden?Hitler wurde in kirchlichen Kreisen - evangelisch wie katholisch - weithin als legitime Obrigkeit im Sinn von Römerbrief Kapitel 13 angesehen. Vor diesem Hintergrund war der Weg in den aktiven Widerstand für die überwiegende Zahl der Christen und Christinnen ausgeschlossen. Ausnahmen hat es gegeben. Zu den Opfern des 20. Juli 1944 zählen auch einige wenige Vertreter der
Es ist schon eigenartig: In regelmäßig wiederkehrenden Abständen, bei jeder Welt- und Europameisterschaft, wird die Frage diskutiert, ob und in welcher Form Fußball als Religion zu bezeichnen ist. Es spricht ja einiges dafür: Neue Stadien bekommen eigene Kapellen und werden selbst wie Kathedralen gebaut, der Rasen ist heilig, die Fans pilgern zum Spiel, singen ihre Choräle, haben ihre Rituale, verehren die Götter auf dem Spielfeld, die sich immer öfter selbst ostentativ religiös verhalten. Luis Silvano, Direktor des Stadions von Porto, meint: "Für uns Portugiesen ist Fußball das,
Ob der "Bloomsday" nicht doch in den kirchlichen Kalender aufgenommen werden sollte? Vielleicht als eine Art "Gedenktag für die Ambivalenz der Moderne"?
Sachsen im Europa der Reformationszeit hat die heurige Landesausstellung des Freistaates Sachsen in Torgau zum Inhalt (www. Landesausstellung.Sachsen.de). Sie steht unter dem bezeichnenden Titel "Glaube und Macht" und vermittelt einen lebendigen Eindruck einer Zeit religiös und politisch motivierter Auseinandersetzungen, die immer wieder zu brutalen Kriegen eskalierten. Ein Teil der Ausstellung ist die Schlosskapelle im Torgauer Schloss Hartenfels. Diese Kapelle ist der erste protestantische Kirchenbau, zur Einweihung im Jahr 1544 predigte Martin Luther selbst.Der rechteckige Raum hat in
Behält Samuel Huntington mit dem "Kampf der Kulturen" recht? Die täglichen Nachrichten sprechen scheinbar dafür. Gegen die Macht der entsetzlichen Bilder aus dem Irak ist die Stimme derer, die gerade jetzt für Verständigung und Dialog eintreten, leise. In der öffentlichen Diskussion hierzulande fällt auf, dass zunehmend antiislamische Vorurteile kolportiert werden. Europa - so heißt es - wird zu einer Provinz des Islam werden, denn das Christentum ist schwach und hohl und die Europäer werden ohnedies in absehbarer Zeit aussterben. Dagegen steht der offensive Islam - der immer
Auf den ersten Blick ist das Ergebnis überraschend positiv: Die Situation der Kirche ist stabil. Das ist die erfreuliche Bilanz der nunmehr vierten Erhebung zur Kirchenmitgliedschaft, die die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) durchführen ließ und unter dem Titel "Kirche - Horizont und Lebensrahmen" veröffentlichte. Sowohl für die Einzelnen wie für die Gesellschaft ist die Kirche in den Augen ihrer Mitglieder unverzichtbar. Sie steht für den Zusammenhalt der Gesellschaft und ihre ethischen Grundlagen. Sie gibt den Einzelnen Orientierungshilfe, Bewältigung von Schicksalsschlägen
Die Ausstellung in Yad Vashem in Jerusalem beginnt mit einem Bild aus dem Österreich ("Ostmark") des Jahres 1939. Zu sehen ist eine Ortseinfahrt. Neben einem Wegkreuz mit dem toten Jesus ist ein Transparent gespannt, auf dem zu lesen steht: Juden sind hier unerwünscht! Deutlicher kann die jahrhundertelange Missbrauchsgeschichte des Kreuzes und des Todes Jesu nicht ins Auge springen. Im Zeichen des Kreuzes sind die abscheulichsten Verbrechen begangen und die Juden zu Gottesmördern dämonisiert worden.Am Anfang dieser Geschichte steht wohl die Vision Konstantins "In hoc signo vinces", die das
Im weit gespannten und langjährigen ökumenischen Engagement von Kardinal König findet sich neben vielen Kontakten mit den Ostkirchen und den bahnbrechenden Besuchen in Kairo eine Begegnung mit dem Protestantismus in Helsinki im Jahr 1979. Der Kardinal sprach zum Thema "Atheismus, Humanismus und Christentum". Hellsichtig analysierte er die religiöse Situation des Westens und die Herausforderungen, denen sich die evangelischen Kirchen und die römisch-katholische Kirche gemeinsam gegenüber sehen. Die Uneinigkeit unter Christen gibt dem Unglauben Auftrieb, so der Kardinal durchaus
Das geflügelte Wort "Ex oriente lux" erinnert an die Wurzeln des sogenannten Abendlandes. Aber in Zukunft heißt es vielleicht: "Ex Afrika lux" - das Licht kommt aus Afrika. Zumindest für die lutherischen Kirchen. Während in Europa die Zahl der Lutheraner und Lutheranerinnen weiter zurückgeht, verzeichnen lutherische Kirchen besonders in Afrika sagenhafte Zuwächse. Das belegt die soeben erschienene Weltbilanz des Lutherischen Weltbundes für das Jahr 2003. In Ländern wie Ruanda und Malawi hat sich die (allerdings geringe) Zahl der Kirchenmitglieder mehr als verdoppelt. Aber auch die
"Für die Christen beginnt am Aschermittwoch die Fastenzeit." So lapidar informiert das eben erschienene "Handbuch für Deutschland" seine Leserinnen und Leser. In einer Auflage von 80.000 Stück wird dieses Handbuch gratis verteilt. Es soll ausdrücklich "ein Geschenk für neue Einwanderer" sein, betont die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Marieluise Beck von den Grünen, "ein kleines Zeichen, das ihnen sagt: Sie sind bei uns willkommen." Landeskunde, Sitten und Bräuche, Recht und Politik: alles an Information wird geboten, was eine Orientierung im Alltagsleben erleichtert.In
Der christliche Glaube scheint humorlos. Gibt es wirklich nur Heidenspaß?Die Schwestern des Klosters Santa Hildegardis sind sich ganz sicher: "Als Gott die Welt erschaffen hat, hat er auch den Humor kreiert. Die Erschaffung der Erde ist auf der Basis des Humors geschehen." Auch auf die lange umstrittene Frage, ob Jesus je gelacht habe, wissen sie eine Antwort: "Selbstverständlich hat er gelacht, als Mensch wie auch als Gott. Würde Gott nicht über uns lachen, fehlte uns etwas."Damit sind wir schon beim Thema: Lacht Gott? Unter den wenigen Bibelstellen, die von Gelächter berichten, gibt es
Die Kirchen tun sich in den Städten besonders schwer. Für die evangelische Kirche in Österreich zum Beispiel sind die ländlich geprägten Toleranzgemeinden die "kirchlichen Paradiese" - wie es Paul M. Zulehner nennt -, während in den Städten die Kirchenbindung der Evangelischen ab- und die Austrittsbereitschaft zunimmt.Diese Entwicklung ist nicht neu. Sie ergab sich aus dem Wachstum urbaner Ballungsräume in der Zeit der Industrialisierung. Die kirchliche Gegenstrategie hieß: die vermeintlich heile dörfliche Welt auf die Stadt übertragen und möglichst viele Pfarrgemeinden gründen.
Jeder Religion sind ihre Quellen besonders heilig. Wenn diese Quellen schriftlich sind, bezieht sich die jeweilige Religion auf eine heilige Schrift. Im Fall der drei monotheistischen Religionen Judentum, Christentum und Islam, den Buchreligionen, sind dies die Tora, die Bibel einschließlich dem Neuen Testament und der Qu'ran. In mehr oder weniger abgestufter Form behaupten alle drei Religionen, dass das, was in ihrer heiligen Schrift steht, von Gott stammt.Dies wurde am dieswöchigen Montag bei einer Veranstaltung von pro oriente und der Kontaktstelle für Weltreligionen in der
"Die Kirche ist nicht ein politischer Akteur unter anderen, sondern mischt sich um Gottes Willen politisch ein." Mit dieser programmatischen Ansage hat sich der neu gewählte Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, vorgestellt. Ihm kann das abgenommen werden. Er ist seit seinen Jahren an der Heidelberger Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft und Lehrtätigkeit in Marburg und Heidelberg ein ausgewiesener Fachmann der Sozialethik. In seinen Publikationen und Stellungnahmen widmet er sich der Friedensfrage, der Rechtsethik, dem
Kurt Lüthi wird diese Woche 80. Am 31. Oktober 1923 im Kanton Bern geboren, kam er 1964 als Professor für reformierte Theologie nach Wien. Er beeinflusste nicht nur Generationen von Pfarrern und Pfarrerinnen, sondern prägte mit seinem Engagement die ganze Kirche. Diese Theologie des Dialoges mit der Welt von heute ist erfolgreich. Ich verwende bewusst dieses Wort, denn Kurt Lüthi ist meines Wissens der einzige evangelische Theologe hierzulande, der mit einem theologischen Buch die Öffentlichkeit interessieren konnte. Am 6. Februar 1979 prangte "Gottes Neue Eva" auf der Titelseite des
Vor 30 Jahren - am 17. Oktober 1973 - ist Ingeborg Bachmann in Rom gestorben. Ist es zuviel gesagt, wenn ich sie eine Prophetin nenne? Als Kind in Klagenfurt, so erzählt sie später, hörte sie vom Berg Sinai und sah dabei den Ulrichsberg. Es gehört zu den Uraufgaben der Prophetie, die immer fremde Botschaft Gottes von den Umklammerungen der Heimat und so den Berg der Tora Gottes vom Ulrichsberg, dem Berg einer Religion der Kriegsverklärung, zu unterscheiden.Im Jahr 1957 schreibt Bachmann: "Unsere Gottheit, die Geschichte, hat uns ein Grab bestellt, aus dem es keine Auferstehung gibt."
Ich muss gestehen, es hat mich fasziniert, ich habe keine Folge versäumt. Die Rede ist von "24", der eben abgeschlossenen TVSerie, wo in vierundzwanzig einzelnen Folgen der "längste Tag" des Antiterror-Agenten Jack Bauer in Szene gesetzt wurde.Neu ist das nicht, die ganze Welt in einen Tag hineinzupacken. Christa Wolf hat eine Chronik der vergangenen Jahrzehnte verfasst, in dem sie denselben Tag jedes Jahres literarisch festgehalten hat. Don DeLillos neuer Roman spielt ebenfalls an einem einzigen Tag. Als großes Vorbild gilt der 16. Juni 1904, der Welt-Alltag des Mr. Bloom in Dublin, den
Der Mensch denkt, Gott lenkt - sagt der Volksmund. Einleuchtend ist diese Weisheit nur noch für rund elf Prozent der Menschen: Das christliche deutsche Monatsmagazin Chrismon veröffentlichte eine Umfrage zum Thema: Wer hat den größten Einfluss auf das Schicksal der Welt? Weniger Einfluss als Gott wird dort dem Teufel (ein Prozent), Geheimbünden (zwei Prozent), Terrororganisationen (drei Prozent) und den Geheimdiensten (drei Prozent) zugeschrieben. Auch die Politiker müssen sich mit mageren neun Prozent bescheiden.Ich werte das auch als Beweis für die grundsätzliche Vernünftigkeit der
Der Generationenvertrag ist in Gefahr! Auf diese Schreckensmeldung ist in den letzten Wochen mit viel Moral und Vorwürfen gegenüber der Jugend geantwortet worden, auch ausgesprochene Dummheiten hat es darunter gegeben. Zuerst einmal sind da die Falschen angesprochen worden: Seit Jahren führt uns die empirische Jugendsoziologie vor Augen, dass den Jugendlichen nicht Fun, Event und Party heilig sind, sondern konservative Werte wie Freundschaft und Familie.Es muss dann aber auch grundsätzlich gefragt werden: Lässt sich die demografische Entwicklung überhaupt mit einer Wertediskussion
Rose Abbey aus Ghana ist immer gerne nach Österreich gekommen. Sie ist Pfarrerin der Presbyterian Church of Ghana, der Partnerkirche der Evangelischen Kirche in Österreich. Deshalb hatte sie öfter in Europa und speziell in Österreich zu tun. Im Unterschied zu anderen europäischen Städten fühle sie sich in Wien auch am Abend und allein auf der Straße sicher, erzählte sie, wenn sie bei jemandem zu Gast war.Mittlerweile habe ich Zweifel, ob das nach wie vor so wäre - und das nicht zuletzt wegen der Vorkommnisse bei der Polizei. Im heurigen Sommer hat der Tod von Cheibani Wague wieder
Auf dem Sonnenstein bei Pirna in Sachsen wurden in den Jahren 1940 und 1941 in der nationalsozialistischen Tötungsanstalt insgesamt rund 15.000 Menschen umgebracht. Es waren vorwiegend psychisch Kranke und Menschen mit geistiger Behinderung, am Ende auch politische Häftlinge aus dem nahe gelegenen KZ Buchenwald, darunter der frühere Salzburger Polizeichef Ludwig von Bechinye.Seit dem Jahr 2000 gibt es dort eine kleine Gedenkstätte, die von einem Team engagierter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geführt wird. In der Ausstellung liegt ein Gästebuch auf. Aus aller Welt kommen die Menschen
Nun ist von evangelischer Seite die Bilanz des Ökumenischen Kirchentages in Berlin veröffentlicht worden. Hier ein paar Zahlen: Von den 192.000 DauerteilnehmerInnen waren 61 Prozent evangelisch, 36,2 Prozent katholisch. 4 Prozent waren jünger als zwölf Jahre, 17 Prozent älter als sechzig. Immerhin ein Viertel waren Schüler und Schülerinnen. Die 5.400 ausländischen TeilnehmerInnen kamen aus 90 Ländern. Nur der Umfang des Programms konnte mit der Unübersichtlichkeit Schritt halten, es galt, sich unter 3.200 Veranstaltungen zurecht zu finden.Ein Meilenstein, meinte der Präses der EKD,
Nun hat der Verfassungskonvent seine Arbeit aufgenommen. Viele Erwartungen sind ihm mitgegeben worden. Mir ist aufgefallen, dass der Konvent siebzig Mitglieder hat. Die Zahl 70 löst nicht nur Assoziationen wegen ihrer Heiligkeit aus, sie weckt auch eine ganz bestimmte historische Erinnerung. Zufall oder weise Absicht?Mit dem Namen 70 wird die Septuaginta bezeichnet, die Übersetzung der Hebräischen Bibel ins Griechische, die im dritten Jahrhundert vor Christus durchgeführt wurde. Will unser Verfassungskonvent schon bei der Zahl seiner Mitglieder an diese kultur- und religionsgeschichtliche
Nun ist der Zug abgefahren: Die Präambel der EU-Verfassung beginnt mit einem Thukydides-Zitat, nicht mit einem Bibelwort. "Gott" kommt nicht vor.Das soll bei Österreichs neuer Verfassung anders sein. So das engagierte Plädoyer von Andreas Khol in der letzten Furche. Noch bevor das Pro und Contra diskutiert wird, stellen sich mir bei der Lektüre einige Fragen:Ich frage, ob ein Gottesbezug in der Verfassung wirksam helfen würde, menschenrechtswidrige Gesetze (z. B. das Asylgesetz) in Österreich zu verhindern.Ich frage als Theologe, ob "Gott" in der Tat Gegenstand einer ausschließlich
Annette Döbrichs Krimi "Die Last der Engel" ist nach theologischen Mustern gestrickt und geht der Frage nach, wie ein Mensch anderen zum Engel werden kann.Religion im Kriminalroman boomt. Neu ist vielleicht, dass auch Theologie und Kirche selbst zu Themen von Krimis werden. Christan Ueckers Kirchenkrimis aus dem evangelischen Milieu am Land rund um Lübeck stehen dafür. Fritz Stolz hat in seiner "Kirchgasse 6" einen Krimi geschrieben, der die theologische Fakultät Zürich anlässlich des vermeintlichen Fundes der Logienquelle Q in tiefe Verbrechensabgründe stürzt. Christoph Wagner - um
Vom Zion geht die Weisung Gottes aus, zum Zion ziehen alle Völker, um ihre Schwerter zu Pflugscharen umzuschmieden. So drückt der Prophet Jesaja die Hoffnung aus, die sich für den biblischen Glauben mit Jerusalem und dem Berg Zion verbindet. Es ist die Hoffnung auf Schalom, auf Frieden.Weil die realen Verhältnisse um das konkrete Jerusalem und Zion so wenig von diesem Frieden erkennen ließen, wurde diese Hoffnung nicht aufgegeben, sondern ins Jenseits verlegt. Jerusalem wurde zur himmlischen Stadt, die am Ende der Zeit herabkommt, um die Auserwählten aufzunehmen. So zu lesen im Buch der
Erdrutsch und Jahrhundertstrom - nein, die Rede ist nicht von verschiedenen Naturkatastrophen, sondern von den Nationalratswahlen des Jahres 2002. Soeben ist der Band mit den Analysen zu diesen Wahlen erschienen.Die Analyse der Wählerströme bringt neben dem Erdrutsch der 600.000 von der FPÖ zur ÖVP Erstaunliches zu Tage, z.B. dass mittlerweile rund 140.000 Stimmen von der SPÖ über die FPÖ zur ÖVP gewandert sein dürften.Aber nicht nur von der FPÖ holte sich die Volkspartei die Stimmen, auch von den Evangelischen. Im Vergleich zu den Wahlen von 1999 ergaben die Exit-Polls, dass beim
Dorothee Sölle hat sich - mit allen selbstkritischen Anfragen - als Theologin und Schriftstellerin bezeichnet. Es ist es ihr nämlich darum gegangen, dass der Glaube heute eine neue Sprache braucht. Diese neue Sprache ist notwendig, damit die Religion des armen Schluckers aus Nazareth weiterleben kann. Das nannte sie Theopoesie, ihr widmete sie ihre ersten und letzten Arbeiten, noch am Abend vor ihrem Tod hat sie bei einer Veranstaltung der Evangelischen Akademie in Bad Boll aus ihren Gedichten gelesen.*)Ein besonderer Satz einer solchen Theopoesie ist: Das weiche Wasser bricht den Stein.
"Daraus sollten wir keine theologische Frage machen", meinte die US Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice auf die Frage, wie die UNO an der Demokratisierung des Irak beteiligt werden soll. Eigentlich schade! Vielleicht gibt es viel zu wenige theologische Fragen rund um diesen Irakkrieg? Zum Beispiel zu den Thesen von Karl Otto Hondrich. Der Soziologieprofessor aus Frankfurt führt den Krieg auf eine einzige Wurzel zurück: Ordnung und Freiheit gibt es nur, indem Gewalt durch noch größere Gewalt unterdrückt wird. Zur Sicherung einer so genannten Weltgewaltordnung musste daher die
Als die Bilder der ersten US-Soldaten, die in irakische Kriegsgefangenschaft geraten waren, um die Welt gingen, meinte George Bush: "Ich erwarte, dass die Gefangenen menschlich behandelt werden!" Wer es nicht tut, gilt als Kriegsverbrecher.So ist es: Seit der Haager Landkriegsordnung von 1907 ist die Behandlung von Kriegsgefangenen völkerrechtlich geregelt. Danke für die Erinnerung, Mr. President!Aber Saddam Hussein wird niemals vor dem Den-Haager Gericht erscheinen müssen. Weder der Irak noch die USA sind bekanntlich diesem Gericht beigetreten.Mich lassen in dem Zusammenhang die Bilder der
Am 19. März wird Hans Küng 75 Jahre alt. Am Ende des ersten Bandes seiner Erinnerungen verspricht er: "Bei meinem Fest wird nicht geschossen" und distanziert sich so einmal mehr von seinem früheren Kollegen und Mit-Konzilstheologen Joseph Ratzinger, bei dessen 75er im vorigen Jahr die bayerischen Schützen in Rom aufmarschiert waren.Hans Küng hat sich von Anfang an mit evangelischer Theologie beschäftigt. Seine Dissertation befasste sich vor rund fünfzig Jahren mit dem "articulus stantis et cadentis ecclesiae", mit dem die Kirche steht und fällt, der Rechtfertigungslehre. Sie wurde
Vor 30 Jahren schlossen sich reformatorische Kirchen zur Leuenberger Kirchengemeinschaft zusammen. Dieses Ökumene-Modell, dem heute 103 Kirchen angehören, könnte ein Prototyp für die Zukunft sein.