Profilierte evangelische Stimme

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"Die Kirche ist nicht ein politischer Akteur unter anderen, sondern mischt sich um Gottes Willen politisch ein." Mit dieser programmatischen Ansage hat sich der neu gewählte Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, vorgestellt. Ihm kann das abgenommen werden. Er ist seit seinen Jahren an der Heidelberger Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft und Lehrtätigkeit in Marburg und Heidelberg ein ausgewiesener Fachmann der Sozialethik. In seinen Publikationen und Stellungnahmen widmet er sich der Friedensfrage, der Rechtsethik, dem Problem der Gewalt, der Nachhaltigkeit des Sozialsystems und neuerdings vermehrt der Bioethik. Als Bischof von Berlin-Brandenburg hat er sich für den Religionsunterricht eingesetzt und die Herausforderungen beschrieben, denen die Kirche in der Zeitenwende gegenübersteht.

Seine Wahl durch die EKD Synode vergangene Woche in Trier war zwar keine Überraschung, setzt aber doch neue Akzente: Huber ist der gelehrte Bischof, ein brillanter Intellektueller, der auch das politische Geschäft kennt. Als Bischof in einem mittlerweile extrem unkirchlichen Teil von Europa tritt er für eine missionarische Kirche ein. Sie muss in ihrer Botschaft glaubwürdig und deutlich sein und in der Gesellschaft an der Seite der Schwachen stehen. Die missionarische Kirche im Sinne Wolfgang Hubers ist eine offene Kirche, die im öffentlichen Raum profiliert Stellung bezieht, denn evangelischer Glaube kommt gerade in der Weltzuwendung zum Leuchten. Eine Kirche mit einem solchen Programm ist damit politischer, als manchen lieb sein wird.

Der neue Ratsvorsitzende der EKD repräsentiert mehr als 26 Millionen Evangelische. Seine Stimme wird den vielstimmigen Chor des Protestantismus in Europa mitprägen.

Der Autor ist Oberkirchenrat der Evangelischen Kirche A.B.

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