Der 20. Juli und die Kirchen

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"Wir Christen machen keine Revolution." So Bischof Galen von Münster, der mutig und öffentlich gegen die Euthanasie des Naziregimes protestierte. Aber die Obrigkeit in Frage stellen und mit anderen Umsturzpläne schmieden?

Hitler wurde in kirchlichen Kreisen - evangelisch wie katholisch - weithin als legitime Obrigkeit im Sinn von Römerbrief Kapitel 13 angesehen. Vor diesem Hintergrund war der Weg in den aktiven Widerstand für die überwiegende Zahl der Christen und Christinnen ausgeschlossen. Ausnahmen hat es gegeben. Zu den Opfern des 20. Juli 1944 zählen auch einige wenige Vertreter der Kirchen. Auf katholischer Seite sind Pater Alfred Delp, Prälat Otto Müller und Kaplan Hermann Wehrle zu nennen, für die evangelische Seite steht neben Friedrich Perels vor allem Dietrich Bonhoeffer.

Bonhoeffer hat seinen Schritt in den aktiven Untergrund selbst als "Grenzfall" bezeichnet. Alle seine Bindungen an Theologie und Kirche wurden dadurch in Frage gestellt. Aber sein letzter Schritt in die "Verschwörung" kam nicht überraschend. Schon 1932 sah er Zeiten kommen, die wiederum das Blut der Märtyrer fordern, aber es würde nicht mehr so leuchtend und rein sein wie das Blut der ersten Zeugen, denn "auf unserem Blut läge große Schuld".

Dass er trotzdem versuchte, dem Rad in die Speichen zu fallen, begründete er so: "Die letzte verantwortliche Frage ist nicht, wie ich mich heroisch aus der Affäre ziehe, sondern wie eine kommende Generation weiterleben soll. Nur aus dieser geschichtlich verantwortlichen Frage können fruchtbare - wenn auch vorübergehend sehr demütigende - Lösungen entstehen."

Das 60-jährige Gedenken der Opfer von damals verpflichtet die Kirchen zu dieser Verantwortung für die kommende Generation.

Der Autor ist Oberkirchenrat der Evangelischen Kirche A.B.

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