Rassismus gerichtlich genehmigt

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Rose Abbey aus Ghana ist immer gerne nach Österreich gekommen. Sie ist Pfarrerin der Presbyterian Church of Ghana, der Partnerkirche der Evangelischen Kirche in Österreich. Deshalb hatte sie öfter in Europa und speziell in Österreich zu tun. Im Unterschied zu anderen europäischen Städten fühle sie sich in Wien auch am Abend und allein auf der Straße sicher, erzählte sie, wenn sie bei jemandem zu Gast war.

Mittlerweile habe ich Zweifel, ob das nach wie vor so wäre - und das nicht zuletzt wegen der Vorkommnisse bei der Polizei. Im heurigen Sommer hat der Tod von Cheibani Wague wieder massive Anfragen an die Vorgangsweise der Polizei aufgeworfen. Noch sind die Untersuchungen im Gange. ZARA, der "Verein für Zivilcourage und Anti-Rassismus-Arbeit", listet jährlich penibel auf mehreren Seiten Berichte von rassistischen Übergriffen von Polizei und Gendarmerie auf.

Aber mittlerweile werden nicht nur der Polizei rassistische Übergriffe vorgeworfen; es erhebt sich die Frage, ob der Ungeist des Rassismus in die Gerichtssäle Einzug hält: Falls Rose Abbey nämlich bei ihrem nächsten Österreich-Besuch mit der Polizei zu tun bekommen sollte, dürfte sie ungestraft als "Scheißnegerin" bezeichnet werden. Ein Linzer Gericht hat vor kurzem festgestellt, dass diese Bezeichnung aus Polizistenmund keinesfalls die Menschenwürde verletzt.

Darin sind sich die Kirchen einig: Rassismus ist Sünde. Er stellt den Glauben grundlegend in Frage und darf nicht hingenommen werden. In der Ökumenischen Studie über Rassismus von 2002 heißt es: "Wir müssen von der Regierung Programme fordern, die unser Land vom Rassismus befreien [...]." Davon ist bei uns nichts zu sehen, obwohl sich die politisch Verantwortlichen gerne auf das christliche Abendland und Menschenbild berufen.

Der Autor ist Oberkirchenrat der Evangelischen Kirche A.B.

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