Heuchelei der Mächtigen

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Als die Bilder der ersten US-Soldaten, die in irakische Kriegsgefangenschaft geraten waren, um die Welt gingen, meinte George Bush: "Ich erwarte, dass die Gefangenen menschlich behandelt werden!" Wer es nicht tut, gilt als Kriegsverbrecher.

So ist es: Seit der Haager Landkriegsordnung von 1907 ist die Behandlung von Kriegsgefangenen völkerrechtlich geregelt. Danke für die Erinnerung, Mr. President!

Aber Saddam Hussein wird niemals vor dem Den-Haager Gericht erscheinen müssen. Weder der Irak noch die USA sind bekanntlich diesem Gericht beigetreten.

Mich lassen in dem Zusammenhang die Bilder der Gefangenen von Guantanamo Bay nicht los. Gefesselt und geknebelt wurden sie in ihren Käfigen via Fernsehen der Weltöffentlichkeit vorgeführt. Auch wenn die Frage offen bleibt, ob es sich bei ihnen um Kriegsgefangene im Sinne des Völkerrechts oder um "unrechtmäßige Kämpfer" handelt, bleibt die Tatsache bestehen, dass sie offenkundig nicht "menschlich behandelt werden".

In den nächsten Jahren werden die Rüstungsausgaben der USA höher sein als die aller anderen Staaten der Welt zusammen. Eine bisher ungekannte Überlegenheit der Supermacht bestimmt die Weltsituation. Darauf werden wir uns einzustellen haben.

Die jüdisch-christliche Tradition bewahrt in der Bibel "gefährliche Erinnerungen" (J.B.Metz): In einem ähnlichen Fall selbstvergessener Heuchelei von Mächtigen, die sich das Recht zurechtlegen, hat der Prophet Nathan zu König David gesagt. Du bist der Mann! Die Geschichte ist nachzulesen im ersten Buch Samuel, Kapitel 12. Heute wird diese prophetische Stimme im Fernsehen laut. Ich denke an Michael Moores "Shame on you, Mr. Bush!"

Der Autor ist Oberkirchenrat der Evangelischen Kirche A.B.

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