Jugendtest für die Kirche

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Der bevorstehende Schulbeginn ist für Religionslehrer/innen keine leichte Zeit. Die Abmeldemöglichkeit vom Religionsunterricht in den ersten 10 Tagen ist in gewisser Weise der alljährliche Test für das Verhältnis von Jugend und Kirche. Ob Massenevents wie das Kölner Weltjugendtreffen auf lange Sicht eine positive Wirkung auf die Einstellung der Heranwachsenden zu Religion und Kirche im Alltag haben, kann mit einigem Recht bezweifelt werden. Für das Verhältnis von Kirche und Jugend werden zunehmend sehr ernüchternde Prognosen gegeben. Das Auseinanderdriften scheint unaufhaltsam.

Das Verhältnis ist nun keine Einbahnstraße. Es geht nicht bloß darum, wie religiös, christlich oder kirchlich die Jugend ist. Damit bleibt die Frage an der Oberfläche empirisch erhobener Daten. Im Grundsätzlichen geht es notwendigerweise auch um das Selbstverständnis der Kirchen. Jugend ist nämlich - so die Soziologie - ein Phänomen der Moderne. In ihrem Verhältnis zur Jugend steht also für die Kirchen zugleich ihre Einstellung zur Moderne insgesamt auf dem Prüfstand. Jugend ist zudem heute gekennzeichnet durch dauernden Wandel und Veränderung sowie eine unüberschaubare Aufsplitterung in verschiedene Szenen. Moderne, Veränderung und Pluralität positiv aufzunehmen, fällt aber den Kirchen nicht leicht.

Der Protestantismus, der auf diesem Weg wohl am weitesten gegangen ist, weiß ein Lied davon zu singen. Aber ohne eigene Veränderung in Lehre und Leben wird die Bedeutung von Kirche für die Jugend weiter zurückgehen. Religionslehrer/innen wissen das schon längst. Woche für Woche arbeiten sie am Brückenschlag zwischen den beiden Ufern. Sie verdienen die Unterstützung ihrer veränderungswilligen Kirchen. Nicht nur in den ersten 10 Tagen des Schuljahres.

Der Autor ist Oberkirchenrat der Evangelischen Kirche A.B.

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