Themen, die beunruhigen

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Zwei Themen der letzten Wochen sind für mich Beispiele einer beunruhigenden Entwicklung:

Erstens die kommende pisa-Studie 2006 mit dem Schwerpunkt "Naturwissenschaft". Allgemein wird die Erwartung ausgesprochen, dass die österreichischen Schülerinnen und Schüler diesmal besser abschneiden mögen als bei der letzten Erhebung, bei der sie mit Rang 20 weit unter dem oecd-Schnitt zu liegen kamen. Wer war schuld? Nicht etwa Mängel im Schulsystem, sondern der hohe Migranten-Anteil. Hätten die Finnen genau so viele Migranten wie wir, wären sie nicht auf Platz eins - so der vp-Bildungssprecher.

Zweitens: Arbeitslosigkeit. Nach den Rekordwerten im Dezember ist zu befürchten, dass die Zahlen im Jänner noch weiter steigen. Wer ist schuld? Nicht etwa eine verfehlte und gegenüber ökonomischen Zwängen hilflose Politik, sondern der hohe Anteil minderqualifizierter Ausländer(innen) - so der zuständige Minister. Klingt logisch und lässt sich immer mit Zahlen scheinobjektiv belegen. Für beide Beispiele ist aber unter anderer Betrachtungsweise nachweisbar, dass die Ursachen woanders liegen. Aber es ist verlockend und bequem, komplizierte Probleme auf einfache Antworten zu reduzieren. Fundis aller Religionen und Ideologien demonstrieren, wie gut das funktioniert. Man erspart sich eine mühevolle Analyse mit womöglich unerfreulichen Ergebnissen, die eine Änderung des eigenen Denkens und Handelns verlangen. Ich halte es für ein unverantwortliches Spiel mit dem Feuer, wenn Politiker in höchster Verantwortung die Ursachen für Fehlentwicklungen bei den MigrantInnen orten. Man soll sich dann nicht wundern, wenn rassistische Hetze und Übergriffe zunehmen und Rassismus in Wahlkämpfen eine unselig große Rolle spielt. Es ist bleibende Aufgabe der Kirchen und Religionsgemeinschaften, davor zu warnen.

Der Autor ist Oberkirchenrat der Evangelischen Kirche A.B.

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