"Eine Sache für Spezialisten"

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Liturgiewissenschafter rudolf pacik über Latein und Gregorianik in der Messe.

Die Furche: Das Papst-Schreiben "Sacramentum caritatis" bekräftigt Latein als liturgische Sprache und wirbt für dessen verstärkten Gebrauch.

Rudolf Pacik: Man muss den Zusammenhang anschauen, in dem der Papst da über Latein spricht: Er spricht erst von internationalen Großveranstaltungen - und dann erst von Latein! Wenn man etwa eine Feier vor dem oder im Petersdom sieht, dann ist ja der Großteil der Liturgie in Latein. Das ist ja gar nicht dumm. Und dass man Grundkenntnisse in lateinischen Texten haben soll, ist auch nicht dumm. Das nimmt zwar sehr ab. Wenn man heute ein Hochamt mit lateinischem Ordinarium hört, dann wissen es die Leute nicht mehr, was das heißt.

Die Furche: Aber die "normale" Messe: sollte die auf Latein sein?

Pacik: Eine komplett lateinische Messe, würde ich nur mit einer lateinkundigen Gemeinde feiern. Und lateinkundig heißt mehr, als dass man weiß, was "Dominus vobiscum" bedeutet. Da bin ich dann für die Sprachenmischung, das heißt, alle Texte, die verkündigenden und proklamatorischen Charakter haben, und auf die die Gemeinde mit "Amen" antwortet, würde ich in einer normalen Messe immer in der Volkssprache sprechen. Bei Gesängen ist das etwas anderes, da kann man auch etwas in Latein singen - sonst wäre ja ein Gutteil der musikalischen Literatur weg. Und etwa in Taizé singen die Leute auch lateinisch - und keiner regt sich auf!

Die Furche: An der Stelle, wo "Sacramentum caritatis" die Musik anspricht, wirbt es für den gregorianischen Choral …

Pacik: Es steht schon in der Liturgiekonstitution des II. Vatikanums: Das ist der der römischen Liturgie eigene Gesang. Und das Gleiche steht auch in der Einführung zum Römischen Messbuch. Allerdings wissen viele, die das empfehlen, nicht, was sie empfehlen: Denn das gregorianische Repertoire ist zum Großteil eine Sache von Spezialisten. Das heißt, es kann nicht einmal ein normaler Chor singen, denn dazu muss man die linienlosen Neumen lesen können, erst die geben den Rhythmus an. Und wer das nicht kann, tut das genauso wie mit einer Fremdsprache, von der man nicht weiß, wie man sie ausspricht. Das muss man auch sehen.

Das Gespräch führte Otto Friedrich.

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