Erlösung und Kirche

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"Wer kann heute ernsthaft sagen, er verstehe, was Erlösung heißt? Wer vermag das einem Außenstehenden überzeugend zu vermitteln? Das muss man aber schaffen..." So in der vorletzten Furche der tschechische Ex-Dissident, Ex-Minister und nur knapp unterlegene Ex-Kandidat für die Nachfolge Václav Havels, der derzeitige Dekan der Humanwissenschaftlichen Fakultät der Prager Karlsuniversität und Katholik Jan Sokol.

Also nicht irgendwer. Die Frage war die nach der Rolle der Kirche in der heutigen tschechischen (und österreichischen) Gesellschaft. "Was Erlösung heißt", soll die Kirche "überzeugend" vermitteln können. Aber fällt einem zu uns als "Kirche" überhaupt "Erlösung" ein (und zu "Erlösung" "Kirche")? Oder nicht vielmehr Beschäftigung mit sich selbst und mit der Angst um sich selbst, die alles blockiert und in Schach zu halten versucht, was sich den Zeichen der Zeit öffnen will?

Mittlerweile experimentiert die Gesellschaft mit ihren eigenen "Erlösungs"-Modellen: Erlösung durch Mobilität, durch Konsum, durch Information, durch Versicherungen, durch Flucht aus Beziehungen in Beziehungen, durch ablenkende Dauerunterhaltung, durch Anti-Ageing, durch gute Gene, durch "Markt", durch Abschottung vom "Rest der Welt", durch das Freiräumen der Zeit von mitmenschlicher Verantwortung usw. usw.

In das alles hinein sagt und bringt die Bergpredigt, der Weg Jesu in der Hand des Vaters, der aus der Kraft seiner Auferstehung weiter wirkende Geist Gottes "Erlösendes". Nur wenn sie das weitersagt und in verstehbaren Heilszeichen weitergibt, steht die Kirche im Dienst des Erlösers. Ansonsten steht sie daneben, wie altehrwürdig ihre Geschichte in Europa auch immer sein mag.

Der Autor ist Pfarrer in Probstdorf und Universitätsseelsorger in Wien.

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