Gift der Menschenfeindlichkeit

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Betrachtet man die politische Weltlage, so ist man versucht, mit Bert Brecht zu klagen: "Denn die Güte war im Lande wieder einmal schwächlich /Und die Bosheit nahm an Kräften wieder einmal zu." Oder mit den ersten Sätzen eines sehr empfehlenswerten Buches (Sonja A. Strube (Hg.):"Das Fremde akzeptieren. Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit entgegenwirken. Theologische Ansätze", Herder 2017):"Populistische Autokraten und rechtspopulistische Parteien erleben derzeit in Europa und im freiheitlichen Westen eine politische Wiedergeburt, die noch vor wenigen Jahren kaum jemand für möglich gehalten hätte." Einmal an der Macht, ermutigen sie "das offene und ungenierte Ausleben von Vorurteilen und Hass in Teilen der Bevölkerung, sodass sich eine Eskalationsspirale der Menschenfeindlichkeit ergeben kann."

Was aber, so fragt Roman Siebenrock in diesem Band, "ist das beste Mittel gegen Menschenverachtung?" Seine Antwort: "Das gelebte Zeugnis des unverkürzten Evangeliums!" Siebenrock verschweigt nicht die dunklen Seiten der eigenen Geschichte, etwa die fatale Wirkung des Satzes "Extra ecclesiam nulla salus" ("Außerhalb der Kirche kein Heil") oder die Konsequenzen der "Konstantinischen Ära" als der jahrhundertelangen Kopplung von Kirche und gesellschaftlicher Macht. Zumindest für Christen aber gilt: Er hat Recht!

Unaufgeregt, aber entschieden, klar und hilfreich und auch für einen weiteren Kreis verständlich, enthält dieses Buch, was es braucht, um dem schleichenden Gift der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit theologisch fundiert zu wehren. Dieses Gift dringt schon da ein, wo alltägliche Abwertungsmechanismen greifen und immer mehr jenseits aller Würde, allen Anstands und jeder Vornehmheit schreien: "Wir zuerst!" Das ist das Gegenteil, wofür Christen stehen sollten.

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