Kampfzeit für den Wähler

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Jetzt wird sich also wieder in den Wahlkampf gestürzt. Bei jeder Gelegenheit und mit - hoffentlich nur fast - allen Mitteln um uns Wähler gekämpft. Der größte Teil der Umworbenen wird das alles seufzend bis leicht angewidert über sich ergehen lassen und jammern, dass man nicht wisse, wen oder was man nun eigentlich wählen solle und ob überhaupt. Dabei wäre der Wahlkampf auch Kampfzeit für den Wähler. Wann sollte man den Kandidierenden besser auf den Zahn fühlen können, ihnen gegenüber die Erwartungen effizienter artikulieren können, als in dieser Zeit der allseitigen Umworbenheit?

Wenn sie erst auf ihren Parlamentssesseln Platz genommen haben werden, wird der Alltag der Sach-und Klubzwänge nach ihnen greifen und der Kontakt zum Wähler auf Sprechstunden und Festzelt-Smalltalk schrumpfen. Nein, jetzt heißt es, an Informationsständen, Zettelverteilern, Straßendiskussionen etc. nicht vorbeigehen, sondern stehen bleiben und reden, und zwar deutlich. Jetzt heißt es, sich über die Kandidaten des Wahlkreises informieren, sie sich vorknöpfen, ihnen mit dem auf den Wecker gehen, was einem wichtig ist.

Wie es mit der Solidarität in der Gesellschaft weitergehen soll. Was Mitverantwortung für eine menschengerechte Weltwirtschaft bedeutet. Dass an Zuwandernden und Zufluchtsuchenden mehr gesehen werden muss, als das Nützliche. Wann, wenn nicht jetzt, gehört nach dem bisherigen oder dem geplanten Abstimmungsverhalten im Parlament gefragt? Nicht, dass das alles schlagartig Politik und Politiker verändern würde. Aber gerade in Zeiten intensiver politischer Marktforschung hätten verbreiteter artikulierte Erwartungen eine nicht zu unterschätzende Wirkung. Nicht nur die Demokratie hat ihren Preis, sondern auch deren Qualität. Deshalb müsste sich auch der Wähler in den Wahlkampf stürzen.

Der Autor ist Pfarrer in Probstdorf und Universitätsseelsorger.

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