Mineralwasser statt Abendmahl

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Tesa - ein Stück heile Welt." Die Welt, in der wir leben, ist wahrlich kein Paradies. Auch das einzelne Leben ist nicht frei von Brüchen und Schicksalsschlägen. Die Tesa-Werbung verspricht mehr als einen wirksamen Kleber. Sie macht sich die Sehnsucht nach Heil zunutze. Ihre Botschaft lautet: Alles wird wieder gut.

Religion in der Werbung beschränkt sich keineswegs auf das ironische Spiel mit religiösen Symbolen wie Priestern oder Nonnen. Werbung enthält vielmehr religiöse Botschaften, weil auch der Konsum, den sie ankurbeln soll, Züge von Religion trägt. "Ewige Jugend kann man kaufen - Aral Motoröl." Langlebigkeit und Gesundheit bis ins hohe Alter - das ist die innerweltliche Utopie derer, die an ein ewiges Leben nicht mehr so recht glauben wollen.

Bei Gott, so behauptet die Bibel, sei die Quelle des Lebens. Nur Liebe sei stark wie der Tod. Heute verheißt uns ein Mineralwasser vom Plakat herab: "Ich bin die Quelle deines Lebens." Mineralwasser: nicht nur Durstlöscher, sondern Lebenselexier; vermeintliche Quelle nicht nur von Gesundheit, sondern auch von Lebenssinn und Lebensfreude. In der Nachreligion des Gesundheitskultes rückt das Konsumgut Mineralwasser an die Stelle, welche Jesus von Nazareth im christlichen Glauben einnimmt. Der regelmäßige Mineralwasserkonsum ersetzt gewissermaßen das Abendmahl.

Den Gläubigen der Konsumreligion sollte freilich das Wort Jesu zu denken geben: "Wer von diesem Wasser trinken wird, den wird wieder dürsten; wer aber von dem Wasser trinken wird, das ich ihm gebe, den wird in Ewigkeit nicht dürsten, sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, das wird ihm die Quelle des Wassers werden, das in das ewige Leben qillt" (Johannes 4,13f).

Wie sagt doch die Werbung: "Achten Sie auf die Marke!"

Ulrich H. J. Körtner ist Professor für Systematische Theologie H.B. an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien.

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