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Wäre Cat Stevens heute und nicht vor bald dreißig Jahren zu Yusuf Islam geworden - ob er genauso rigoros seine Gitarre an den Nagel gehängt hätte? In den Medienberichten überwiegt das Staunen über das unvermittelte musikalische Anknüpfen an früher. Für Muslime kommt die Wende womöglich weniger überraschend. Denn wer heute Instrumente einsetzt, braucht nicht groß nachdenken, ob er es damit auch islamisch allen recht macht. Selbst ein religiös orientierter Sender würde Zuschauer einbüßen, wollte er musikalische Abstinenz verordnen.

Längst hat sich eine differenzierte Sicht praktisch durchgesetzt: Ohren und Verstand zudröhnen nein, bewusst mit Musik umgehen ja. Davon profitieren auch jene, die in der muslimischen Welt immer ihren Platz hatten - als altorientalische Musiktherapeuten, in sufitischer Tradition, oder im anspruchsvollen instrumental begleiteten Liedvortrag wie bei Umm Kulthum. Sami Yusuf begeistert ein muslimisches Mainstream-Publikum von England bis in die orientalische Welt. Auch in Österreich gibt es Bewegung in der Musikszene: das Album Islam daham von BardAllah oder der klavierbegleitete Kinderchor Hilal, dessen CD mit ebenfalls deutschen Texten bereits im islamischen Religionsunterricht Einzug gehalten hat.

Im mitunter schrillen Konzert der Meinungen zur Integrationsfähigkeit des Islam setzt Yusuf Islam einen klangvollen Akkord. Am Beispiel eines zeitgemäßen Umgangs mit Musik lebt er Geschmeidigkeit in der Beantwortung theologischer Fragen - zu der ihn sein muslimisches Publikum schließlich ermutigt hat. Kunst ist dabei ein von Muslimen zu lange fast vernachlässigtes Medium der Reflexion und Auseinandersetzung mit der Moderne, das wir im Dialog brauchen.

Die Autorin ist Medienreferentin der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich.

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