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Gott als Tätigkeitswort darstellen. Zwei Theologen geling dieses Vorhaben.

Die katholische Kirche hat schon bessere Zeiten erlebt. Über diese Krise wird gejammert. Viele kämpfen dagegen, treten die Flucht nach vorn an, andere ziehen sich in ihre eigene heile Glaubens- und Kirchenwelt zurück. "Die prekäre Lage der Kirche" heißt in diesem Sinne ein Büchlein des Salzburger Dogmatikers Hans-Joachim Sander - im Untertitel. Der Haupttitel lautet "nicht ausweichen".

Eigenartiger Titel, passt aber gut zu diesem eigenartigen Buch und zu der eigenartigen These, die Sander darin ausformuliert. Er tritt nämlich für die bedrängende Situation der Kirche ein und dafür, dass die Kirche diese gegenwärtige Not als Segen annehmen soll. Heute sei Ohnmacht an Stelle der jahrhundertelangen Macht der Kirche getreten und, so Sander, "Ohnmachtserfahrungen sind so schlecht für die Kirche nicht". Das hängt damit zusammen, dass Macht die Ausdrucksform der Religionsgemeinschaft Kirche war, Ohnmacht jedoch Art und Weise einer Pastoralgemeinschaft ist, zu der hin die Kirche unterwegs ist, zu der sich die Kirche, laut Sander, auch entwickeln soll.

Das klingt jetzt ein wenig kompliziert, doch einfacher geht's nicht. Denn obwohl das schmale Bändchen nicht danach ausschaut, es steckt eine ganze Ekklesiologie drin. Seine theologische Lehre der christlichen Kirche erläutert Sander im Taschenbuchformat und die bescheidene Form steht für den Inhalt: "Mit Macht ist der Glaube an diesen Gott nicht durchzusetzen; seine Bedeutung lässt sich erst in der eigenen Ohnmacht erfahren." Diese Einsicht, zu der die Kirche heute gezwungen werde, "humanisiert das Volk Gottes", schreibt Sander, und ist "ein großer Schritt im Anwachsen des Reiches Gottes".

Bis Sander dahin kommt, darf sich der Leser und die Leserin über wunderbare Formulierungen freuen: "Das Volk will sich mit dem Gottes-Götzen die Wüstenbedrohung des Lebens aus dem Leib tanzen." Sander thematisiert hier die Exodus- und Exil-Erfahrung des Volkes Israel und beweist ihre Relevanz für das heutige Volk Gottes.

Das passt zum Motto, unter das Sander und der Kölner Theologe Hans-Joachim Höhn ihre Buchreihe "GlaubensWorte" gestellt haben: Von Gott soll darin als Tätigkeitswort die Rede sein. Das gelingt Sander, das gelingt Höhn, wenn dieser im Band "spüren" den heutigen Ästhetikboom mit den Sakramenten vergleicht, kontrastiert und schließlich konstruktiv zusammenführt.

Nicht Ausweichen. Die prekäre Lage der Kirche. Von Hans-Joachim Sander,

Echter Verlag, Würzburg 2002, 142

Seiten, brosch., e 12,80

Spüren. Die ästhetische Kraft der

Sakramente. Von Hans-Joachim Höhn, Echter Verlag, Würzburg 2002, 144

Seiten, brosch., e 12,80

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