Pflege und Integration

Werbung
Werbung
Werbung

Teilen? Solidarisch handeln? Von Kindern gegenüber Eltern nicht zu erwarten, lehrt uns die Werbung. Da wird dem Vater fröhlich der Kuchen weggefuttert oder das Papiertaschentuch zu Ohrenstöpseln gedreht, anstatt es dem niesenden Papa zu reichen. Doch fehlender Altruismus im Fernsehspot soll uns schmunzeln lassen - die private Altersversicherung springt ein und garantiert, dass wir samt Nachwuchs unseren Egoismus weiter pflegen können...

Die Diskussion um Altenpflege birgt die Chance, sich endlich einem Thema zu stellen, das nicht in unsere vom Jugendkult geprägte Spaßgesellschaft passen will. Vorkommen dürfen sie ja neuerdings im Fernsehen, die Alten, freilich möglichst als aktive und durchgestylte Typen. Aber vom Menschen im Alter an sich zu sprechen, mit seinen Falten, körperlichen Schwächen, vielleicht Schrullen - das fehlt. Respekt nur bei voller Leistungsfähigkeit? Es geht um mehr als die Finanzierbarkeit der Altenpflege. Frei von platter Verklärung müssen Einstellungen zum Lebensabschnitt Alter revidiert werden.

Eine Wertediskussion also. Denkanstöße lieferten bisher schon die Kirchen und Religionsgemeinschaften. Und die Verknüpfung zum Integrationsthema, das ansonsten ohne "unsere Werte" nicht auskommt? Fehlt bisher, denn welcher Politiker würde "Integrationsunwilligkeit" schon in Bezug auf das Festhalten am Recht auf Würde im Alter festmachen wollen? Ist aber so in der jüngst viel bemühten Studie über Muslime zu lesen. Statt pauschalierend "Werte" gegeneinander auszuspielen, könnte sich "gegenseitige Bereicherung" hier konkretisieren: die Verwandte, die gegen eine fixe Einstellung durch den Staat die häusliche Pflege übernimmt und zusätzlich in Schulungen begleitet wird.

Die Autorin ist Medienreferentin der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung