Religion war nie out

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Wer die britische Wochenzeitung The Economist zur Hand nimmt, muss bzw. darf sich auf eine auf Kürze und Bündigkeit bedachte, zuspitzende, im Grundton ironische und nicht selten auch schnoddrige Abhandlung von Themen und Ereignissen einstellen. Geschrieben aus der klaren Perspektive eines Marktliberalismus und ohne jeglichen Vertrauensvorschuss für Weltanschauungen und Ideologien, versteht sich.

Umso spannender, wenn die Themen "Religion", "Glaube", "Kirchen" etc. aufgegriffen werden, wie zuletzt ausführlich in der vorletzten Ausgabe unter dem Titel "In God's Name. A special report on religion and public life". Wobei marktbewusst für die Titelblattschlagzeile "The new wars of religion" gewählt worden war. Man hatte sich, wie gesagt, kein Heimspiel zu erwarten und auch so manche schmerzende Verkürzung zu befürchten. Überrascht wurde man aber mit einem sehr breiten Spektrum von Analysen und Diagnosen in einem globalen Horizont.

Die Grundthese, dass Religiosität und Religion nicht wieder im Kommen seien, sondern nie an Bedeutung verloren hätten - im Gegensatz zu manchen Religionsgemeinschaften in manchen Regionen -, diese Grundthese wird abgerundet mit der Feststellung des Soziologen Peter L. Berger, dass Modernisierung nicht so sehr mit Säkularisierung einhergegangen sei und gehe, sondern vielmehr mit Pluralismus. Dass dieser "klassische" Religionsgemeinschaften und traditionsbewusste Gläubige in Probleme bringen kann, sei nicht mit einer Verweltlichung unserer Zeit zu verwechseln. Dagegen spreche auch der Zulauf für neue "Anbieter".

Überraschend konstruktiv dann der Abschluss: Gerade in den neuerdings wieder stärker (quasi-)religiös aufgeladenen politischen Konflikten hätten Religionsführer die Chance, zum Brückenschlag beizutragen. So sie nicht der Versuchung zur einseitigen Konfliktnutzung erliegen.

Der Autor ist Pfarrer in Probstdorf und Universitätsseelsorger.

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