Sonnenfinsternisse sind spektakuläre, schöne, faszinierende und sehr seltene Ereignisse. Kein Wunder, daß die Zeitungen voll sind von vorbereitender und nachbereitender Berichterstattung. Darf aber solch spektakulären Ereignissen eine Bedeutung zugemessen werden?
Sonnenfinsternisse und ähnliche Ereignisse sind einsetzbar. Das wußten schon die alten Ägypter. Auch unter den zehn ägyptischen Plagen, den Kampfmitteln des Gottes Jahwe gegen den Pharao taucht sie auf. Es ist zu beachten, daß auf den Übergang von physischen Ereignissen zur Bedeutung der Umweg über die Metaphysik immer wieder verwendet wurde.
Auch beim Tod Jesu ist eine Sonnenfinsternis eingeplant. Als Jesus stirbt, gibt es sie, aber es zeigt sich eine andere Geschichte an: Hier ist die Sonnenfinsternis nicht Ausdruck eines Kampfmittels, sondern Ausdruck des Beteiligtsein Gottes selbst am Menschheitsunglück und der Sympathie Gottes für das Leid der Welt.
Es gibt natürliche Katastrophen, die menschliche Katastrophen hervorbringen. Es hat Hungersnöte gegeben, die die Weltgeschichte massiv verändert haben. Es hat gegeben, daß das persönliche Unglück einzelner Persönlichkeiten über ganze Völker hinweggeschwappt ist und ihre Geschichte zum Guten oder zum Schlechten gekehrt hat. Der natürliche Tod, erst recht der künstlich herbeigeführte Mord, hat schon oft einiges in Gang gebracht.
In der Regel ist es aber so, daß natürliches Geschehen und das, was die Menschen angerichtet haben, nur mit größter Vorsicht miteinander in Verbindung gebracht werden dürfen. Es muß aber auch gesagt werden, daß die Menschheit zunehmend auf diese Probleme aufmerksam wird und nach den tatsächlichen Ursachen der Katastrophen sucht.
Daß es etwa kein Zufall ist, wenn scheinbare Naturkatastrophen nichts anderes als Auswirkungen menschlicher Entwicklung des Fremdenverkehrs (in den Alpen) sind. Daß Elend und Hungersnöte ausbrechen in Ländern, die trotz ihres oft unermeßlichen Reichtums an Bodenschätzen als Entwicklungsländer eingestuft werden.
Schaulust und Interesse der Menschen sollten mehr den Blick auf die tatsächlichen Ursachen schärfen als auf die schönen, berauschenden, beängstigenden Katastrophenszenarien.
