Schriftzeichensuppe des Daseins

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Pwie plötzlich. P wie Panzer oder Paradies. Und P wie Passion, Perle oder Politik. P wie Person. Worte mit Konnotationen gleich Erkenntnissen aus einem einzigen Buchstaben. Wir aber löffeln an der Schriftzeichensuppe des Daseinsalphabetes und werden nicht satt, denn "eine der schwersten Fragen im Leben" scheinen wir gemieden oder vergessen zu haben: "Wo sind meine Grenzen?" (Jehuda Bacon). Uferloses Unglück dämmert durch die Sommer hier und dort und überall. Natürlich bieten wir hierorts touristische Ziele an. Alles p wie perfekt organisiert gemäß den 4 Ps des Marketings: Produkt, Preis, Platz, Promotion. Wir bringen Österreich schon an den Mann. The Sound of Music und so fort.

"Ihr werdet meine Zeugen sein": Unter diesem Titel hatte sich die Vollversammlung der Konferenz Europäischer Kirchen in Novi Sad vor wenigen Wochen getroffen. Die Erzbischöfin der Schwedischen Lutherischen Kirche, Antje Jackelen, hat in Anlehnung an das 4-P-Gesetz des Marketings auf dieser Zusammenkunft, eingedenk eines professionell auf höchstem Niveau funktionierenden Marketings des Bösen, auf die vier giftigen Ps aufmerksam gemacht, die unser Dasein zu einem dunklen Rätsel machen: Populismus, Post-Wahrheit, Protektionismus, Polarisation.

Das Gegengift kommt in der Wahrhaftigkeit einer Person, die eine Seele hat und Grenzen und ein Herz zu verschenken; wider die Geschmacklosigkeiten den Geschmack für die Unendlichkeit, die Zeugin wird, Zeuge eines anderen Seins, in dem Menschen sich entlassen aus ihrer "kurzen Sicht", das Heilende inmitten allen Unheils beglaubigen, in dem zuweilen plötzlichen Glück, Teil der Sehnsucht Gottes zu sein als in der Heimat aller Fragenden, jeder Verzweiflung zum Trotz, groß in der Hoffnung aus dem Gottesgrund, diesem Leben vertrauend -wider den Anschein -in Liebe.

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