Schüler-Austausch konkret

Werbung
Werbung
Werbung

Du vertiefst Sprachkenntnisse, erweiterst deinen Horizont, lernst eine andere Kultur kennen: So versucht man seinem Nachwuchs den bevorstehenden österreichisch-französischen Schüleraustausch schmackhaft zu machen. Dann sind sie endlich für eine Woche da, "unsere" Franzosen, verteilt auf die ganze Klasse - und die Wirklichkeit ist ernüchternd.

Kommunikation zwischen fremden Halbwüchsigen heißt: sich gemeinsam schweigend vor die Playstation zu werfen. Kultur des Landes kennen lernen bedeutet für die Gastgruppe: die nächtliche Lokalszene in Wien unter die Lupe zu nehmen - umgekehrt scheint das ebenfalls wesentlicher Bestandteil des Aufenthalts der Österreicher in Frankreich gewesen zu sein, erfahren die staunenden Eltern so nebenbei. Kulinarisch finden die Franzosen Knödel schrecklich, Schnitzel sosolala, Red Bull aber ist ein Hit. Unterhaltung? Bestenfalls auf Englisch. Fazit der Woche: genervte Lehrer, deren Aufwand groß bei kleinem Ergebnis war, übermüdete Jugendliche, die viel Hausübung nachholen müssen - und zerstörte Illusionen bei den Eltern.

Danach bleiben nagende Fragen: Sind die superstrengen (meist auch superteuren) Internate im angelsächsischen Raum, wo Kinder für Lappalien (eine Zigarette oder zehn Minuten am Abend zu spät heimkommen) streng - manchmal auch mit Rausschmiss - bestraft werden, nicht die bessere Alternative? Ist die Zahl jener Europäer, die Französisch oder Englisch lernen wollen, nicht viel größer als umgekehrt die der Franzosen und Engländer, die in anderen Sprachen fit sein wollen? Ist die Beherrschung der Weltsprache Englisch künftig nicht ohnehin völlig ausreichend?

Die nächste Chance heißt Erasmus. Vielleicht funktionieren ja Studenten-Austauschprogramme besser.

Die Autorin ist Innenpolitik-Ressortleiterin der "Presse".

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung