Schwierige Solidarität

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Europäisches Roma-Seelsorger-/innen/treffen in Kroatien. Hohe Ideale neben ernüchternden Bestandsaufnahmen. Eher abstrakte Problemdiskussionen neben eindrucksvollen Zeugnissen gelebter Verbundenheit mit dieser Volksgruppe am Rand der europäischen Gesellschaften: Priester, die in Wohnwagen mitziehen, Ordensfrauen, die in Roma-Dörfern mitleben, Angehörige der Volksgruppe, die sich als Vermittler abmühen. Meine Gedanken wandern zurück zum Besuch von Roma-Siedlungen im Osten Europas vor zwei Monaten. 1500 Bewohner zählt eine dieser improvisierten Siedlungen. 500 davon unter sechs Jahren, erzählt mir die Bürgermeisterin der nahe und doch im Sicherheitsabstand gelegenen Ortschaft.

Schon werden wir umringt von unzähligen Kindern, die aus den unbeschreiblich armen Holzbehausungen herausgelaufen sind. Die Bürgermeisterin hat hier keinen leichten Stand. Ein Projekt mit der regionalen Arbeitsmarktverwaltung hatte den Männern Beschäftigung im öffentlichen Bereich vermittelt und hätte ihnen zu dauerhaften Arbeitsplätzen verhelfen sollen. Die Bürgermeisterin hatte die Projektkosten über ein Darlehen vorfinanziert und dafür Konflikte mit den anderen Parteien im Gemeinderat geerntet. Die Arbeitsmarktverwaltung hat dann aber weder Arbeitsplätze vermittelt, noch ihre Finanzierungszusage eingehalten. Das Projekt musste beendet werden.

Jetzt laden die enttäuschten Menschen ihre Empörung auf die Bürgermeisterin ab, die sich mit ihrem Engagement für die "Zigeuner" vermutlich auch in ihrer Ortschaft nicht viele Freunde gemacht haben dürfte. Die zierliche Frau schüttelt den Kopf. Nein, sie wisse auch nicht, wie es weitergehen soll. Und zwischendurch muss man sich immer wieder bewusst machen, dass die Menschen in den Holzhütten Bürgerinnen und Bürger der Europäischen Union sind.

Der Autor ist Pfarrer in Probstdorf und Universitätsseelsorger.

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