Tulku-System des tibetischen Buddhismus

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Das Tulku-System ist eine Besonderheit des tibetischen Buddhismus. Während die Wiedergeburt gewöhnlicher Wesen dem Gesetz des Karma (= Handlungsfolgen) folgt, kann ein Tulku Ort und Zeit seiner Wiederverkörperung frei wählen. Ein Tulku ist ein "Erleuchtungswesen", ein "Bodhisattva", der Befreiung und den "Pfad des Sehens" erreicht hat und sich aus Mitgefühl wieder verkörpert. Die bedeutendsten Linien sind die Karmapas (ab dem 13. Jahrhundert) und die Dalai Lamas (14. Jahrhundert). Das Tulku-System erlaubte den tibetischen Klöstern die ungeteilte Vererbung von Grundbesitz und Reichtum entlang der Tulku-Linien. Visionen, Prophezeiungen und verschlüsselte Nachrichten deuten auf den Ort, an dem der Verstorbene wieder geboren wird. Die Kinder, die als mögliche Kandidaten gelten, müssen z. B. aus verschiedenen Gegenständen jene herausfinden, die dem Verstorbenen gehört haben. Dies ist kein Doppelblind-Verfahren, da einige der Anwesenden die richtige Lösung kennen, sondern eher ein Test für "emotionale Intelligenz". Gelegentlich gibt es auch mehrere Inkarnationen, da sich nach tibetischer Auffassung sich Körper, Rede und Geist getrennt verkörpern können. Im Fall des 17. Karmapa gibt es um die Anerkennung der "richtigen Wiedergeburt" einen massiven Konflikt innerhalb des Kagyü-Ordens.

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