Und jetzt die Schwester auf dem Schleudersitz

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Mit der Uschi kannst du Rosse stehlen", sagt eine Schulkollegin, die Ursula Haubner seit ihrer gemeinsamen Zeit in der Frauenberufschule Bad Ischl und der Hauswirtschaftslehrerinnen-Ausbildung in Innsbruck kennt: "Die Uschi ist kameradschaftlich und intelligent und liebenswert..."

Und Ursula Haubner ist die Schwester von Jörg Haider und Staatssekretärin im Sozialministerium und seit letzter Woche designierte FPÖ-Bundesparteiobfrau, die nun bis zum Parteitag am 3. Juli wieder einmal ein freiheitliches "Team der besten Köpfe" zusammenzustellen versucht. Der Kärntner Landeshauptmann soll diesem A-Team als "politischer Konsulent" zur Verfügung stehen.

Nervige Schwester, ...

Ein Zusammenspiel, das den Geschwistern nicht fremd ist: "Er war ein totaler Gerechtigkeitsfanatiker, sehr aktiv, hat immer mitgeredet und wollte überall dabeisein", erinnert sich Haubner an die gemeinsame Kindheit mit ihrem fünf Jahre jüngeren Bruder in Bad Goisern. "Sie ist mir einfach ungeheuer auf die Nerven gegangen, weil sie mich dauernd erziehen wollte", kontert der Bruder. Aber "nun ist es die große Liebe", schwärmte Haider schon 1997, als die Schwester Landesrätin in Oberösterreich wurde. Schnell erkannte der Bruder das politische Potenzial, das in seiner Schwester schlummert: "Das ist eine große Chance für uns." Warum? Haider: "Die Uschi ist nämlich nicht mit irgendwelchen emanzipatorischen Komplexen behaftet."

Eine Emanzipation vom freiheitlichen Ober-Parteichef Haider liegt Haubner auch fern. Zu ihrem Amtsantritt als Staatssekretärin stellte sie klar: "Ich bin nicht seine Beraterin. Wir werden aber weiterhin die wesentlichen Dinge in der Politik, zwischenmenschliche Beziehungen und auch Probleme bereden. Er soll wissen, ich bin eine verlässliche Partnerin."

Einen treuen Freund wird Haubner gut brauchen können: Mit ungeteilter Zustimmung in der FPÖ kann Haubner nicht rechnen. Der künftige freiheitliche EU-Abgeordnete Andreas Mölzer bezeichnete Haubner zwar als "mittelfristig keine schlechte Lösung" und als "durchaus interessante und kompetente Dame", gleichzeitig sprach er sich aber dafür aus, dass jemand die Partei führen sollte, der dies über das eigene Gewicht schaffe und nicht auf Grund familiärer Bande.

... kompetente Dame

Mit oder ohne kleinen Bruder, die 58-jährige große Schwester hat es bereits geschafft, sich als engagierte Sozial- und Familienpolitikerin über Parteigrenzen hinweg einen Namen zu machen. Haubner war eine Wegbereiterin des Kindergelds und treibende Kraft, als bei dieser Leistung unter Schwarz-Blau II eine Ausweitung auf Mehrlingsgeburten erfolgte. Beim Elternrecht auf Teilzeit tat sie sich als FPÖ-Chefverhandlerin hervor. Als Vorsitzende der Freiheitlichen Frauen war es Haubners Anliegen, jungen Frauen jene Branchen näher zu bringen, in denen der Verdienst höher ist.

Mit dem FPÖ-Parteivorsitz ist Haubner jetzt selbst in einen Hochrisiko-Job mit unsicheren Erfolgsaussichten eingestiegen. Wie sie es trotzdem schaffen will: "Wieder berechenbar und glaubwürdig werden und Geschlossenheit zeigen" - also das sein, was sie in der Schulzeit schon angeblich war: eine zum Pferde Stehlen. WM

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