Warum Fastenzeit ist

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Die "Fastenzeit" ist mit der Fit- und Wellnesswelle auf eine neue Art populär geworden. Die "Vierzig Tage" nehmen sich sogar relativ mickrig aus angesichts des ganzjährigen Trends, sich zu trimmen und zu kasteien. Dabei kommt die Fastenzeit von ganz anderswo her. Von der Idee nämlich, sich auf das Ostern vorzubereiten. Mit Ostern sind dabei aber nicht die heutigen paar freien Tage vor der Kulisse weihrauchduftender Osterhochämter in den Kirchen und abgasegeschwängerter Osterurlaubsantrittsorgien auf den Autobahnen gemeint, inklusive piekfeiner Osterfestspiele und dem festen Platz des Osterhasen im Schokoladejahr.

Mit Ostern ist im Zusammenhang der Fastenzeit die Feier der Auferweckung des Jesus von Nazareth aus dem Tod gemeint. Und diese Auferweckung wiederum war ursprünglich nicht nur Motiv und Inhalt schöner Liturgien, Lieder und Bilder, sondern eine hochbrisante Sache. Ein Grab war zu bewachen, weil der darin Bestattete den Mächtigen in Staat und Religion auch noch als Toter zu gefährlich war. Er hatte eine Hoffnungsbewegung losgetreten, die man gewaltsam zu stoppen müssen meinte. Und die Einschüchterung wirkte zunächst: die Freunde des Hingerichteten hielten sich versteckt. Bis einige Frauen hartnäckig Hinweisen darauf nachgingen, dass der eben noch Tote wieder lebe und die Sache damit weiterginge.

Eigentlich müsste es also in der Fastenzeit darum gehen, für sich selbst und als Gemeinde neu den Anschluss an die Auferweckung des Jesus zu finden und aus dieser Auferweckung wieder neu leben zu lernen. Mit all den brisanten Konsequenzen in Kirche und Gesellschaft, die das auch schon am Anfang des Ganzen hatte. Aber natürlich gibt es auch die Variante "Ostern light": ein paar (hoffentlich nicht verregnete !) Feier-und Ferientage mit ein bisschen zeitgemäßem Fasten davor. Fürs Sich-Wohlfühlen eben.

Der Autor ist Pfarrer in Probstdorf und Universitätsseelsorger.

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